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Die Steine der Fatima

Die Steine der Fatima

Titel: Die Steine der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Magen-Darm-Infektion.
    Hoffentlich!
    »Seit heute Morgen. Sie sind immer stärker geworden…« Er schrie vor Schmerz auf, als sie auf einen bestimmten Punkt im Bereich seines Unterleibs drückte. »Ich hatte das schon ein paar Mal, aber noch nie so schlimm.« Sie drückte an einer anderen Stelle, und er schrie wieder.
    »McBurney positiv, kontralateraler Loslassschmerz und beginnende Abwehrspannung«, murmelte Beatrice vor sich hin und schüttelte verzweifelt den Kopf, als ihr klar wurde, dass sie hier niemand verstehen würde. Ihr Verdacht hatte sich bestätigt. Saddin hatte eine Blinddarmentzündung, und die Entzündung griff bereits auf das Bauchfell über. Manchmal hasse ich es, wenn ich recht habe, dachte sie und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe, während sie überlegte, was sie machen sollte.
    Zu Hause in Hamburg, im 21. Jahrhundert, wäre diese Diagnose kein Grund zur Panik. Sie hätte nicht eine Sekunde gezögert, um die einzige sinnvolle, notwendige und richtige Therapie anzuwenden, die es bei einer akuten Appendizitis gab – die Operation. Sie hätte lediglich mit Kollegen darüber diskutiert, ob man in Saddins Fall auch mit Hilfe einer Bauchspiegelung oder doch mit normalem Bauchschnitt operieren sollte. Aber was sollte sie hier tun? Ihr stand keine Narkose zur Verfügung, sie hatte keine sterilen Instrumente, sie hatte nicht einmal vernünftiges Nahtmaterial zum Abbinden der Gefäße und des Darms, geschweige denn eine Flüssigkeit, mit der sie den Bauchraum spülen konnte. Ein Eingriff unter diesen katastrophalen Bedingungen konnte Saddin das Leben kosten. Andererseits war die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Blinddarmentzündung mit bereits bestehender Bauchfellentzündung von selbst zurückbildete, gleich null. Die Entzündung würde unweigerlich weiter voranschreiten. Irgendwann würde der angeschwollene Wurmfortsatz regelrecht platzen und den Eiter in die Bauchhöhle entleeren. Für eine Weile, vielleicht für ein paar Stunden, würde Saddin eine Art Entlastung verspüren. Es würde ihm ein wenig besser gehen, vielleicht würde er sogar wieder etwas essen. Doch dann würde sich das Bauchfell entzünden, und er würde in geraumer Zeit unter furchtbaren Schmerzen und hohem Fieber in einer Sepsis sterben. Sie sah ihn an und hatte ihre Entscheidung getroffen. Es gab keine andere Möglichkeit.
    »Saddin, komm mit«, sagte sie und half ihm auf die Beine.
    »Was tut Ihr?«, rief der Diener aus und wollte sie daran hindern. »Meinem Herrn geht es schlecht, er braucht Ruhe und…«
    »Bleib mir vom Leib!«, fauchte Beatrice den Diener wütend an. Merkte dieser Dummkopf nicht, dass die Zeit drängte? »Wenn dir das Leben deines Herrn lieb ist, dann lass mich meine Arbeit tun!«
    Erschrocken wich der Diener ein paar Schritte zurück. In seiner Verwirrung wandte er sich an Saddin. »Herr, was soll ich…«
    »Lass sie«, sagte Saddin und gab sich sichtlich Mühe, gerade zu stehen. »Sie weiß schon, was sie tut.«
    Der Diener verneigte sich und zog sich zurück, während Beatrice sich Saddins Arm um die Schulter legte. Zum Glück war er nur unwesentlich größer als sie.
    »Was hast du vor?«, fragte er.
    »Ich bringe dich zu Ali al-Husseins Haus. Dort werden wir dich operieren.«
    Vielleicht lag es an ihrer Entschlossenheit, vielleicht spürte Saddin jedoch auch selbst, dass darin seine einzige Chance lag. Er nickte ergeben. »Gut, aber lass uns nicht zu Fuß gehen. Mein Hengst steht im Stall gleich nebenan.«
    Wie sie auf dem Pferd den Weg durch Saddins Zeltlager zu den Toren der Stadt und schließlich quer durch Buchara schafften, konnte Beatrice später nicht mehr sagen. Sie wusste nur noch, dass sie die Wachen am Tor so angebrüllt hatte, dass die Männer erschrocken zur Seite gesprungen waren und trotz der fortgerückten Stunde das Tor aufgemacht hatten. Als sie dann endlich Alis Haus erreichten, dämmerte es bereits.
    Der Torsklave, der auf Beatrices Klopfen hin das Tor öffnete, sah sie erstaunt an. »Herrin, was…«
    »Hilf mir, ihn ins Haus zu tragen!«, herrschte sie den jungen Mann an.
    Gehorsam hob er Saddin hoch, als würde der Nomade gar nichts wiegen, und trug ihn hinauf zur Patientenkammer.
    »Leg ihn auf das Bett!«, befahl Beatrice. »Und jetzt wecke Ali al-Hussein und Selim, sie sollen sofort hierher kommen. Und sage der Küchensklavin, sie soll für einen großen Kessel mit kochendem Wasser sorgen. Es kommt gleich jemand zu ihr hinunter und gibt ihr weitere Anweisungen. Und

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