Die Steinernen Drachen (German Edition)
bis zur Pensionierung und die würde ich gerne noch erleben.“
Ehe er dagegen argumentieren konnte, flog die Eingangstür auf und der Dschungel kam herein. Meinhans schien gleichermaßen erschrocken wie er. Bei genauem Hinsehen erkannte er, dass ein großer Mann in einem grün-braun gesprenkelten Tarnanzug in dem Türrahmen stand, dessen Gesicht schwarz und ockerfarben bemalt war. Im Anschlag hatte er ein mächtiges Automatikgewehr.
„Hier kommt die Kavallerie“, ließ er verlauten, als er die beiden Deutschen sitzen sah.
Er wusste, wem die Stimme gehörte und entkrampfte seine Haltung. „Darf ich vorstellen, mein Freund Ian.“
„Bist weit gekommen, Kraut“, erwiderte der CIA-Mann und zeigte ein breites Grinsen. Hinter seinem Rücken rief jemand, er solle die Tür frei machen. Der Agent trat zur Seite und Ilka Schoeberg betrat die Station. Sie trug dieselbe Garnitur wie ihr Begleiter. Auch ihr attraktives Gesicht war unter einer dicken Farbschicht verborgen. Die Überraschung in ihrem Blick, als sie Frank sah, blieb nicht verborgen. „Heilige Scheiße! Wie zur Hölle ...?“
Nach ihr drängten noch drei weitere Dschungelkämpfer in den Vorraum. Anonyme Gestalten, schwer bewaffnet und bis hinter die Ohren getarnt.
„Was zum Teufel ...?“, setzte Meinhans an, der Rest blieb ihm im Hals stecken. Ungläubig sah er mit an, wie sich die Soldaten im Raum postierten. Das Eintreffen der Einheit lockte auch Schwestern und Patienten an. Unter den Laoten herrschte mit einem Schlag eine panikartige Aufregung. Hysterisches Geschrei tönte durch den Gebäudekomplex. Ilka befahl einem ihrer Gefährten für Ruhe zu sorgen und trat dann zu den beiden Männern an den Tisch. Sie legte ihre Maschinenpistole ab und setzte sich auf den freien Stuhl. „Dann leg mal los! Wir haben im Moment leider ein kleines Informationsdefizit. Was gibt’s zu berichten?“
Bevor er den Mund aufmachen konnte, kam Doktor Pauls aus einem der Korridore gestürmt. „Was ist hier los?“, fauchte er aufgebracht. Seine Hornbrille war ihm auf die Nasenspitze gerutscht.
„Wir sind gleich wieder weg. Ich brauche nur ein paar Infos von Ihrem Patienten hier“, erklärte Ilka gelassen. „Tun Sie einfach so, als wären wir gar nicht da.“
„Was fällt Ihnen ein?“
Die Agentin ignorierte den Arzt und wandte sich wieder an Frank. Er sah an ihr vorbei in Pauls’ gerötetes Gesicht und fühlte ein tiefes Bedauern. Der Arzt wollte nur helfen und zum Dank hatte er diesen Mann und seine Krankenstation in ein heilloses Schlamassel hineingezogen. Der Mediziner hatte es nicht verdient, so behandelt zu werden. Ihre Blicke trafen sich und etwas in seinen Augen deutete dem Dschungeldoktor an, dass er bald wieder seine Ruhe hatte. Pauls nickte nur kurz und ging zu seinen Schwestern, die wie aufgeregte Hühner zwischen den Soldaten hin und herliefen. Innerhalb einer Minute sorgte der Arzt für Schweigen und Ordnung unter seinen Helferinnen und Patienten. Mit wenigen Worten scheuchte er sie in die Krankenzimmer und an die Arbeit zurück.
Als nur noch die CIA-Leute und die beiden Deutschen im Raum waren, entspannte sich die Situation. Ian schickte seine Leute nach draußen und postierte sich selbst am Eingang. Schließlich waren nur noch die gedämpften Gesänge des Dschungels zu hören.
„Besser?“, meinte Ilka und sah ihn erwartungsvoll an.
„Das ist Kommissar Meinhans von der Kripo Waiblingen. Er untersucht die Mordfälle Zhong und Kreutzmann“, sagte Frank.
Ilkas Mundwinkel fielen etwas nach unten. Sie überlegte kurz und drehte sich zu dem Polizisten. „Wir brauchen Ihren Verdächtigen für einen kurzen Einsatz in den Bergen. Danach können Sie ihn mit zurück nach Deutschland nehmen. Die Vereinigten Staaten werden Ihnen bei der Überführung behilflich sein.“
Bevor er protestieren konnte, gab ihm Meinhans zu verstehen, dass er still sein sollte. „Ich scheiße auf Ihre Hilfe. Dieser Mann ist schwer krank und geht nirgendwo mehr hin. Sollte sich unter Ihren Mitstreitern derjenige befinden, der den Chinesen Ao Zhong getötet hat, fordere ich Sie auf, mir denjenigen auszuhändigen. Er wird sich für diese Tat vor einem deutschen Gericht verantworten müssen. So sieht’s aus, werte Dame!“
Frank sah zu Ian hinüber, der das Gespräch aufmerksam verfolgte. Ein hämisches Grinsen stand in seinem Gesicht.
„Bring ihn weg“, befahl Ilka und ihre eisige Stimme durchschnitt die schwere, tropische Luft wie eine Rasierklinge.
„Nein“,
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