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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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aus seinem Rachen und gab die Luftröhre frei. Erst sog er röchelnd Sauerstoff in seine Lungen, dann entwich ein Schrei aus seinem geschundenen Körper. Die Hand, die ihn hielt, ließ ihn wieder unsanft zu Boden fallen.
    Mit dem Ärmel wischte er den Dreck aus seinen Augen. Als das verschwommene Bild langsam klar wurde, blickte er erneut in den Lauf einer Waffe. Ian hielt ihm sein Gewehr unter die Nase.
    „Wegen dir habe ich jetzt einen nassen Arsch“, flüsterte er in bedrohlichem Tonfall.
    Der Amerikaner schleifte ihn zu den anderen zurück. Willenlos ließ er es geschehen. Der Fluchtversuch hatte ihn seine letzte Kraft gekostet. Er fühlte sich wie eine Marionette in den mächtigen Pranken des Agenten. Ilka würdigte ihn keines Blickes. Sie stand weiter in Diskussion mit dem Chinesen. Mittlerweile glaubte Frank, sein Gesicht zu kennen. Dieser Mann hatte ihm in Deutschland den Daumen unter das Schlüsselbein gedrückt. Was hatte er mit der CIA zu schaffen? Machte die USA gemeinsame Sache mit den Chinesen? Er verstand überhaupt nichts mehr. Die sich überstürzenden Ereignisse und die Malaria hatten ihn die Angst vergessen lassen, die ihn im Verhörzimmer der Vientianer Polizei ergriffen hatte. Nun war sie zurückgekehrt. Er spürte sie keimen. Doch noch war die Wut, dass Ilka ihn hintergangen hatte, größer als die Furcht. Während er sich den Kopf zerbrach, was als nächstes passieren würde, beendete die Agentin ihre Verhandlung und kam zu ihm. Ian drückte ihm weiterhin den Gewehrlauf in den Rücken.
    „Es gibt einen Deal. Du hast etwas, was den Chinesen gehört. Wenn du es ihnen aushändigst, kannst du gehen“, erklärte sie kaltschnäuzig.
    „Und was bekommt ihr dafür?“
    „Ich wüsste zwar nicht, was dich das angeht – aber um der Freundschaft Willen: Die Chinesen verschaffen uns im Austausch dafür Zugang zu der Anlage und halten uns den Rücken frei, während wir die Nuklearwaffen sicherstellen.“
    Er lachte schallend los. Eine schauspielerische Glanzleistung, wenn man die Angst bedachte, die ihn beschlich. „Das ist euer Agreement. Ich fasse es nicht, dass die CIA sich so über den Tisch ziehen lässt.“
    „Der Leutnant hat Pläne der Zufahrtswege und des unterirdischen Komplexes. Die Lage stimmt mit unseren Satellitenaufnahmen überein. Zudem hat die Einheit die Anlage lange genug ausspioniert, um über die stationierte Truppenstärke Bescheid zu wissen. Wir sparen daher eine Menge Zeit und können gezielt zuschlagen. Gib ihm, was er haben will!“
    „Ich hab’ es nicht mehr“, erklärte er.
    „Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dich ihm auszuliefern. Ich hätte dir das gerne erspart, aber du wirst verstehen, dass die Sicherstellung und die Zerstörung der Atomsprengköpfe über allem steht.“ Ihr Blick war eisern, ihr Mund ein schmaler, schwarzer Strich in dem bemalten Gesicht. Nichts würde sie umstimmen, nichts von ihrem Glauben an diese Nuklearwaffen abbringen können. Schon gar nicht die Alternative, die er ihr bieten konnte: Drachen!
    Er sah ein, dass ihr unter diesen Umständen keine Wahl blieb, als ihn an diese Chinesen zu übergeben. „Wann haben euch die Chinesen diesen Handel vorgeschlagen?“
    „Ich bekam den Befehl, kurz nachdem wir uns an der thailändischen Grenze verloren hatten. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Man sagte mir, ich solle nicht hinterfragen, wieso China Interesse an dir hat, oder an dem, was du in deinem Besitz hast. Dies sei für unsere Aufgabe nicht relevant.“
    „Du willst nicht wissen, worum es denen geht?“
    Sie kam einen Schritt näher. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast. Er konnte die Neugierde in ihrem Atem riechen. „Ich brenne darauf zu erfahren, was die unbedingt von dir haben wollen. Scheißegal, ob es zur Sache tut oder nicht“, flüsterte sie.
    „Sie wollen den Drachen“, hauchte er ihr entgegen, wohlwissend, dass sie damit nichts anfangen konnte. Dann ging er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, zum chinesischen Leutnant.
     
    Die chinesische Kampfeinheit schlug eine andere Richtung ein, sobald die Amerikaner außer Sicht waren. Für Frank, den man in die Mitte nahm, war das keine Überraschung. Ihm war von Anfang an klar, dass sich die Chinesen nicht mit der Suche nach einem Gleiskörper aufhalten würden. Sie strebten ein anderes Ziel an: Die matt schimmernden Gipfel, die sich im Norden über dem dichten Wald aus den Nebelschwaden erhoben. Innerlich machte er sich darauf gefasst, dass man ihn jede Sekunde nach der Skizze

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