Die Staufer und ihre Zeit
Rampen und Leitern. Die Handwerker setzten Flaschenzüge und Kräne ein, teilweise liefen Hilfskräfte dabei in großen Treträdern wie Hamster. Die Bauzeit einer mächtigen Burg, so schätzen Experten, lag in der Regel zwischen fünf und zehn Jahren.
Und der praktische Nutzen all dieser Anstrengungen? Die Hoffnung auf Sicherheit, sowohl vor den Heeren adliger Konkurrenten als auch vor Diebes- und Räuberbanden. So haben die meisten Burgen einen ähnlichen Aufbau: Außen findet sich erst einmal ein tiefer Graben, dann folgt eine oft meterdicke, hohe Mauer mit rückwärtigen Wehrgängen. Innen stehen meist ein Wohngebäude, Palas genannt, und ein Turm, der Bergfried, der letzte Rückzugsraum. Der Haupteingang
ist durch ein oder zwei hintereinander gebaute schwere Tore versperrt, oft zusätzlich durch eine Zugbrücke gesichert.
Auch innerhalb der Burgmauer haben sich die Architekten militärtechnisch einiges einfallen lassen: Der Eingang zur Burg verläuft oft um die Ecke, so dass anstürmende Reiter nur schwer durchbrechen können. Treppen sind häufig als enge Wendeltreppen angelegt, im Uhrzeigersinn gedreht: Stürmt ein Rechtshänder mit einem Schwert solch eine Treppe hoch, ist er im Nachteil gegenüber einem oben stehenden Verteidiger. Die Türen zwischen den einzelnen Räumen sind oft schmal und niedrig, so dass ein einzelner Mann mit einer Lanze sie verteidigen kann. Der Zugang zum Bergfried ist meist im ersten oder zweiten Stockwerk und kann blitzschnell gekappt werden, wodurch der Turm zu einer Art Burg in der Burg wird.
Hinter Wall und Graben
Aufbau einer typischen Burg der Stauferzeit
Burgen wurden bevorzugt auf Anhöhen errichtet. In der Ebene legte man zum Schutz oft einen umlaufenden Wassergraben an, der nur über eine Zugbrücke passiert werden konnte. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die Anlagen häufig durch eine vorgelagerte Mauer erweitert. Der so entstandene Innenhof (Zwinger) bot zusätzlichen Schutz.
Die Festungen der Stauferzeit waren nur sehr schwer einzunehmen. Angreifer mussten oft unter großen Verlusten gegen die Festungen anrennen, die Verteidiger aushungern, sie zermürben. Erst mit der Verbreitung des Schießpulvers im 14. Jahrhundert änderte sich die Lage: Kanonenkugeln machten die Burgen verwundbar. Aktuelle Forschungsergebnisse belegen jedoch, dass das Aufkommen von Kanonen nicht, wie bisher von vielen Experten behauptet, das Ende der Burgenzeit bedeutete, sie veränderten sie aber. Die Festungen wurden weiterentwickelt und umgebaut, erklärt Burgenfachmann Ulrich Großmann, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.
Neuere Studien zeigten zudem, so Großmann, dass unter den Staufern immer mehr niedrige Adlige und Abhängige in den Besitz einer Burg gelangten. Burgen und Festungen gab es bereits lange vor der Stauferzeit, nun aber begann der Siegeszug der steinernen Burg.
Jenseits militärhistorischer Analysen gilt in der Stauferzeit jedoch wie im ganzen Mittelalter: Was gut für den Kampf ist, ist noch lange nicht gut für das tägliche Leben. Der Alltag für die Menschen auf einer Burg war alles andere als luxuriös – er war vor allem kalt, feucht und dunkel.
Insbesondere im Winter herrschte bittere Kälte hinter den dicken Mauern. Beheizen konnten die Bewohner nur wenige Räume, oft neben der Küche bloß ein oder zwei mit Kaminen versehene Zimmer, genannt Kemenaten. Erst ab dem
12. Jahrhundert kamen langsam Kachelöfen auf. Fenster im heutigen Sinn gab es nicht, die Öffnungen der Gebäude nach außen waren absichtlich kleingehalten, da sie nicht verglast waren. Sie blieben entweder offen oder wurden durch Holzläden, Häute oder Felle verschlossen.
Tageslicht drang so nur spärlich ins Innere. Künstliche Beleuchtung blieb für viele Menschen ein Luxus, da Öllampen, aber auch Wachskerzen sehr teuer waren. Talglampen oder brennende Kienspäne, in Eisenringe an die Wand oder in Tischständer gesteckt, wurden als preisgünstige Lichtquellen genutzt, sorgten aber für rauchgeschwängerte Luft.
Wohnräume und Schlafgemach waren häufig eins, eine separate Schlafstube verbreitete sich erst im Spätmittelalter. Viele Burgen verfügten dafür über eine Burgkapelle, damit die Bewohner für ihr Seelenheil beten und bei Kämpfen den Himmlischen Vater um Beistand anflehen konnten.
Als Toiletten dienten meist Aborterker an den Außenmauern mit einem schlichten Loch im Boden. Die Notdurft fiel luftig in den Burggraben oder wurde durch einen hölzernen Schacht
Weitere Kostenlose Bücher