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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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dunkelgrau, mit klaren hellen Buchstaben darauf.
    Doch dann, als sie es hatte aufnehmen wollen, war es zu Sand zerfallen. So, als wäre es nicht fertig geworden.
    Warum? Was hatte das zu bedeuten?
    Ariana betrachtete den Marshimmel, der von hier oben blassrosa schimmerte. Angenommen, das Artefakt wäre nicht zerfallen. Dann wäre sie jetzt vielleicht ebenfalls auf dem fremden Planeten.
    Wie Urs.
    Wie Carl und Elinn.
    Sie musste tief Luft holen. Ganz, ganz tief.
    Endlich kam die Marssiedlung in Sicht, der Doppelkrater mit den im Halbkreis angeordneten Kugelbauten darin. Ariana warf einen Blick auf die Uhr. Eine Stunde und fünfundzwanzig Minuten. Rekordzeit. Genau, wie sie es sich gedacht hatte.
    Während sich das Flugboot langsam die letzten Meter auf das Landegestell hinabsenkte, steckte Pigrato seinen Kommunikator ein und fand nun doch noch die Zeit für ein paar aufmunternd gedachte Worte. »Wir geben sie so schnell nicht auf, okay?«, meinte er und sah sie und Ronny durchdringend an. »Wir können noch eine Menge tun. Und das werden wir auch.«
    Ariana sah ihn verdutzt an. Es war ungewohnt, dass der Statthalter so mit ihnen sprach. All die Jahre hatte er die Marskinder entweder ignoriert oder ihnen kurz angebunden Anordnungen erteilt.
    Sie schluckte. »Okay.«
    Erst im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten fiel ihr wieder ein, dass Urs ja Pigratos Sohn war. Sein einziges Kind. Er musste sich genau die gleichen Sorgen machen wie sie.
    Was war bloß mit ihr los?
    »Gehst du heute in den Schulungsraum?«, fragte Ronny, als sie unten waren.
    Ariana schüttelte den Kopf. Was für eine Vorstellung! Sich jetzt, nach allem, was passiert war, mit Mathe, Geschichte oder dergleichen zu befassen! »Ich würde heute nicht mal den Einschaltknopf an den Terminals finden.«
    Er schien erleichtert. »So geht’s mir auch.« Er zögerte. »Die kommen schon wieder zurück, oder?«
    »Ich weiß nicht. Hoffentlich.«
    Ronny schaute ins Leere. »Das wäre ein bisschen seltsam, wenn bloß noch wir zwei da wären, findest du nicht?«
    »Mmh.« Ariana überlegte, ob ›seltsam‹ das richtige Wort war.
    Ronny kaute unschlüssig auf seiner Unterlippe. »Ich glaube, ich geh erst mal heim.«
    Sie nickte. »Wir können uns ja anrufen, wenn sich irgendwas ergibt.«
    »Okay«, meinte Ronny. Dann trollte er sich.
    Weil sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, ging Ariana erst einmal in die Medizinische Station. Doch ihr Vater war nicht da. Die Schiebetür zum Krankenzimmer stand einen Spaltweit offen, in einem der Betten lag Mrs Faggan und auf einem Stuhl daneben saß Mrs MacGee.
    »Sie schläft die ganze Zeit«, sagte die blonde Frau leise, als Ariana behutsamen Schritts näherkam.
    Ariana nickte. »Das kommt von dem Mittel, das Dad ihr gegeben hat, denke ich.«
    »Ja. Aber ich glaube, sie will gerade auch gar nicht wach sein.«
    Ariana sah auf die schlanke, zerbrechlich wirkende Frau hinab, die Mutter von Carl und Elinn. Ihre Haare hatten nicht dasselbe rostfarbene Rot wie die Elinns, aber sie waren genauso wild und unbezähmbar. Wenn Elinn einmal erwachsen war, würde sie sicher genauso aussehen . . .
    Dann fiel Ariana wieder ein, dass es gerade höchst fraglich war, ob Elinn jemals erwachsen werden würde. Oder Carl. Oder Urs. Bei diesem Gedanken stockte ihr der Atem, als zöge jemand ein stählernes Band um ihre Brust zusammen.
    Das Warten, fand Urs, war öde. Öde, öde, öde. Nur hier im Dunkeln zu sitzen, nichts zu tun zu haben, bloß diese Stelle am Boden anzustarren und darauf zu warten, dass sich etwas tat . . . Öde. Die schweren Atemgeräusche der anderen hören, trüben Gedanken nachzuhängen . . .
    Ja, okay. Vielleicht wäre das alles auszuhalten gewesen. Wäre da nicht seine Blase gewesen, die sich immer dringender meldete. Es war zum Verzweifeln!
    Das hätte er sich auch nie träumen lassen. So etwas Blödes! Da waren sie hier gestrandet, wer weiß wo in der Galaxis, vielleicht undenkbar weit entfernt von zu Hause, auf einem Planeten, über den sie nichts wussten. Es war mehr als fraglich, ob sie je wieder zurückkehren würden. Möglicherweise waren sie dazu verurteilt, elend umzukommen oder im besten Fall den Rest ihres Lebens unter Aliens zu verbringen . . . Und alles, was ihn beschäftigte, war, dass er dringend pinkeln musste!
    Das durfte man auch niemandem erzählen. Mann!
    Dabei hatte er noch den Impuls gespürt, heute Morgen, als Carls Anruf gekommen war. Noch schnell auf die Toilette. Warum hatte er es dann nicht getan?

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