Die steinerne Pforte
Anlage in unversehrtem Zustand und das Grab von Plünderern verschont geblieben ist. « Wenn dies der Fall sein sollte, so hofft Prof. Chamberlain, auf ebensolche Schätze zu stoßen wie einst Howard Carter, als er das Grab des Tutenchamun öffnete!
In den darauf folgenden zwei Wochen hatten einige Wochenzeitungen die Nachricht über die Entdeckung aufgegriffen, doch wieder war es die Kairoer Times, die über genauere Details informiert war:
The Times of Cairo, 14. August 1985: Exklusiv! Die Geheimnisse des Priesters Setni! Wie wir bereits berichteten, ist es Prof. Chamberlain und seinem Team bei ihren Ausgrabungen gelungen, in die Grabkammer des Priesters Setni vorzudringen. Nachdem die Aufräumarbeiten beendet waren und die Entzifferung der Inschriften Aufschluss über die genaue Identität des Toten gab, scheint es. . .
Sam verschlang die Beschreibung der Grabkammer regelrecht: Es war genau die, die er vor ein paar Tagen im Schein seiner Fackel gesehen hatte. Es war alles noch da, außer dass nun ein riesiger goldener Sarkophag den Platz in der Mitte eingenommen hatte. Wenn auch von einem Stein mit Inschriften keine Rede war, rätselte der Journalist doch über gewisse Gegenstände, die dem Toten beigegeben worden waren:
Das Unglaublichste bleibt jedoch der Fund verschiedener Münzen in einer Schale: römische Sesterzen, griechische Patente, Groschen aus dem Mittelalter und so weiter. Anders gesagt, Münzen, die erst viele Jahrhunderte nach dem Begräbnis des Priesters Setni in Umlauf waren! Auf die Frage nach diesem rätselhaften Fund vermutete Prof. Chamberlain, dass das Grab in nicht allzu ferner Vergangenheit schon einmal aufgebrochen worden sein muss, ohne dass die Besucher jedoch irgendetwas entwendet hätten. Diese Münzen waren wahrscheinlich zu Ehren des Priester Setni hinterlegt worden. Allerdings scheint diese Hypothese auch im näheren Umfeld des Professors umstritten zu sein . . .
Danach gab es keine Ausschnitte aus der Kairoer Zeitung mehr, als ob Allan Faulkner keine Möglichkeit mehr gehabt hatte, sie zu bekommen. Hatten von diesem Datum an seine »Reisen« begonnen? Die folgenden Artikel, alle aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen, gaben wenig weiteren Aufschluss. Abgesehen vielleicht von einem letzten Artikel in der Zeitschrift Archeologia:
Archeologia, Oktober 1985:
Gerüchte von der Grabungsstätte . . .
Hartnäckige Gerüchte kommen nach wie vor aus dem
Ausgrabungslager von Prof. Chamberlain in Theben. Fs geht dabei um das Verschwinden mehrerer Gegenstände, die bei der Freilegung des Priestergrabes von Setni (XX. Dynastie) gefunden worden waren. Darunter auch die besagten Münzen, angeblich römischen, griechischen und mittelalterlichen Ursprungs, also viel jünger als das Grab selbst. Mehrere zu diesem Thema befragte Wissenschaftler äußerten die Vermutung, dass es sich um einen Streich handelte und dass dessen Urheber die Münzen, die er selbst hineingebracht hatte, heimlich wieder entfernt habe, um nicht von der ägyptischen Justiz verfolgt zu werden. Auf jeden Fall wird das Ausgrabungslager seither polizeilich überwacht.
Damit endete die Sammlung im Ordner.
Hatte sein Vater die Münzen entwendet, um die Kräfte des Steins zu aktivieren? Die Vermutung lag nahe ... Aber sein Großvater hatte noch von einem anderen Praktikanten gesprochen, der zur selben Zeit unter denselben Umständen verschwunden war. Hatten sie den Stein zu zweit benutzt? Oder war dieser andere Praktikant für die Diebstähle verantwortlich? Er war gespannt, was Lili dazu sagen würde.
11.
Eine neue Reise
Erst drei Tage später hatte Samuel Gelegenheit, einen Moment in Ruhe mit seiner Cousine zu reden. Offensichtlich hatte Tante Evelyn wegen ihrer ständigen Reisen ein schlechtes Gewissen ihrer Tochter gegenüber und schleppte sie in den folgenden Tagen überallhin: ins Kino, ins Schwimmbad, zum Einkaufen und so weiter. Unmöglich, einmal ernsthaft und ungestört mit Lili zu reden. Am Donnerstag endlich, irgendwann nach der Schule, kam sie in sein Zimmer, die Schultasche noch über der Schulter.
»Tut mir leid, Sammy, ich hatte schon Angst, meine Mutter lässt mich überhaupt nicht mehr los. Ich habe ungefähr eine Dreiviertelstunde, dann muss ich zum Tanzen. Wie geht’s dir?«
Samuel machte die Tür hinter ihr zu und zeigte ihr den Ordner, den er zusammen mit dem dicken roten Buch in seinem Kleiderschrank versteckt hatte. In wenigen Worten fasste er zusammen, worum es in den
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