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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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wollte. Ihr Blick ging durch die schmutzige Scheibe und über den hochgezogenen Bug hinweg, verlor sich im unendlichen Grün des Regenwaldes. Vorne saßen drei weitere Männer im Schatten einer zweiten Abdeckung, die Gewehre in der Armbeuge.
    „Wir sind im Krieg“, rechtfertigte sie sich, ohne das er etwas gesagt hatte. „Wie ich sehe, geht es dir besser.“
    „Zweifelsohne verfügt ihr über hervorragende Malariamedizin. Leider hast du es aber versäumt, mich über die Nebenwirkungen aufzuklären.“
    „Die treten grundsätzlich mit Verzögerung ein. Bis dahin bist du vielleicht nicht mehr am Leben. Also solltest du dir darüber keine Gedanken machen.“ Er war nicht sicher, ob das ein Witz sein sollte.
    „Da vorne gehen wir an Land“, sagte sie und er folgte ihrem Finger. Etwa hundert Meter voraus führte ein flacher Kiesstreifen
    in den Fluss, der sich zum Ufer unter tief hängenden Ästen verlor.
     
    Nachdem sie in den Wald eingetreten waren, kostete ihn jeder Schritt auf dem morastigen Untergrund enorme Überwindung. Der schwarze Schlamm sog an seinen schweren Stiefeln wie ein ausgehungerter Säugling an seiner Milchflasche. Dabei hatte man ihm erspart, sein Gepäck selbst zu tragen. Er war der einzige ohne Rucksack und trotzdem schwand rasch die Hoffnung, jemals weiter als fünfzig Meter zu kommen. Und noch war das Gelände flach. Aber durch die Bäume schimmerte schon der bewaldete Bergrücken, den es zu bezwingen galt. Ian führte den Trupp an und orientierte sich mit Hilfe eines handlichen Laptops mit GPS. Satellitengestützt sollten sie nach knapp dreißig Kilometer auf die Bahntrasse treffen. Frank wollte keinen Gedanken an diese Entfernung verschwenden. Er konzentrierte sich lediglich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Benommen taumelte er hinter der Einheit her. Malariageschwächt, setzte ihm das beschwerliche Gelände und der schlammige Untergrund zu. Hinzu kamen die hohe Luftfeuchtigkeit und die Hitze, die sich unter dem dichten Blätterdach staute. Krankheit und Klima zermürbten ihn, aber er klammerte sich an etwas, was er bisher nicht kannte: eisernen Willen. Tatsächlich ging es nach einer Weile besser. Die Drogen, die jetzt wirkten, brachten ihn voran. Trotzdem blieb ihm nicht verborgen, dass er die Amerikaner bremste. Die fünf durchtrainierten Soldaten waren gezwungen, sich seinem Tempo anzupassen. Selbst Ilka, die er als starke Raucherin kannte, schien konditionell keinerlei Probleme zu haben. Trotz der Brisanz ihres Auftrages, warteten die CIA-Leute immer wieder geduldig auf ihn. War er für den amerikanischen Geheimdienst so wichtig, dass man aus lauter Rücksicht auf ihn, diese Mission gefährdete? Was konnte er in seinem Zustand groß ausrichten, dass man ihn unbedingt dabei haben wollte? Sein zögerliches Vorankommen passte nicht zu der Dringlichkeit, die diese Situation erforderte. Je weiter er mit dem Trupp in den Dschungel vordrang, desto fauler erschien ihm die Sache. Ihm fehlte lediglich die Luft, die Lage konkret zu erörtern.
    Nach drei Stunden legten sie eine Pause ein. Frank wagte nicht zu fragen, wie weit sie gekommen waren. Er hatte das Gefühl, einen Marathon gelaufen zu sein. Man drückte ihm einige Pillen in die Hand, die er nicht mal zählte, sondern einfach hinunterschluckte. Zwei der Männer verschwanden im Dickicht. Schon nach wenigen Metern waren sie unsichtbar und nicht einmal raschelnde Blätter verrieten ihren Aufenthaltsort.
    „Unsere Vorhut“, kommentierte Ian und folgte dabei seinem Blick ins Unterholz.
    „Erwarten wir Probleme?“, fragte er, nach Atem ringend. Der Ire lachte dreckig und ließ ihn auf seinem Baumstamm sitzen. Ilka stand ein paar Meter abseits und prüfte ihr Gewehr. Die CIA-Leute wirkten angespannt. Knisternde Spannung lag in der Luft.
    „Was ist hier los?“
    Die Agentin legte den Zeigefinger auf ihre grün geschminkten Lippen und gab ihm damit zu verstehen, still zu sein. Der Dschungel an sich war so laut, dass ihm diese Geste lächerlich vorkam. Makaken, ihre ständigen Begleiter, brüllten unentwegt im Duett mit unzähligen Vogelstimmen. Hoch über ihren Köpfen rüttelte der Wind an den Baumkronen. Schwere Wassertropfen fielen auf Blätter, Geäst und Wurzelwerk und verursachten ein andauerndes Trommeln. Weshalb sollte man hier noch still sein?
    Auf einen versteckten Wink hin, setzten sich die Soldaten wieder in Bewegung. Ilka half ihm hoch. Aus einem unerfindlichen Grund heraus, küsste sie ihn dabei auf die Wange. Ehe

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