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Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4

Titel: Die steinernen Schatten - Das Marsprojekt ; 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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schnell, dass er wahrscheinlich nicht das Geringste gespürt hat. Man kennt seinen Namen bis heute nicht, nichts ist von ihm geblieben – nur sein Schatten an dieser Wand.«
    Er schaltete die Projektion ab und wies auf das Felsstück, auf dem der Kopf eines Aliens zu sehen war, in feinen, beeindruckenden Einzelheiten.
    »Dieses Bild«, sagte der Mann, »ist genau auf die gleiche Weise entstanden – nur muss der Blitz, der es erzeugt hat, noch ungleich intensiver gewesen sein als der der Hiroshima-Bombe. Keine Zeichnung also, ein Schatten. Ein Schatten, den ein Licht aus der Hölle in diesen Fels gebrannt hat, für alle Zeiten. Und der Himmel allein mag wissen, was aus dem Wesen geworden ist, das ihn geworfen hat.«

26
    Eine harte Entscheidung
    Das sonntagabendliche Fest auf der Plaza wirkte diesmal wie eine Pflichtübung. Obwohl man wohlweislich weniger Tische aufgestellt hatte als sonst, war unübersehbar, wie wenig Leute gekommen waren. Und die, die da waren, sah man öfter in den Fernsehraum verschwinden, um die Nachrichten von der Erde zu verfolgen. Die Musikanten machten mehr Pausen, und wenn sie spielten, klang es bemüht. Das Essen war so gut wie immer, aber die Stimmung, die bei den Festen auf der Plaza sonst herrschte, wollte einfach nicht aufkommen. Die Siedler wirkten bedrückt. Das Fest trotz all der Ereignisse der letzten Woche zu feiern, hatte etwas Trotziges und demonstrierte vor allem den Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen, der die Marssiedler seit jeher auszeichnete und vielleicht auszeichnen musste: Anders konnten Menschen auf diesem Planeten nicht überleben.
    Yin Chi saß mit Teiji Okuda und Kim Il Gon zusammen. Sie diskutierten gerade die ersten Daten, die das Marsflugzeug von seinem automatischen Flug um den Mars übermittelt hatte, als sein Kommunikator piepste.
    Es war Pigrato. »Mister Yin, wären Sie bitte so freundlich, zu mir ins Büro zu kommen?«
    »Jetzt?«, wunderte sich Yin Chi.
    »Ich bin gerade in einer Videokonferenz mit Senator Bjornstadt und er wünscht, dass Sie daran teilnehmen.«
    Yin Chi gestattete sich ein erstauntes Heben der Augenbrauen. »Selbstverständlich. Ich komme sofort.«
    Pigrato hatte anders geklungen als sonst, dachte er, während er den Kommunikator wieder wegsteckte. Irgendwie … alarmiert . So, als sehe er großes Unheil kommen.
    Er erklärte seinen beiden Gesprächspartnern, was los war, worauf Kim den Kopf hob, sich umsah und meinte: »Stimmt. Pigrato habe ich heute Abend noch gar nicht gesehen. Das ist ungewöhnlich.«
    Als Yin Chi das enge Büro Pigratos betrat, stellte er fest, dass er nicht der einzige geladene Zuhörer war. Sämtliche Mitarbeiter Pigratos waren da – Farukh, Dipple, MacGee –, ferner Dr. DeJones, Mr Turgenew sowie Dr. Spencer – nahezu alle Mitglieder des Sprecherrats der Siedler also; nur Mrs Dumelle fehlte.
    Und sie standen alle. Yin Chi blickte auf den Schirm und sah, dass auch der Senator sich von seinem Sessel erhoben hatte. Zudem war er nicht alleine. Neben ihm stand eine schlanke, hochgewachsene Frau, unverkennbar dank ihrer auffälligen Frisur, die so etwas wie ihr Markenzeichen geworden war: Joana Wowolcze, die Vorsitzende des Weltparlaments.
    Es ging also um etwas Hochpolitisches.
    Pigrato nickte ihm mit ernstem Blick zu, bedeutete ihm, sich neben ihn zu stellen.
    »Haben Sie das mitbekommen?«, raunte er ihm zu. »Das mit diesen steinernen Schatten?«
    Yin Chi nickte. »Professor Caphurna hat mich diesbezüglich auf dem Laufenden gehalten.«
    »Auf der Erde drehen sie gerade durch deswegen, sagt der Senator. Die Heimwärtsbewegung trommelt über alle Medien; sie behaupten, es habe damals einen Atomkrieg zwischen Menschen und Aliens gegeben.«
    »Das ist doch Unsinn.«
    Pigrato richtete den Blick wieder auf den Schirm. Seine Miene versteinerte sich. »Ich fürchte, das spielt jetzt keine Rolle mehr«, murmelte er.
    Dann warteten sie. Zehn Minuten, elf, bis der Senator zu sehen bekam, dass die gewünschten Gesprächspartner eingetroffen waren, noch einmal so lange, bis sie zu hören bekamen, was er daraufhin zu sagen hatte. Fast eine halbe Stunde des Stehens und Wartens, die Yin Chi sich damit unterhaltsam zu gestalten versuchte, dass er über den Sinn und vor allem Unsinn von interplanetarischen Videokonferenzen nachdachte, und die ihm trotzdem wie eine Ewigkeit vorkamen.
    Endlich reckte Senator Bjornstadt den Kopf, räusperte sich, griff nach einem bereitliegenden Blatt Papier, das Yin Chi bis zu diesem Moment

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