Die Steinzeit-Diaet
aus, als sei Insulin der böse Bube in diesem Kampf, doch das Hormon trifft keine Schuld. Tadeln Sie stattdessen die moderne Lebensmittelverarbeitung.
Aber fangen wir einfach vorne an. Ihr Gehirn arbeitet in erster Linie mit Glukose. (In Wahrheit kann das Organ auch zwei andere Substanzen als Brennstoff verwenden − Keton und Laktat −, aber Glukose ist das Hauptgericht.) Der Bedarf an Glukose bleibt beinahe gleich, da Ihr Gehirn abstirbt, falls es länger als einige Minuten davon abgeschnitten wird. Wenn Ihr Gehirn wieder Nachschub braucht, sendet es eine Nachricht : Glukose schicken! Zuerst reagiert die Leber: Sie setzt Glukose in den Blutkreislauf frei, die sie für diesen Anlass aufgespart hat. Ihre Muskeln enthalten auch Aminosäuren, welche die Leber in Glukose verwandeln kann. Die Fettzellen können ebenfalls Energie freisetzen, die sie eingelagert haben; sie kann in der Leber in Glukose umgewandelt oder verstoffwechselt werden, um Ketone zu produzieren, die das Gehirn wiederum nutzen kann, um das Bedürfnis nach Glukose zu kompensieren.
Und das wäre ausreichend, um selbst ein so gieriges Organ wie das menschliche Gehirn zu versorgen − doch Ihre Bauchspeicheldrüse hat ihre eigene Antwort auf all diese Glukose im Blutkreislauf: Sie setzt Insulin frei. Etwas Insulin ist in diesem Augenblick erforderlich, denn ansonsten kann Ihr Gewebe nicht auf die Glukose zugreifen. Doch wenn zuviel Insulin freigesetzt wird, löst dies eine Reihe unerwünschter Ereignisse aus; und die moderne Ernährungsweise hat Ihre Bauchspeicheldrüse möglicherweise darauf trainiert, genau dies zu tun.
Das bedeutet Ärger, denn Insulin hat seine eigene Marschrichtung: Lagere Glukose in Muskeln und Fett ein; ziehe es direkt aus dem Blutkreislauf. Und genau das passiert mit all jener Glukose, die freigesetzt worden ist − was bedeutet, dass nicht genug davon das Gehirn erreicht. Noch immer ausgehungert und nun wirklich ungeduldig, sendet das Gehirn Ihrem Körper eine weitere Botschaft: Essen! Ihr Gehirn macht sich Sorgen, denn soweit es weiß, ist Glukose noch immer ein so knapper Nährstoff wie vor 40.000 Jahren. Selbst eine kleine Verzögerung lässt Ihr Gehirn ums Überleben bangen. Natürlich wissen Sie nicht, warum Ihr Gehirn so verzweifelt zu sein scheint. Doch Sie erhalten die dringende Botschaft: Iss etwas! Also laufen Sie in die Küche, um genau dies zu tun. Ihre Bauchspeicheldrüse nimmt das wahr und setzt noch mehr Insulin frei. Das wiederum führt dazu, dass mehr Fett eingelagert wird. Daraufhin verlangt Ihr Gehirn nach mehr Nahrung. Und so geht es immer weiter. Sie sehen, wie es dazu kommt, dass ein Mensch übergewichtig wird.
An dieser Stelle muss man sich eine gute Frage stellen: Wie kommt es, dass die Evolution, die uns in die Lage versetzt hat, Millionen von Jahren zu überleben, ein solch fehlerhaftes und gefährliches System zulässt? Nun, denken Sie daran, dass es vor vielen Tausend Jahren keine Nahrungsmittel gab, die einen solchen massiven Insulinausstoß auslösen konnten wie unsere modernen Lebensmittel. Das Gehirn war damals gut versorgt, gerade weil es kein Getreide gab, keine einfachen Kohlenhydrate, keine Pizza, kein Weißbrot und keinen Kuchen, die den Insulinwert zunächst hochgejagt haben und dann wieder abstürzen ließen. In einer typischen Küche finden sich heute mehr Glukose oder Nahrungsmittel, die den Blutzuckerwert ansteigen lassen, als unsere Vorfahren im Laufe ihres ganzen Lebens zu Gesicht bekommen haben. Die Müsliabteilung im Supermarkt könnte für Kinder einer der gefährlichsten Orte zum Spielen sein.
Wer sollte gewinnen?
Ihr Gehirn.
Was können Sie dafür tun?
Ihre Leber, die Muskeln und das Fett sind tatsächlich in der Lage, ausreichend Glukose zu liefern, um das Gehirn gut zu versorgen, ohne Hilfe von außen wie Kohlenhydrate in Anspruch nehmen zu müssen. Ohne diese Fähigkeit hätte die menschliche Spezies nicht überlebt. Doch damit dieser Mechanismus richtig funktioniert, müssen Sie Brot, Backwaren, Zucker und Getreide weglassen. Versuchen Sie es einmal.
2. Muskeln versus Fettgewebe
Die meisten Menschen haben ein vereinfachtes Verständnis der Rolle, die Muskeln und Fett spielen: Muskeln existieren, damit unser Körper sich bewegen, agieren und gut aussehen kann, glauben wir. Und Fett ist da … Ja, warum eigentlich? Im Allgemeinen sind wir der Ansicht, dass etwas davon als „Polster“ nötig ist (als wären Sie ein Sofa), doch darüber hinaus halten wir es für einen
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