Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
Vom Netzwerk:
identischen Seiten. Die Zeichnung einer Insel, gut möglich, dass es sich um Iona handelte. Und das ist noch nicht alles ... In einer der Kammern von Setnis Grab habe ich einen Stapel Papyrusblätter gesehen, die auf jeder Seite die gleichen Schriftzeichen trugen.«
    »Und dort, wo Krieg war?«
    »Da ist mir nichts aufgefallen. Aber es ging alles viel zu schnell, rundherum war alles zerstört und . . .«
    Lili setzte sich neben ihn und legte das dicke Buch auf ihren Schoß.
    »Willst du wissen, was ich denke, Sammy?«
    Ihre Augen blitzten, und Sam verstand allmählich, warum seine Cousine in der Schule alle Preise absahnte. Sie war einfach schlauer als andere!
    »Schieß los . . .«
    »Ich glaube, dieses Buch könnte man auch ›Buch der Zeit‹ nennen. Es zeigt immer die Epoche an, in der sich die Reisenden gerade befinden. Als ich es im Keller entdeckt habe, war von Theben und Ramses die Rede, weil du gerade in dieser Zeit unterwegs warst. Wenn ich es ein paar Stunden eher angeschaut hätte, hätte es sicher von dem Kloster auf Iona oder vom Ersten Weltkrieg gehandelt.«
    Natürlich! Das war es! Das rote Buch war eine Art Navigationssystem oder Kompass, das sich auf die Epoche einstellte, in der die Reisenden landeten! Ein Buch der Zeit!
    »Aber mein Vater wäre dann . . .«, begann er.
    Lili zog eine kleine Broschüre aus ihrer Tasche, auf deren Umschlag ein furchterregendes Gesicht prangte.
    »Der Name, den du mir am Sonntag genannt hast, den du in dem Buch gelesen hast, war das nicht Vlad Tepes?«
    Samuel nickte und nahm das kleine Heft, das sie ihm zögernd reichte. Über dem Porträt des Mannes mit der grässlichen Fratze stand der Titel:
    Vlad Tepes, auch Dracula genannt, Mythos und Wirklichkeit.
    »Soll... soll das ein Witz sein?«, stieß er hervor, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Ich habe es auf dem Nachhauseweg durchgeblättert. Vlad Tepes ist alles andere als ein Witz. Auf seinem Leben basiert die Geschichte von Dracula. «
    Samuel schlug die erste Seite auf: »Vlad Tepes, Sohn von Vlad Dracul, auch bekannt als Vlad der Pfähler oder Dracula, 1428?—1476.« Es folgte eine Biografie von Vlad Tepes mit zahlreichen Reproduktionen und Kopien zeitgenössischer Radierungen. Die Broschüre war offenkundig am Computer entstanden und sicher die Arbeit eines Schülers. Man erfuhr gleich in den ersten Zeilen, dass Vlad Tepes der Prinz der Walachei gewesen war und dass seine blutigen Taten Bram Stoker zu seiner Figur des Dracula inspiriert hatten.
    »Nach dem, was da drin steht, war Vlad Tepes überhaupt kein Vampir. Er war ein grausamer Kerl, dem es Spaß machte, andere umzubringen, und der seine Feinde reihenweise massakrierte.«
    Sam zitterte leicht.
    »Als ich das rote Buch aufgeschlagen habe, stand auf der Seite ›Verbrechen und Folter unter der Herrschaft von Vlad Tepes‹. Meinst du, dass . . . dass mein Vater da unten ist?«
    Lili antwortete nicht sofort, doch ihr Schweigen sprach Bände.
    »Das Dumme ist, dass sich seit deiner Rückkehr im Buch der Zeit nichts verändert hat.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Wenn dein Vater inzwischen in eine andere Zeit gereist wäre, hätte das Buch uns das wahrscheinlich angezeigt: Ein neues Kapitel wäre aufgetaucht.«
    »Du meinst, er sitzt dort fest?« Sam brachte kaum einen Ton heraus.
    »Das . . . das ist doch denkbar, oder? Erinnerst du dich noch, was sonst auf der Doppelseite stand, außer der Überschrift?«
    »Ich weiß nicht . . .« Sam versuchte, sich zu konzentrieren. »Ich konnte ja nicht wissen, dass es so wichtig sein würde! Da war von Foltern und Verbrechen die Rede, aber . . .« »Gab es nicht irgendeine Abbildung?«
    »Doch, jetzt wo du es sagst . . . Eine Radierung von einem Schloss, glaube ich. Ja, genau, ein Weg, der sich hinter einem Schloss entlangschlängelte.«
    »Dort also befindet sich dein Vater«, stellte Lili düster fest.
    »Als Gefangener von Vlad Tepes?«
    »Wenn wir uns nicht von Anfang an geirrt haben, sind die Chancen groß . . .«
    Sam stiegen vor Wut die Tränen in die Augen, und er schleuderte das Heft auf sein Kopfkissen.
    »Wir haben uns geirrt, bestimmt haben wir das! Warum sollte mein Vater Gefangener von diesem . . . diesem Dracula sein? Außerdem ist es möglich, dass das ›Buch der Zeit‹ hier nicht funktioniert. Vielleicht muss man es immer dort lassen, neben dem Stein!«
    Er starrte auf das Handy seiner Cousine, das auf dem Bett lag, und plötzlich schoss ihm eine Idee durch den Kopf.
    »Max! Bestimmt

Weitere Kostenlose Bücher