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Die Steinernen Drachen (German Edition)

Die Steinernen Drachen (German Edition)

Titel: Die Steinernen Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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kam Olaf herein. Er wirkte sehr erregt. „Frank!“
    „Olaf?“
    „Scheiße, Frank! Die Bullen ...“
    „...waren bei dir.“
    „Richtig! Frank! Das ist schlecht, Frank, ganz schlecht! Die Leute! Die Presse! Na ja ...“
    „Schmeißt du mich raus?“ Lockmann sagte nichts, sah ihn nur an. Er hielt ihm das Obstmesser hin. Limettensaft tropfte von seinen Fingern. Olaf griff zitternd nach dem Messer. Er schwitzte, nicht nur wegen der Hitze. „Also ... bis sich die Lage beruhigt hat ...“, stammelte Lockmann mit verlegenem Blick und drehte das Obstmesser nervös zwischen seinen dicken Fingern.
    Er ging ohne ein weiteres Wort. Beim Hinausgehen sah er in Sylvias glasige Augen, die wie erstarrt an einem der Tische stand.
    Die tief stehende Sonne spiegelte sich in der Rems und blendete ihn, als er daran entlang fuhr. Seine Augen tränten und er fragte sich, ob allein die orangerot strah le nde Corona daran schuld war. Er klappte die Sonnenblende herunter und trat aufs Gas. Er fuhr viel zu schnell und schrammte beim Einparken vor seiner Wohnung gegen den Randstein. Oben angekommen, warf er sich auf die Couch. Nach zehn Sekunden sprang er wieder auf und rannte in die Küche. Bis auf ein paar Getränkedosen war sein Kühlschrank wie üblich leer. Im Gefrierfach lag eine Flasche Wodka. Sie war festgefroren, aber er riss sie mit Gewalt heraus und nahm ein paar kräftige Züge. Die klare Flüssigkeit brannte wie Feuer in seiner Speiseröhre. Er taumelte an die gegenüberliegende Wand und sackte zu Boden. Durch das Dachfenster beobachtete er, wie der Himmel sich rosa färbte.
    Der Wodka begann zu wirken und stieg ihm in den Kopf. Ehe er die Flasche erneut ansetzen konnte, klingelte das Telefon. Nach dem vierten Läuten schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Ein Mann sprach ihm aufs Band. Frank brauchte ein paar Sekunden, bis er erkannte, wer da anrief. Stefan Kreutzmanns Stimme überschlug sich förmlich. Er hechtete zum Telefon. „Ich bin da!“, brüllte er in den Hörer.
    Der Anrufer wusste im ersten Moment nicht, wie ihm geschah und brach mitten im Satz ab.
    „Hallo! Bist du noch dran?“, fragte Frank.
    „Scheiße! Hast du mich erschreckt. Kannst du nicht gleich rangehen?“
    „Tut mir leid! Was willst du?“
    „Kann ich dir am Telefon nicht sagen. Es geht um Lea. Mir ist da noch was eingefallen. Können wir uns treffen?“
    „Was ist los, du klingst so gehetzt?“
    „Halt mich jetzt nicht für verrückt, aber ich glaube, ich werde beobachtet“, antwortete Kreutzmann und so wie er es sagte, gab es für ihn keinen Zweifel. Auch wenn es reichlich paranoid klang, kam es ihm inzwischen bekannt vor, hatte er doch selbst ähnliche Anwandlungen. Warum sollte es nicht auch Kreutzmann treffen? „Nachdem, was in den letzten Tagen passiert ist, glaube ich dir jedes Wort.“
    „Kannst du zu mir kommen? Ich würde heute lieber in meiner Wohnung bleiben.“
    Er versprach, sich gleich auf den Weg zu machen. Doch zuerst ging er ins Bad und hielt seinen Kopf unter den kalten Wasserstrahl. Der Nebel, hervorgerufen durch den Alkohol, lichtete sich etwas. Trotzdem fühlte er sich zu betrunken, um zu fahren. Kurz überlegte er, ob er ein Taxi rufen sollte, griff aber dann doch zum Autoschüssel. Kreutzmanns Anruf klang dringend und er wollte keine Zeit verlieren.
    Er ärgerte sich, dass er ihm nicht mehr Informationen hatte entlocken können. Was war ihm zu Lea und ihrem Verschwinden eingefallen? Warum tat er so geheimnisvoll? Wer verfolgte Kreutzmann? Nichts ergab einen Sinn. Aber das war ihm im Fall Lea mittlerweile hinlänglich bekannt. Die Puzzleteile, die er fand, passten nicht annähernd zusammen. Statt endlich ein klares Bild zu bekommen, wurde die Geschichte immer undurchsichtiger.
    Er hatte es eilig, wollte aber in seinem angetrunkenen Zustand nicht die Aufmerksamkeit der Ordnungshüter auf sich ziehen. Obwohl es ihn zusätzliche Nerven kostete, fuhr er übertrieben unauffällig, hielt sich strikt an die Geschwindigkeitsbeschränkungen, setzte überall brav den Blinker und kam unbehelligt vor Kreutzmanns Wohnung an. Die Straßenbeleuchtung begann zaghaft zu leuchten, als er aus dem Wagen stieg. Auf sein Klingeln reagierte niemand. Mit hochgezogenen Augenbrauen drückte er gegen die Haustür. Sie sprang ohne Widerstand auf. Kreutzmanns Wohnung lag im ersten Stock rechts. Die Tür stand einen Spalt offen. Sein Magen verkrampfte sich zu einem Stein und ein mulmiges Gefühl kroch langsam seine Wirbelsäule hoch. Er stieß

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