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Die Staufer und ihre Zeit

Die Staufer und ihre Zeit

Titel: Die Staufer und ihre Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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signalisiert auch eine Zäsur im Verhältnis des Adels zur übrigen Bevölkerung. Residierten die Edelleute früher häufig in dörflicher oder städtischer Umgebung, zog es sie nun auf Hügel, Berge, Felsvorsprünge: Wir da oben, ihr da unten!
    Die Herrschenden führten mit martialischen Mauern und Türmen ihren Untergebenen eindrücklich vor Augen, wo – salopp gesagt – die Streitaxt hing: nämlich in den dunklen Festungen. Für den berittenen Krieger des europäischen Mittelalters war ohne eine wenigstens kleine Burganlage gesellschaftlich nicht mehr viel zu holen.
    Ein staufischer König verfügte dabei über doppelten Besitz: Zu den Burgen aus dem Familieneigentum kamen noch die sogenannten Pfalzen. Die damaligen deutschen Herrscher regierten ja nicht von einem festen Amtssitz, einer Hauptstadt aus, sondern zogen rastlos durch ihr riesiges Reich. In den dafür repräsentativ ausgebauten Pfalzen, Zentren ihrer Macht, hielten sie Hoftage und Versammlungen ab, sprachen Recht, griffen in lokale Kämpfe ein, empfingen Gesandte, feierten kirchliche wie weltliche Feste.
    Während dieser endlosen Tourneen der Machtdemonstration verweilten der Kaiser und seine Gefolgschaft manchmal einige Tage, oft aber für Wochen in einer Pfalz. Solche Residenzen fanden sich in Kaiserslautern, Frankfurt am Main, Nürnberg, Wimpfen am Neckar oder Hagenau im Elsass.
    Gründer und Bauherr vieler dieser Pfalzen war Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Er ließ auch schon bestehende Festungen vergrößern, wie Otto von Freising einmal notiert:
»Die Paläste bei Nimwegen und neben dem Dorfe Ingelheim, die einst Karl der Große aufs Schönste erbaut hatte, stellte Friedrich in gebührender Weise wieder her. Denn diese Bauten waren trotz vorzüglicher Ausführung infolge mangelnder Unterhaltung und Alter schon hinfällig geworden.«
    Im Auftrag Barbarossas entstand auch die rund 40 Kilometer östlich von Frankfurt am Main gelegene Pfalz in Gelnhausen, die als die bis heute am besten erhaltene Burganlage der Stauferzeit gilt. Sie steht auf einer Insel im Flüsschen Kinzig auf 18 000 bis 20 000 in den Boden gerammten Holzpfählen. Aufenthalte Barbarossas in Gelnhausen sind belegt für die Jahre 1180, 1182, 1186 und 1188, in der gesamten Stauferzeit sind 29 Königsbesuche verbürgt.
    Die früher verbreitete Annahme, dass es während der 38 Regierungsjahre Barbarossas eine regelrechte Pfalzenbauschule gegeben habe, eine Art zentrale Behörde, die den Bau der kaiserlichen Burgen reichsweit steuerte, gilt unter Wissenschaftlern heute als widerlegt.
    Entscheidend für den Burgen-Boom unter den Staufern war, neben machtpolitischen Fragen, auch eine technische Innovation: Ab dem Jahr 1000 wird zunehmend Stein als Baumaterial eingesetzt. Kastelle oder kleine Festungen gab es natürlich schon im frühen Mittelalter – doch sie waren meist aus Holz. Baumstämme hielten jedoch nicht so lange; in Friedenszeiten verfaulten sie, im Krieg drohten sie angezündet zu werden.
    Damit sich ein Mächtiger jedoch eine Burg aus Stein errichten lassen konnte, brauchte er zwei Dinge: Geld und Know-how. Durch den Bau großer Klöster und Kathedralen hatte sich im Reich eine Schicht hochspezialisierter Handwerker herausgebildet: Maurer, Steinmetze und Bildhauer, Zimmerleute und Dachdecker, Schreiner, Schlosser, Schmiede. Es gab Meister, Gesellen, Lehrlinge ebenso wie zahllose Handlager.
Aufgrund ihrer Erfahrung konnten die mittelalterlichen Baumeister auch ohne statische Berechnungen komplizierte Bauvorhaben bewerkstelligen. Allerdings mussten diese Fachleute, im Gegensatz zu den Leibeigenen, oft aus fernen Regionen angeworben und gut entlohnt werden.
    Immer häufiger setzten die Bauleute Mörtel ein und vorgefertigte Steinquader – nur so konnten sie dicke Mauern und standfeste Türme hochziehen. Oft kam die Technik des »Zweischalenmauerwerks« zum Einsatz: Außen und innen wurde aus größeren Brocken eine feste Front gemauert, dazwischen steiniges Füllmaterial geworfen.
    Dabei versahen viele Steinmetze ihre Quader mit einem persönlichen Zeichen. So entdeckten Wissenschaftler an der Kaiserpfalz in Gelnhausen 50 und mehr verschiedene Steinmetzzeichen, auf der Burg Wildenberg im Odenwald fanden Experten etwa 65 unterschiedliche Kennungen. Daraus lässt sich schließen, dass beim Bau solcher Anlagen mehrere Dutzend Steinmetze und insgesamt wohl Hunderte Handwerker und Hilfsarbeiter beteiligt waren.
    Das schwere Baumaterial transportierten die Arbeiter mühsam über

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