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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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jedem Finger einen mit Juwelen besetzten Ring. Dann blieb ihr Blick wie gebannt an der Feder in der Hand des Mannes haften. Ihr Herz begann schneller zu schlagen, und ihr Mund wurde trocken. Er führte die Feder von rechts nach links! Konnten Träume so detailgetreu sein? Wieder beschlichen sie Zweifel und verursachten Magendrücken. Aber was konnte das hier sonst sein, wenn nicht ein Traum? Es gab doch keine andere Möglichkeit?
    Mittlerweile hatte der Mann seine Schreibarbeit beendet. Ein wenig gelangweilt sah er auf. Doch als sein Blick auf Beatrice fiel, erhellte sich seine Miene. Er sprang auf, trat auf sie zu und überschüttete dabei, unterstrichen von ausladenden Gesten, den Dicken mit einem Schwall arabischer Worte. Zu ihrer Genugtuung stellte Beatrice fest, dass die Stimme des Kaufmanns immer wütender und die des Dicken immer kleinlauter wurde. Sie verstand zwar kein Wort, aber sie hatte den Eindruck, dass ihr Sklaventreiber für ihre schlechte Behandlung zur Rechenschaft gezogen wurde. Der Kaufmann raufte sich die Haare. Dann seufzte er und blieb dicht vor Beatrice stehen. Überrascht atmete sie den schwachen Duft von Rosen ein, als er seine Hand durch ihr Haar und über ihre Wange gleiten ließ. Beatrice erschauerte, als er sie mit festem, aber nicht schmerzhaftem Griff zwang, den Mund zu öffnen, ihre Zähne betrachtete und sich dann ihren Handflächen und Fingernägeln widmete. Anschließend begann er, ihren Körper abzutasten. Beatrices Herz setzte für einen Moment aus. Was wollte der Kerl von ihr? In ihrem Kopf jagten sich die Gedanken, was sie jetzt tun sollte. Beiß ihn. Schlag ihm ins Gesicht. Schrei so laut du kannst, und gib ihm einen gezielten Tritt zwischen die Beine. Aber statt sich zu wehren, ließ sie alles willenlos über sich ergehen. Sie war wie eine Fremde in ihrem eigenen Körper und nicht in der Lage, sich zu bewegen. Stattdessen fiel ihr plötzlich auf, dass sie weder OP-Kleidung noch ihre normalen Sachen trug, sondern ein knöchellanges, mittelalterlich aussehendes Kleid. Während die Hände des Kaufmanns über ihre Hüften glitten, ihren Bauch und ihren Hintern prüften, ihre Schenkel und Waden umfassten, überlegte sie, woher sie das Kleid haben mochte.
    War das nicht absurd? Hier war ein ekelhafter Mann, der sie von oben bis unten angrapschte, und sie machte sich Gedanken um ein Kleid? Beatrice erinnerte sich an eine Patientin, die von zwei Männern überfallen worden war. Während sie die Platzwunden genäht hatte, hatte die Frau ihr erzählt, dass ihr in dem Augenblick, als die beiden begannen sie zusammenzuschlagen, eingefallen war, dass sie vergessen hatte, Butter zu kaufen. War das eine Art Schutzmechanismus des Gehirns? Dass man in einem Moment, in dem etwas Schreckliches geschieht, plötzlich an etwas ganz Alltägliches denken muss, um nicht verrückt zu werden? So wie sie an dieses dumme Kleid dachte, während fremde Hände an ihr herumtasteten? Dabei waren diese Berührungen nicht von Begierde geprägt, sie waren noch nicht einmal freundlich. Sie waren kühl und geschäftsmäßig, als würde er Ware prüfen wie ein Vieh- oder Stoffhändler. Und irgendwo in einem Winkel ihres Gehirns dämmerte es ihr, dass er genau das tat – er prüfte Ware. Natürlich, das war es! Dieser Mann war ein Sklavenhändler! Diese Erkenntnis traf Beatrice wie ein Keulenschlag. Von einer Sekunde zur anderen wurde ihr schlecht. Die Stimmen der beiden Männer wurden dumpf und schwarze Kreise tanzten vor ihren Augen, als ihr Blutdruck in den Keller rauschte. Dann wurde sie ohnmächtig.
    Als Beatrice wieder zu sich kam, lag sie auf einem schmalen, harten Bett. Überrascht setzte sie sich auf und warf dabei das dünne Laken auf den Boden, das ihr offensichtlich als Decke gedient hatte. Zwei Dinge wurden ihr gleich auf den ersten Blick klar. Das hier war weder ihr eigenes Bett noch ihr eigenes Zimmer. Es war aber auch nicht mehr dieses finstere Verlies, in dem sie das letzte Mal zu sich gekommen war. Wo aber war sie jetzt? Das Zimmer war so klein, dass außer dem Bett, das kaum mehr als eine klapprige Holzpritsche war, keine weiteren Möbelstücke Platz hatten. Die Wände waren weiß gekalkt und schmucklos, der Boden bestand aus hellbraunen Steinfliesen, vermutlich Sandstein, die Decke war ziemlich niedrig. War sie vielleicht in einer Klosterzelle? Aber nein, dann hätte an der Wand sicherlich ein Kruzifix oder Heiligenbild gehangen. Ihr Blick wanderte zu dem kleinen Fenster, das eigentlich nur ein

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