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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Irgendwie hatte er befürchtet, zu spät zu kommen, nicht dabei zu sein. Mist aber auch.
    Er musste daran denken, was Jurij Glenkow ihm zu diesem Thema einmal erzählt hatte . . .
    Nein. Besser, er dachte nicht daran.
    Vielleicht sollte er sich etwas bewegen? Manchmal ließ so ein Drang dann nach. Er konnte ein bisschen die Gegend erkunden. Ja. Sollte er sogar unbedingt tun. Er war momentan der Fitteste von ihnen – zumindest, was die Muskelkraft anging. Und wenn sich die Passage doch wieder öffnen und sie zurückgelangen sollten, würde man sie sicher fragen, wie es gewesen war auf dem fremden Planeten. Dumm, wenn sie dann nur zu erzählen hatten, dass sie stundenlang im Dunkeln gelegen oder gesessen und gewartet hatten, oder?
    Urs stemmte sich hoch. Es ging mühsam, aber es ging. Und es tat gut, schließlich zu stehen, auch wenn es sich anfühlte, als habe ihm jemand einen Zementsack auf den Rücken gebunden.
    Carl hob den Kopf. »Was hast du vor?«
    »Ich denke, ich erkunde mal ein bisschen die Gegend.«
    »Im Dunkeln? Halte ich für keine gute Idee.«
    »Ich pass schon auf.«
    Er machte ein paar Schritte. Kleine Schritte. Er hatte das Gefühl, hundert Meter groß und hundert Tonnen schwer zu sein; besser, er vermied es, zu stolpern oder hinzufallen.
    Nach zehn Metern konnte er seine Muskeln förmlich jaulen hören. Es war, als ob schlafende Muskelstränge erschrocken aufwachten, »was ist los? was ist denn bloß los?«, riefen und sich hastig an die Arbeit machten. Mann, und dabei hatte er fast sein ganzes Leben auf einem Planeten verbracht, auf dem praktisch dieselbe Schwerkraft geherrscht hatte wie hier! Dass die paar Wochen Mars ihn so hatten abschlaffen lassen . . .
    Aber es ging immer besser. Es war anstrengend, doch er kam zurecht. Nach einer Weile leistete er sich den Luxus, stehen zu bleiben und sich umzudrehen. Ein seltsamer Anblick, wie Carl und Elinn da im Dunkeln lagen, in den samtenen Schein ihrer Brustlampen gehüllt. Und die leuchtenden Ziffern des Messgeräts, die hinter ihnen in der Finsternis zu schweben schienen, weil man die Umrisse des Gerätes selber aus dieser Entfernung nicht mehr sehen konnte. Urs versuchte, sich vorzustellen, dass sich dort vor Kurzem ein blauer Turm erhoben haben musste, aber das fiel ihm schwer.
    Er stieß mit den Stiefelspitzen gegen etwas, das weich war und nachgab, und leuchtete zum Boden hinab. Ein paar kleine, trockene Pflanzenbüschel. Es sah beinahe aus wie Gras, war nur etwas härter, etwas spitzer. Aber ein seltsam vertrauter Anblick. Am liebsten hätte Urs sich hinabgebeugt, um einen der Halme abzureißen, aber sich noch weiter vorzubeugen, das ließ er lieber.
    Als er sich wieder aufrichtete, glaubte er, in der Ferne Licht zu sehen. Ganz schwach nur, winzige helle Flecken in der Nacht. Oder war das Einbildung? Er fasste sich an den Helm, wischte über das Glas seines Visiers, fragte sich, wie sehr es das, was man sah, verzerren mochte.
    Er schaltete die Brustlampe ab, drückte den Knopf, der alle Instrumente im Inneren des Helms abdunkelte. Doch. Je besser seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, desto deutlicher erkannte er Umrisse.
    »Ich sehe etwas«, sagte er leise.
    Er hörte Carl erschrocken einatmen. »Was denn?«
    »Lichter. Es könnten diese Kugeln in den Bäumen sein, die man bei Tag gesehen hat. Wie es aussieht, sind sie von innen beleuchtet.«
    »Warte.«
    Carl ächzte, stemmte sich in eine sitzende Position hoch und hielt inne, um zu verschnaufen.
    Urs kniff die Augen zusammen. Da waren Bewegungen! In einigen der Kugeln meinte er Schatten zu sehen, so, als wäre jemand drinnen.
    Ihn schauderte. Waren sie auf einem Planeten gelandet, dessen Bewohner in gläsernen Kugeln auf Bäumen lebten? Was für ein Gedanke. »Ich glaub, da bewegt sich etwas«, sagte er.
    »Ich komm ja schon.«
    Urs blickte zurück und verfolgte, wie Carl sich emporquälte. Endlich stand er aufrecht. Der fahle Strahl aus seiner Brustlampe zitterte.
    Urs drehte sich wieder um und die Lichter waren nicht mehr zu sehen.
    »He«, rief er.
    »Was?« Carl keuchte.
    »Die Lichter sind verschwunden.«
    Atemgeräusche im Funk. Sonst nichts.
    »Ich schwör dir, gerade waren sie noch da.«
    Er sah sich um. Carl machte, heftig atmend, ein paar Schritte. »Wenn man erst mal steht«, ächzte er, »ist es gar nicht mehr so schwer.«
    Urs sah wieder hinaus in die undurchdringlich scheinende Nacht. Hatte er sich die Lichter womöglich nur eingebildet? Er war sich nicht mehr

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