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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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heute fürs Protokoll zuständig?«, wandte sich der Präsident an die junge Frau. »Mister Nagi? Gut. Sagen Sie ihm bitte, dass ich mich zu einer dringenden Besprechung zurückziehen muss. Er soll zusehen, dass er den Empfang so schnell wie möglich beendet.«
    Urs fand es schade, dass der Empfang so schnell zu Ende gewesen war. Während ihr Wagen wieder durch die Stadt zurückrollte, versuchte er, sich darüber klar zu werden, ob in dem Saal nebenan, zu dem er einmal kurz die Tür hatte aufgehen sehen, für ein Mittagessen gedeckt gewesen war oder nicht. Das wäre schon was gewesen, zusammen mit all diesen wichtigen Leuten, die er bisher nur aus den Nachrichten kannte, zu Mittag zu essen. Zumal ihr Platz ja sicher am Tisch des Präsidenten gewesen wäre.
    Ein bisschen überflüssig war er sich allerdings vorgekommen. Alle hatten nur Carl und Elinn sehen wollen. Ihn hatten sie bloß irritiert angeschaut, so, als dächten sie Huch, wer ist denn der da?.
    Das war eben der Unterschied. Carl und Elinn waren die Marskinder – er dagegen nur Urs Pigrato, der Sohn eines Beamten.
    Egal. Interessant war es trotzdem gewesen. Die Parlamentsvorsitzende zum Beispiel – im Fernsehen sah sie immer so elegant aus, aber wenn man ihr gegenüberstand, wirkte ihre hochtoupierte Frisur schwer übertrieben. Und das Blond war auch nicht echt, jede Wette. Jedenfalls, sie hatte sich nach Elinn erkundigt, die gerade mit diesem chinesischen Arzt weg gewesen war, was ihr der Präsident erklärt hatte, ein Wort gab das andere und um ein Haar wären sie über irgendein Budget richtig in Streit geraten! Ging ganz schön heftig zu in der hohen Politik, mein lieber Mann. Da waren die Rangeleien an seiner alten Schule harmlos dagegen.
    Was mochte das für eine Botschaft gewesen sein, wegen der der Präsident den Empfang abgebrochen hatte?
    Sie erfuhren es, als sie zurück im Gästehaus waren und Urs, weil es mit dem Mittagessen noch ein wenig dauerte, den Fernseher einschaltete. Eigentlich, weil er neugierig war, ob er sich selber zu sehen bekommen würde. Schließlich waren da so viele Kameras gewesen; sicher brachte irgendein Kanal einen Bericht über den Empfang, oder?
    Doch statt eines Berichtes über den Empfang beim Präsidenten stieß er auf eine Reportage vom Leakey Memorial und ab da durfte er natürlich nicht mehr weiterschalten. Wie im Chor riefen Carl und Elinn zugleich: »Halt! Das müssen wir sehen!«
    »Von mir aus«, grummelte Urs.
    Es ging um den Fels mit dem Bild des Alien. Worum auch sonst. Ein japanischer Wissenschaftler stand daneben und bekräftigte auf die Nachfrage des Reporters gerade: »Keine Zeichnung, ganz recht. Das ist jetzt einwandfrei erwiesen.«
    Was es denn dann sei, wollte der Reporter wissen. Am Ende gar kein Bild, sondern nur eine Verfärbung des Steins, reiner Zufall also?
    »Doch, es handelt sich durchaus um ein Bild«, meinte der Japaner. »Aber es ist kein Kunstwerk, sondern eher eine Art Versteinerung. Sagen wir, ein steinerner Schatten.«
    Er hob einen Handprojektor und ließ eine Holografie aufleuchten, eine dreidimensionale Projektion, die ein altmodisches Schwarz-Weiß-Foto aus dem letzten Jahrhundert zeigte. Darauf war eine von Trümmern umgebene Hauswand zu sehen, auf dieser wiederum der Schattenriss eines Mannes.
    »Diese Fotografie ist über hundertvierzig Jahre alt«, sagte der Wissenschaftler. »Sie wurde 1945 in der japanischen Stadt Hiroshima gemacht, wenige Tage nach dem Abwurf der ersten Atombombe. Dieses Stück Mauer, das Sie sehen, ist ein Überbleibsel eines Gebäudes, das sich nahe dem sogenannten Bodennullpunkt befand – des Aufschlagspunktes der atomaren Explosion also.«
    Er legte den Projektor hin, vorsichtig, um das Bild, das er erzeugte, nicht zu stören. »Wie einige von Ihnen vielleicht wissen, bewirkt eine nukleare Detonation nicht nur eine verheerende Druckwelle, sie setzt auch Strahlung in ungeheuren Mengen frei – radioaktive Strahlung in tödlichen Dosen, aber auch einfaches Licht, einen Lichtblitz heller als tausend Sonnen , wie jemand einmal gesagt hat.« Er deutete auf den Schattenriss auf der Fotografie. »Dies ist der Schatten eines Mannes, der in dem Augenblick, in dem die Bombe explodierte, vor dieser Wand stand. Der Lichtblitz der Explosion hat seinen Schatten in die Mauer gebrannt – von dem Mann selber dagegen ist keine Spur geblieben. So nah, wie er dem Inferno war, muss es ihn im Bruchteil einer Sekunde in seine atomaren Bestandteile zerstrahlt haben – so

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