Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4
endet für einen Moment der Blick auf die Stadt. Wir sehen etwas anderes. Und ich wette, das, was wir da sehen, ist ein Teil der Valles Marineris, wie wir sie kennen.«
Caphurna begriff. »Bilder«, stieß er hervor. »Es sind nur Bilder, die wir sehen.«
Der Marsmeteorologe nickte. »Fragt sich nur, woher sie stammen.«
Caphurna starrte das eingefrorene Bild auf dem Schirm an. »Wie einem so ein winziges Detail auffallen kann, ist mir offen gestanden schleierhaft.«
Henry Lang legte die Steuerung wieder auf den Tisch. »Bildauswertung ist mein täglich Brot, seit ich auf dem Mars lebe. Wettervorhersage basiert auf nichts anderem. Da geht einem diese Art Blick in Fleisch und Blut über.«
Ein Gedanke schoss Caphurna durch den Kopf. Ein festhaltenswerter Gedanke. »Vielleicht hat es etwas mit der Auflösung der Tarnschicht zu tun«, überlegte er laut. Er sah Pigrato an. »Rufen Sie bitte Kommandant Al Salahi an. Ich brauche alle Aufzeichnungen, die die MARTIN LUTHER KING von dem Phänomen gemacht hat.«
Pigrato hob die Augenbrauen. »Was könnte die Tarnzone damit zu tun haben?«
»Wir wissen nicht, wie sie funktioniert. Aber wenn ihre Auflösung zeitlich mit Ronalds bemerkenswertem Flug zusammenfällt, dann kann das etwas zu bedeuten haben . . .« Caphurna krallte die Hände ineinander, so fest, dass die Fingergelenke knackten. »Vielleicht waren diese Bilder jahrtausendelang in der Tarnzone gespeichert und sind im Moment ihrer Auflösung noch einmal sichtbar geworden? Ich weiß es nicht.«
»Aber Sie denken, dass es Bilder von Ereignissen sind, die tatsächlich stattgefunden haben?«
»Ja.«
»Sie denken, dass die Valles Marineris durch einen Angriff aus dem Weltall entstanden sind?«
Professor Jorge Immanuel Caphurna von der Universität Brasilia zögerte mit der Antwort. Einerseits klang das alles in seinen Ohren viel zu fantastisch, als dass man es ohne weitere Beweise hätte vertreten können. Wenn er sich jetzt irrte, ja, selbst wenn es sich einfach nicht beweisen ließ, würde ihm das die akademische Welt übel nehmen. Auf der anderen Seite . . .
»Ja, ich denke, wir müssen davon ausgehen, dass die Valles Marineris nicht auf natürliche Weise entstanden sind, sondern durch die Einwirkung gewaltiger Waffen«, sagte er.
Dr. Spencer nickte bleich. Ihm war sichtlich ähnlich unwohl – und wahrscheinlich aus den gleichen Gründen –, als er ergänzte: »Das würde die Widersprüche in den bisherigen Versuchen erklären, das Alter der Valles Marineris zu bestimmen. Alle Messungen der Ausdampfungen flüchtiger Gesteinsbestandteile ergeben, dass sie höchstens eine Million Jahre alt sein können.«
»Dann wäre das, was wir gesehen haben, eine Million Jahre her«, schlussfolgerte Pigrato. »Dann hat es hier vor einer Million Jahren einen Krieg gegeben, der eine marsianische Zivilisation ausgelöscht hat.«
Caphurna hob die Hand. »Sieht so aus. Aber Folgendes will mir nicht einleuchten: Wenn es damals auf dem Mars eine hoch entwickelte Zivilisation gegeben hat – warum hat sie dann nur hier, entlang des Äquators, eine einzige riesige Stadt errichtet? Wieso war der restliche Mars, soweit wir gesehen haben, Wüste? Da stimmt doch etwas nicht.«
20
Nachricht von der Erde
Elinn war immer noch bis ins Mark erschöpft. Aber es war nicht mehr so schlimm wie während ihres Marsches. Es tat gut zu liegen, den seltsam hellen Himmel durch die Fenster vorbeiziehen zu sehen und zu bemerken, wie Urs ihr ab und zu einen verstohlen-besorgten Blick zuwarf. Vor allem tat die kühle Luft im Inneren des Wagens gut. Als Mr Nkari abbremste und sagte: »So, da sind wir«, setzte Elinn sich neugierig wieder auf.
»Aha«, machte sie, als sie die lilafarbenen Spitzdächer sah, die sich aus einer zeltartigen Dachkonstruktion erhoben. Das war es also, was sie gesehen und für eine Siedlung fremder Lebewesen gehalten hatten! Das Dach eines noch nicht ganz fertiggestellten Museums!
»Sieht ungewöhnlich aus, nicht wahr?«, meinte Mr Nkari, während er den Wagen behutsam über einen noch nicht ganz ausgebauten Weg lenkte. »Ist ein Kunstwerk, das Museum.«
Ringsum war alles Baustelle. Emsige Geschäftigkeit herrschte. Überall standen Maschinen. Dutzende von Arbeitern waren dabei, Türen einzubauen, Fußwege mit Steinplatten auszulegen, elektrische Leitungen zu ziehen und Infoterminals zu installieren. Für den Wagen und seine Insassen hatten sie kaum mehr als einen flüchtigen Blick übrig.
»Sagt euch der Name Murai
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