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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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war mir auch gekommen. Aber Sie haben sich durch dieses Ablenkungsmanöver nicht in die Irre führen lassen und dafür danke ich Gott. Ich war noch nie so froh, Sie zu sehen, wie in diesem Moment. Aber wie zum Teufel konnten Sie wissen, wo ich bin?“
    Meinhans zeigte sein nikotingelbes Gebiss. „Sie sollten nicht Gott und den Teufel im selben Atemzug nennen. Aber, ich bin nicht hier, um Sie zu bekehren. Ich will die fehlenden Antworten.“
    Frank überkam plötzlich ein banges Gefühl und er fiel dem Kommissar ins Wort. „Sie holen mich hier doch raus?“
    „Das ist Aufgabe der Deutschen Botschaft. Dazu kann ich nichts sagen. Es hängt sicherlich von Ihrer Kooperationsbereitschaft ab und wie sehr ich gewillt bin, mich für Sie einzusetzen.“
    „Sie büßen gerade Ihre gewonnenen Sympathien ein.“
    Der Kommissar kippelte mit dem Stuhl und verursachte dabei knirschende Geräusche auf den Kacheln. Er rückte noch näher an Frank heran. „Ich bin gestern Abend, nach 14 Stunden Flug mit zweimaligem Umsteigen, in Vientiane angekommen und konnte wegen der Zeitumstellung bisher kein Auge zu tun. Strapazieren Sie also nicht meine Nerven und lassen Sie uns dieses Verhör hinter uns bringen. Danach sehen wir weiter. Gehen Sie davon aus, dass ich alles dafür tun werde, Sie in Deutschland vor den Kadi zu schleifen. Reicht das, um Ihre Bedenken zu zerstreuen?“
    Er signalisierte, dass er verstanden hatte, nur mit Meinhans’ Hilfe hier herauszukommen. Was nach seiner Rückkehr passieren würde, war momentan zweitrangig. Wenn die Wahl zwischen einem laotischen Gefängnis oder einer Vollzugsanstalt in Deutschland lag, sollte man nicht lange überlegen.
    Der ehrenwerte Herr Xieng stand weiterhin regungslos an der Wand, seinen Blick starr zur Decke gerichtet.
    „Wir haben übrigens Ihren Volvo aus der Rems gefischt“, begann der Kommissar und kam so wieder auf den eigentlichen Sinn seines Besuchs zurück. „Doch ich nehme an, das ist Ihnen bekannt. Auf Ihrem Handy fanden wir ein paar interessante Nummern. Aber lassen Sie mich von Anfang an erzählen. Mir war sofort klar, dass Sie nicht ersoffen sind. Ihre Leiche hätte es bei dem Niedrigwasser nicht über die Staustufe geschafft. Folglich waren Sie noch am Leben. Ein Unfall, um unterzutauchen. Nicht raffiniert genug!“
    „Ich hatte nie vor, einfach zu verschwinden. Ich habe das alles auf mich genommen, um meine Unschuld zu beweisen. Aus keinem anderen Grund! Es ist mir gelungen herauszufinden, wer Zhong umgebracht hat.“
    „Ach, das ist ja interessant. Lassen Sie hören!“
    „Die CIA.“
    Meinhans bekam große Augen. „Der amerikanische Geheimdienst also“, meinte er lakonisch.
    Frank ärgerte sich über die Reaktion des Beamten. Andererseits sah er ein, dass sich die Behauptung, aus dem Zusammenhang gerissen, sehr unsinnig anhörte. Also schilderte er, was passiert war, seit der Mann im schwarzen Anzug in die Bar gekommen war. Bis auf das schreckliche Szenario in Kreutzmanns Wohnung, ließ er diesmal nichts unter den Tisch fallen. Er hielt sich an das, was er schon Ilka Schoeberg erzählt hatte und ergänzte es mit dem, was die blonde Agentin ihm anvertraute, geheime CIA-Ermittlungsergebnisse hin oder her.
    Der Kommissar sollte ruhig etwas beeindruckt sein. Den metaphysischen Teil der Geschichte sparte er sich erneut. Keine Mythen, keine Drachen. Zudem keine Spekulationen über Leas Herkunft. Meinhans hörte ihm aufmerksam zu, ohne ihn einmal zu unterbrechen. Es dauerte fast zwei Stunden, bis er über seine Verhaftung zum Ende kam. Die ganze Zeit über vermied er Khams Namen auszusprechen, nannte ihn stets nur den Anwalt. Er hoffte, Meinhans war so schlau zu wissen, wen er meinte. Vor den Ohren eines laotischen Polizisten wollte er nicht den Namen des Ministers für Staatssicherheit nennen.
    Als er fertig war, schüttelte der Kommissar den Kopf und erhob sich schwerfällig. Dann umrundete er zweimal den Tisch und wechselte fragende Blicke mit Capitaine Xieng, der das Ganze teilnahmslos hinnahm, zumindest, was seine äußere Fassade betraf. Xieng stand da wie ein Ölgötze und starrte gegen die Decke. Der Kommissar setzte sich wieder auf seinen Stuhl. Meinhans sah müde aus. Die Luft in dem kleinen Raum war während Franks Erzählung stickig geworden. Die Wände waren jetzt tatsächlich feucht. Einige der Flecken machten den Anschein, als seien sie nachgedunkelt. So, als würde das getrocknete Blut langsam durch die gelbe Wandfarbe sickern. Für eine Weile war nur

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