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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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treffen uns Samstag beim Wettkampf. Ich werde dich vor versammelter Mannschaft wie eine Mücke zerquetschen. Und wehe dir, du kneifst. . .«
    Die Geste war eindeutig: Er würde ihn in zwei Teile brechen wie ein Streichholz.
    »Klar komme ich!« Sam tat hocherfreut. »Um nichts in der Welt würde ich mir das entgehen lassen!«
    Monk zupfte ihm verdächtig fürsorglich das T-Shirt zurecht, als wollte er sichergehen, dass sein Opfer bis zum großen Showdown keinen Schaden nahm.
    »Also dann bis Samstag, Faulkner, und versuch nicht, mich reinzulegen . . .«
    »Auf keinen Fall, Monk!« Tief in seinem Innern dachte Samuel, dass er sich lieber auf den Mond schießen lassen würde.
    »Ist dir nicht gut, Sam? Du bist so blass . . .«
    Grandpa setzte sich ihm gegenüber an den Küchentisch, während er lustlos an seinem zweiten Keks knabberte.
    »Doch, doch . . .«
    »Du machst dir Sorgen um deinen Vater, stimmt’s? Das ist ganz normal, aber ich denke, man sollte sich nicht so schnell verrückt machen lassen. Es ist nicht das erste Mal, dass er plötzlich verschwindet.«
    »Zwei oder drei Tage vielleicht, aber doch nicht zwölf! «
    »Ich spreche nicht von der jüngsten Zeit. Sondern von früher, als du noch nicht geboren warst. . .«
    Samuel verschluckte sich beinahe an seinem Keks.
    »Das ist früher auch schon vorgekommen?«
    »Ja, es ist ungefähr zwanzig Jahre her. Allan studierte damals noch Geschichte. In einem Sommer fuhr er für ein Praktikum drei Monate nach Ägypten. Mit einem berühmten Archäologen, Professor Chamblin oder Chamberlain, ich erinnere mich nicht mehr.«
    Grandpa zwang sich zu einem Lächeln, als würde er irgendeine banale Anekdote erzählen. Aber Sam hatte das dumpfe Gefühl, dass mehr dahintersteckte. Ausgrabungen in Ägypten, das konnte doch nur ein Zufall sein . . .
    »Du weißt doch, dass dein Vater schon immer alle möglichen Dinge gesammelt hat: Er hat da oben immer noch einen Ordner mit Notizen und Zeitungsausschnitten. Ich glaube, ich habe selbst auch ein paar Artikel ausgeschnitten.«
    »Da oben? Auf dem Dachboden?«
    »Ja, deine Großmutter muss alles in eine ihrer verdammten Truhen getan haben. Sie kann nämlich auch nichts wegschmeißen!«
    »Und was genau ist damals passiert?«
    »Genau kann ich es dir auch nicht sagen. Außer dass sie bei den Ausgrabungen auf irgendwelche Sachen gestoßen sind. Grabstätten, heilige Gegenstände . . . Das steht alles in den Zeitungsausschnitten, wenn es dich interessiert. Aber darum geht es auch nicht, sondern darum, dass dein Vater uns zu Beginn seines Aufenthalts in Ägypten immer regelmäßig angerufen hat. Und dann gab es plötzlich kein Lebenszeichen mehr von ihm. Nichts mehr, von einem Tag auf den anderen! Du kannst dir die Angstzustände deiner Großmutter vorstellen! Es hätte ihm wer weiß was zugestoßen sein können! Nach einigem Hin und Her hatte ich endlich die Nummer des Ausgrabungslagers herausgefunden. Und da sagte man mir, Allan sei verschwunden . .. Die anderen im Team waren davon ausgegangen, dass ihm die Ausgrabungen zu anstrengend geworden seien und er sich deshalb auf die Heimreise gemacht habe. Übrigens nicht allein, sondern mit einem anderen jungen Praktikanten in seinem Alter. Nur dass Allan uns nichts davon gesagt hatte . . .«
    Wie so oft starrte Grandpa verloren an die Decke. Er sprach wie zu sich selbst: »Das dauerte ungefähr zwei Wochen, zwei schreckliche Wochen! Und dann, eines Morgens, rief Allan plötzlich an. Seine Erklärungen klangen ziemlich wirr; angeblich hatte er einen Ausflug in die Wüste machen wollen und die Möglichkeiten zu telefonieren seien häufig schlecht gewesen. Aber er wollte sein Praktikum bei den Ausgrabungen fortsetzen. Dann, fünf oder sechs Tage später, das gleiche Spiel: keine Nachricht mehr! Zwei Monate ging das so: Eine Woche war er da, in der nächsten verschwand er, dann tauchte er wieder auf, und so weiter. Beinahe wären deine Großmutter und ich selbst hingeflogen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Aber mit unserem Geschäft war das natürlich nicht so leicht.«
    Samuel verstand sehr gut, was für »Ausflüge« sein Vater unternommen hatte!
    »Im Oktober war er schließlich wieder zurück«, schloss Grandpa.
    »Habt ihr nie erfahren, was passiert war?«
    Grandpa löste seinen Blick von der Decke und sah Sam an: »Nein, nie, stell dir vor. Es ging ihm nicht besonders gut, als er zurückkam. Er hatte irgendeinen seltenen Virus aufgeschnappt und dadurch zehn Kilo und einige Handvoll

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