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Die steinerne Pest

Die steinerne Pest

Titel: Die steinerne Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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leichter anhörte, als es
war, denn durch die Vielzahl unterseeischer Riffe Und
Klippen herrschte unter der trügerisch ruhigen
Meeresoberfläche ein Gewirr von Unterströmungen und
Sogen, das beständig versuchte, die NAUTILUS gegen
eine Klippe zu drücken oder in die Tiefe hinabzuzerren.
Trautman stand auf der Leiter, die zur Turmluke hinaufführte, und hatte wieder das Fernglas angesetzt. Nur
Kopf und Schultern ragten aus dem Turm, der seinerseits
gerade eine Handbreit aus der Meeresoberfläche
hinausragte, so daß immer wieder etwas Wasser in das
Schiff eindrang. Singh, Mike und Chris standen unter ihm
und blickten gebannt zu ihm hoch und warteten darauf,
von ihm zu erfahren, was sich draußen abspielte.
Trautman ließ sich jedoch gehörig Zeit, bevor er endlich
den Feldstecher absetzte und dann vorsichtig über die
nassen Metallsprossen zu ihnen in die Tiefe kletterte.
»Also?« fragte Mike aufgeregt.
»Es ist kein Schiff zu sehen. « Trautman schüttelte ein
paarmal den Kopf, um seine Worte zu bekräftigen. »Aber
das bedeutet nicht, daß keine Gefahr besteht«, fuhr er fort.
»Die Insel ist dicht bewaldet. Wenn jemand im Unterholz
steht und das Meer beobachtet, dann wird er uns sehen,
sobald wir auftauchen. « »Warum sollten sie so etwas
tun?« fragte Chris. Trautman seufzte. »Weißt du, ich
wollte es vorhin nicht sagen, damit Juan und Ben nicht
gleich wieder aufeinander losgehen, aber ich teile Bens
Ansichten durchaus. Diese drei Schiffe sind ganz
bestimmt nicht zufällig hier. Sie müssen in unmittelbarer
Nähe gewesen sein, um auf den Funkspruch des Frachters
zu reagieren und so schnell hierher zu gelangen. Es sollte
mich nicht wundern, wenn sie wissen, daß wir in der Nähe
sind - oder es zumindest ahnen - und nur auf uns warten.
Wenn ich der Kapitän des Schlachtschiffes wäre, würde
ich jedenfalls an allen Ecken dieser Insel Wachen
aufstellen, die Tag und Nacht das Meer beobachten. «
»Aber das würde ja bedeuten, daß sie wissen, daß wir
hier sind«, sagte Mike kopfschüttelnd. »Das kann doch gar
nicht sein. Niemand weiß von unserer Existenz. «
»Vielleicht doch«, antwortete Trautman. »Vielleicht sind
sie uns schon von Kairo aus gefolgt. Ich hatte ein paarmal
das Gefühl, beobachtet zu werden, aber ich glaubte dann,
es wären Hasim und seine Brüder gewesen. Schließlich
hatten wir genug andere Dinge im Kopf. Doch wer weiß...
vielleicht haben wir uns nach Winterfelds Tod einfach zu
sicher gefühlt. « Er unterbrach sich, indem er sich in einer
erschöpften Geste mit beiden Händen über das Gesicht
fuhr und die Augen rieb. »So oder so«, fuhr er dann fort,
»wir müssen auf diese Insel und uns überzeugen. Aber wir
werden schwimmen müssen. Ich wage es nicht, weit
genug aufzutauchen, um das Boot abzusetzen. Singh - ich
bin müde, würdest du mir den Gefallen erweisen und hinuntergehen und einen Taucheranzug für mich
-« »Ich
gehe«, sagte Mike. Trautman blinzelte. Er widersprach
nicht gleich, war aber von Mikes Vorschlag sichtlich nicht
begeistert. »Es sind nur hundert oder zweihundert Meter
bis zum Strand«, fuhr Mike fort. »Ich kann da sein, noch
bevor Singh den Anzug geholt und Sie ihn angezogen
haben. « »Das ist viel zu gefährlich«, widersprach
Trautman. »Stimmt«, antwortete Mike. »Und für Sie noch
viel gefährlicher als für mich. Sie haben es selbst gesagt:
Sie sind müde, und... ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe
treten, aber ich glaube doch, daß jemand meines Alters für
ein solches Abenteuer besser geeignet ist -« »- als ein alter
Tattergreis wie ich?« fiel ihm Trautman ins Wort. Er gab
sich Mühe, möglichst grimmig dreinzublicken, aber zum
ersten Mal seit vielen Tagen wieder erkannte Mike auch
ein Lächeln in seinen Augen, so daß er mit einem breiten
Grinsen antwortete: »Wenn Sie den Deutschen in die
Hände fallen, dann wird es übel für Sie enden. Nach
allem, was ich gehört habe, machen sie kurzen Prozeß mit
Spionen. « »Das stimmt«, antwortete Trautman. »Aber das
gilt auch für dich. «
»Sie kriegen mich nicht«, sagte Mike zuversichtlich.
»Und wenn doch, dann spiele ich das arme, verstörte
Kind, das seine ganze Familie bei einem Schiffbruch
verloren hat und sich gar nicht so richtig erinnert, wie es
hierher kommt. «
Trautman blickte ihn immer noch zweifelnd an, aber es
war ihm zugleich auch deutlich anzusehen, wie sehr ihn
der Gedanke erleichterte, nicht zu der Insel hinüberschwimmen zu müssen. »Also gut«, sagte

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