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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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seltsame Gegenstände mit, die es nirgends gab, außer vielleicht in Ländern, die so weit entfernt waren, dass man nicht einmal ihren Namen kannte. Er sprach nie darüber, was er in dieser Zeit gemacht hatte, ob er selbst auf Reisen gegangen war oder einfach nur Handelskarawanen aus fernen Ländern getroffen hatte. Das blieb sein Geheimnis.«
    Samuel musste unwillkürlich an seinen Vater denken. Sein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen.
    »Ihr . . . Ihr habt nie versucht, dieses Geheimnis zu lüften?«
    »Doch, sicher! Aber er war schlauer als ich. Als ich fünfzehn Jahre alt war, sind wir auf die Bergspitze El-Qurn gestiegen, dort, wo die Göttin Meresger wohnt, die ›die das Schweigen liebt‹. Mein Vater zeigte auf die Stadt und den Fluss zu unseren Füßen. ›Dort ist das wahre Leben. Dort und nur dort. . . Ich weiß, wie gern du mir folgen würdest, Ahmousis. Ich bitte dich, es nicht zu tun. Es gibt zu viele Gefahren und Versuchungen, zu viel Unglück und traurige Begegnungen. Nimm dir eine Frau, Ahmousis, heirate sie, habe Kinder mit ihr und sieh zu, wie sie heranwachsen. Diene deinen Göttern und den Pharaonen, schenke deine Liebe denen, die dir nahe sind. Nichts anderes ist es wert, nichts anderes lohnt die Mühe. Wenn du nur ein Hundertstel von dem wüsstest, was ich weiß, Ahmousis, könntest du in nichts mehr einen Sinn finden. Weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft . . . Dir bliebe wie mir nur eine Gegenwart aus Staub, ein Geschmack von Bitterkeit und Verbitterung und grenzenlosem Scheitern. Und das ist nichts, was ich mir für meinen Sohn wünsche.‹«
    Der Priester zuckte die Schultern.
    »Ich muss zugeben, dass mir seine Worte zu jener Zeit recht seltsam erschienen. Doch er hatte mit solchem Ernst gesprochen, mit so viel Niedergeschlagenheit in den Augen, dass ich lieber seinem Rat gefolgt bin.«
    Samuel war fasziniert. Es war, als ob er nach einer schier unendlichen Wanderung durch die Dunkelheit, nachdem er gestolpert und gestrauchelt war und sich an unsichtbaren Mauern gestoßen hatte, auf einmal in der Ferne ein Licht sähe. Ein zitterndes, schwaches Licht, aber ein Licht. . . Schlagartig fühlte er sich weniger einsam.
    »Ihr habt mir eben zu verstehen gegeben, dass er mich kannte?«
    »Ja. Vor ungefähr zwei Jahren hat er mir gesagt, dass du kommen würdest.«
    »Dass ich . . . dass ich kommen würde?«
    »›Ein Junge mit heller Haut. Vierzehn Jahre alt mit dunkelbraunem Haar, blauen Augen und sehr feinen Zügen, ein wenig eigensinnig, aber von starkem Willen. Er wird dir den Eindruck vermitteln, dass er nicht weiß, wo er ist, vielleicht auch nicht, wer er ist. . . Doch du musst ihm helfen, denn er hat, auf seine Weise, mir geholfen.‹«
    Samuel wusste weder, was er sagen, noch, was er denken sollte. Sein System meldete: Error!
    »Ich soll ihm geholfen haben? Aber er muss sich geirrt haben! Ich habe ihn doch nie getroffen!«
    »Und doch bist du hier, nicht wahr? Er erklärte mir auch, dass ich dich erst nach seinem Tod sehen würde. Und er hat diese Welt vor genau achtundsechzig Tagen verlassen . . . Das Begräbnis wird übermorgen stattfinden.«
    Sam brauchte dringend etwas Konkretes, etwas, woran er sich festhalten konnte, sonst würde er sich innerlich auflösen.
    »Und werdet. . . werdet Ihr mir helfen?«
    Der Priester erhob sich und ging zu einer der großen Truhen. Er öffnete sie und nahm eine Amphore und zwei Tonbecher heraus. »Ich habe hier ein mildes Honigbier. Möchtest du davon kosten?«
    Samuel nickte. Er nahm den Becher und nippte an der bittersüßen Flüssigkeit, die leicht auf der Zunge prickelte. Gar nicht schlecht.
    »Als ich klein war«, fuhr Ahmousis fort und setzte sich wieder zu ihm, »gab es in unserem Haus einen Raum, den niemand betreten durfte. Dort sammelte mein Vater all die seltsamen Gegenstände, von denen ich dir eben erzählt habe. Die von seinen Reisen . . . Nach einer Weile begannen sich Gerüchte zu verbreiten. Durch die Dienerschaft in die Welt gesetzt, nehme ich an. Man erzählte sich, dass Setni Gegenstände von großer magischer Kraft besitze. Wenn du mich fragst, ist es das, wonach mein Cousin, der Schreiber, trachtet. Wenn ich letzte Nacht den Tod gefunden hätte, wären diese Dinge sicher in seinen Besitz gefallen. Khamosis war immer schon voller Neid und Ruhmsucht. . .«
    Er nahm einen Schluck Bier und verzog amüsiert das Gesicht.
    »Aber er wäre sehr enttäuscht worden!«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass es diese Gegenstände gar

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