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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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Iona begonnen wurde. Nach einem verheerenden Angriff der Wikinger wurde es auf wundersame Weise gerettet und nach Irland gebracht, wo andere Mönche es vollendeten.«
    Samuel weinte und lachte gleichzeitig. Das Wunder, das war er gewesen!

 
10.
    Pressespiegel
     
    Wie gut, dass er bald Ferien hatte: Nach nur einem Tag Schule hatte Samuel schon die Nase voll. Der Ärger fing gleich morgens um halb acht an, als Sam feststellte, dass er den Berg Matheaufgaben, den er schon die ganze letzte Woche vor sich hergeschoben hatte, zu diesem Montag fertig haben musste. Er hatte eigentlich vorgehabt, sich am Sonntag daranzusetzen, aber dort, wo er am Wochenende gewesen war, kannte man keine Taschenrechner . . .
    Leider hatte Mrs Cubert, seine Mathelehrerin, einen sechsten Sinn für derartige Fälle. Sie hatte zunächst den Blick über die ganze Klasse schweifen lassen, die Nase in der Luft wie ein Spürhund, als wittere sie bereits die unerledigten Hausaufgaben. Dann hatte sie zielsicher auf Sam gezeigt: »Samuel, komm doch mal bitte nach vorne und demonstriere uns, in welchem Maße jedes Vorankommen in der Mathematik von regelmäßigen Bemühungen abhängt.« Rätselhafte Formulierungen dieser Art gehörten zu Ihren Spezialitäten und hatten zur Folge, dass man entweder wie angewurzelt sitzen blieb oder unverzüglich an die Tafel gerufen wurde. Für Sam hieß es offensichtlich: an die Tafel. Wenig begeistert stand er auf.
    »Willst du deine Unterlagen nicht mitnehmen, Samuel? Ist das jetzt Mut oder Tollkühnheit?«
    Während er sich ein halb bekritzeltes Blatt aus seinem Ordner schnappte, raunte sein Banknachbar Harold ihm zu: »Wir schicken dir einen Krankenwagen, Sam. Keine Sorge, ich sage deinen Eltern Bescheid.«
    Tatsächlich erlebte er ungefähr die schlimmsten fünfzehn Minuten seines Lebens, während er mit einem Stück Kreide in der Hand gegen eine ganze Serie unverständlicher Gleichungen kämpfte und sich unter den Salven giftiger Bemerkungen duckte, mit denen ihn die geifernde Mrs Cubert beschoss. Mit einem Visier vor dem Helm und einem ein Meter fünfzig langen Schwert hätte sie einen ausgezeichneten Wikinger abgegeben. Es endete damit, dass Sam nicht nur das Ausmaß seines Unwissens demonstriert hatte, sondern mit einer niederschmetternden Fünf und drei zusätzlichen Aufgaben an seinen Platz zurückgeschickt wurde.
    In der Pause nahm Harold ihn beiseite: »Und, ist dein Vater wieder da?«
    »Nein.« Sam biss die Zähne zusammen.
    Er brannte darauf, Harold alles zu erzählen, aber eine leise Alarmglocke in seinem Kopf hielt ihn zurück. Du weißt, was du riskierst, wenn du das machst . . . Und wenn Harold dir nicht glaubt, bist du bis zum Ende des Jahres eine Lachnummer. Willst du das? Wieder einmal, auch wenn es ihn einige Kraft kostete, beschloss er, sich lieber in Schweigen zu hüllen. Harold war sowieso schon bei einem anderen Thema:
    »Warum warst du nicht auf Maddys Party am Samstag?«
    »Äh, ich . . .«
    »Sie hat mich gefragt, ob du krank seist. . .«
    »Ah . . .«
    Maddy war ein Mädchen aus seiner Klasse, das schon seit Anfang des Schuljahres um ihn herumschlich. Samuel fand sie ziemlich hübsch und nett, aber ... mehr auch nicht. Um ehrlich zu sein, hatte er sogar ein ziemliches Problem damit. In der Zeit, als sie noch in Bel-Air gewohnt hatten, war er vollkommen verrückt nach Alicia Todds gewesen, seiner Nachbarin. Damals – mit zehn oder elf – waren sie beide unzertrennlich und hatten sogar gelegentlich den Sommerurlaub im Ferienhaus der Todds am Meer verbracht. Alicia war hinreißend – blond, mit großen blauen Augen, heller Haut und einem Mund, der immer lachte. Sie überlegte ständig, wem sie als Nächstes einen ihrer Streiche spielen konnte. So stand eines Tages ein Mann vom Pizzaservice bei dem alten Brummbär Mister Roger vor der Tür, mit siebenmal »Sardellen/Speck«, siebenmal »doppelt Käse/Salami«, dazu sieben Dosen Bier, die er niemals bestellt hatte. Alicia hatte den denkwürdigen Moment mit ihrer Einwegkamera festgehalten, woraufhin sie sich später – als jemand das Foto entdeckt hatte – bei sämtlichen Pizzalieferanten von Bel-Air entschuldigen musste. Bei der Gelegenheit schaffte sie es immerhin, dass der Chef vom Pizzaservice ihr ein Eis ausgab – Alicia Todds’ Charme konnte eben niemand widerstehen . . .
    Nachdem Sams Mutter gestorben war, war alles anders geworden. Samuel hatte sich plötzlich in seinem Schneckenhaus verkrochen und kaum noch mit Alicia reden

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