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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Frau.
    „Ich wollte Horst sprechen.“
    „Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“
    „Ein Freund. Mein Name ist Grabenstein. Ist Horst da?“
    „Nein. Horst ist krank. Tut mir leid.“
    „Was fehlt ihm? Hoffentlich nichts Ernstes?“
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Nur der Atem der Frau war zu hören. „Er ist im Krankenhaus“, sagte sie schließlich.
    Eine metallisch klingende Stimme aus dem Lautsprecher erklärte, dass sein Flug zum Einsteigen bereit sei. Frank versuchte die Worte von Horsts Kollegin zu erfassen. „Krankenhaus?“, wiederholte er.
    „Es sieht nicht gut aus. Horst wurde schwer verprügelt, beinahe totgeschlagen. Steckte wohl seine Nase wieder mal zu tief in irgendwelche Recherchen. Armer Kerl.“
    „Verprügelt!“, flüsterte er. „Haben Sie eine Nummer, unter der ich ihn im Krankenhaus erreichen kann?“
    „Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, Herr ... Grabenstein ...“
    Er bedankte sich und legte auf. Er warf Kleingeld nach und bemühte erneut die Auskunft. Die Ansage für das Boarding seines Fluges wurde wiederholt. Aufkeimende Nervosität schlich seine Wirbelsäule empor. Nachdem er vorgab, Horsts Bruder zu sein, wurde er von der Krankenhausverwaltung zu ihm durchgestellt. Schwarz meldete sich mit schwächlicher Stimme und machte den Eindruck, dass ihm das Sprechen schwer fiel.
    „Hier ist Frank.“
    „Wenn ich gewusst hätte, dass wir Brüder sind, hätte ich die teuren Drinks nicht bezahlt, die du mir serviert hast.“
    „Tut mir leid, aber sonst hätten sie mich nicht mit dir verbunden. Was ist passiert?“
    „Kann ich nicht sagen. Ich wurde vor drei Tagen von irgendwelchen Kerlen übel zugerichtet. Es war nachts, gegen elf. Ich kam aus dem Ten Forward , wo ich zu meinem Bedauern erfahren hatte, dass du nicht mehr Chefbarkeeper bist. Mein Wagen stand in der Gasse gegenüber der Bar. Dort haben sie mir aufgelauert. Wäre
    nicht zufällig eine Streife vorbei gekommen, hätte ich die Sache wohl nicht überlebt. Jetzt habe ich vier gebrochene Rippen, blaue, geschwollene Eier und einen zerschmetterten Unterkiefer. Wobei letzteres am schlimmsten ist, da mich der genagelte Knochen vom Saufen abhält. Außerdem brauche ich ein paar neue Zähne und habe 68 Stiche im Gesicht. Das gibt bestimmt klasse Narben, um anzugeben.“
    „Ich freue mich, dass du deinen Humor nicht verloren hast“, erklärte Frank, dem im selben Augenblick eine dunkle Ahnung überkam. „Waren es Asiaten?“
    „Woher zum Teufel ...“
    Er hörte förmlich, wie das Gehirn des Journalisten arbeitete.
    „Deine Laosgeschichte. Diese verschwundene Asiatin. Dann die Meldung von dem toten chinesischen Kellner aus dem Restaurant, gegenüber der Bar. Verdammt, das kann kein Zufall sein. Und du steckst mittendrin!“
    Franks Übelkeit kehrte zurück. Beinahe hätten seine Nachforschungen ein weiteres Opfer gekostet. Wie viele noch?
    „Horst, es tut mir leid. Ich werde ...“
    „... alles bis ins Detail erklären“, verlangte Schwarz.
    „Ich denke, du kriegst eine prima Story.“
    „Die Aussicht darauf treibt meine Genesung sicher rasch voran, mein Freund. Wie weit bist du mit deiner Suche nach Lea?“
    „Ich bin gerade am Flughafen. Meine Maschine nach Bangkok hebt in knapp dreißig Minuten ab. Von dort aus geht es weiter nach Vientiane. Wenn ich daran denke, auf was ich mich einlasse, wird mir schlecht.“
    „Respekt! Du machst keine halben Sachen. Ich wünsche dir viel Glück. Zumindest mehr als mir.“
    Aus dem Lautsprecher über ihm ertönte der letzte Aufruf für die Passagiere des Thai-Airways Flug 4736 nach Bangkok. Trotz des klimatisierten Terminals war ihm heiß geworden. „Ich muss Schluss machen, Horst. Mein Flug wurde bereits aufgerufen. Ich wünsche dir gute Besserung und melde mich, sobald ich wieder in Deutschland bin.“
    „Vielen Dank, Frank. Pass auf dich auf und mach dir um mich keine Sorgen. Ach übrigens, hast du dich mit Doktor Ngo in Verbindung gesetzt? Konnte sie dir weiterhelfen?“
    „Nicht nur das, sie begleitet mich“, antwortete er und erntete einige Augenblicke nachdenkliches Schweigen.
    „Entschuldige meine Verwunderung. Ich habe der guten Frau nicht mehr soviel Abenteuerlust zugetraut. Immerhin ist sie weit über 80.“
     
    Der Telefonhörer war keine Sekunde auf der Gabel, als Chin um die Ecke kam, um nach ihm zu sehen. Er versuchte den Eindruck zu erwecken, dass er gerade aus dem Herrenklo kam und wischte seine angeblich feuchten Finger an

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