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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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auf Suche, Deodand. Beantworte meine Fragen, und ich werde viel Fleisch für dich besorgen, soviel, wie du nie zuvor auf einmal besaßest.«
    Die glitzernden Augen der Kreatur musterten ihn. »Das werdet Ihr auf jeden Fall, Mazirian. Oder schützt Euch vielleicht wieder mächtiger Zauber?«
    »Allerdings. Sag mir, wie lange ist es her, daß die junge Frau an dir vorbeigekommen ist? Ist sie langsam gegangen oder schnell gelaufen? War sie allein oder in Begleitung? Antworte, und du sollst Fleisch zu einem Zeitpunkt bekommen, den du bestimmen darfst.«
    Der Deodand fletschte höhnisch die Zähne. »Blinder Magier!
    Sie hat die Schneise nicht verlassen.« Er deutete, und Mazirian blickte in die Richtung, die der stumpfschwarze Arm wies.
    Aber er hüpfte hastig zur Seite, als der Deodand sprang, und aus seinem Mund quollen die Silben des phandaalschen Kreiselzaubers. Eine unsichtbare Macht riß den Deodanden von den Füßen, schnellte ihn hoch in die Luft, wo er um seine eigene Achse wirbelte – einmal höher, einmal tiefer, einmal schneller, einmal langsamer, hinauf bis zu den Wipfeln, hinunter bis zum Boden. Mazirians Blick folgte ihm. Er lächelte hämisch. Nach einer Weile holte er die Kreatur bis etwa in Augenhöhe herab und verringerte ihre Kreiselbewegung.
    »Willst du schnell oder langsam sterben?« fragte er sie. »Hilf mir, dann soll dein Tod plötzlich und gnädig sein. Tust du es nicht, wirble ich dich so hoch, wie die Pelgrane fliegen.«
    Wut und Angst würgten den Deodanden.
    »Möge der finstere Thial dir die Augen ausstechen! Möge Kraan dein Gehirn lebend in Säure halten!« Weitere ähnliche Verfluchungen stieß die Kreatur aus, daß Mazirian sich gezwungen sah, Schutzzauber zu murmeln.
    »Du wolltest es nicht anders«, keuchte er schließlich. »Also hoch mit dir!« Seine Hand deutete auf den Deodanden. Der schwarze Körper drehte sich wie ein Korkenzieher über die Baumwipfel hinweg, wo er allmählich der untergehenden Sonne entgegen wirbelte. Ein gesprenkeltes, fledermausähnliches Wesen mit Hakenschnabel schoß auf ihn zu und riß an seinem Bein, noch ehe der schreiende Deodand es wegstoßen konnte. Immer mehr der geflügelten Kreaturen hoben sich von der dunkelroten Sonne ab.
    »Holt mich herunter, Mazirian!« brüllte der Schwarzhäutige.
    »Ich verrate Euch, was ich weiß.«
    Der Magier ließ ihn bis fast zum Boden herabwirbeln.
    »Sie kam kurz vor Euch und allein an mir vorbei. Ich wollte sie niederreißen, aber sie wehrte mich mit einer Handvoll Thylstaub ab. Sie lief bis zum Ende der Schneise und nahm dort den Weg zum Fluß, der am Bau Thrangs vorbeiführt. Sie ist verloren, denn er wird sich an ihr genüßlich tun.«
    Mazirian rieb sich das Kinn. »Hatte sie Zauber bei sich?«
    »Ich weiß es nicht. Wenn sie dem Dämon Thrang entkommen will, braucht sie starke.«
    »Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?«
    »Nein.«
    »Dann darfst du sterben.« Mazirian ließ den Schwarzhäutigen schneller und schneller wirbeln, bis nur noch ein verschwommener Kreisel zu sehen war. Ein würgendes Wimmern erklang, und schließlich zerriß der Deodand. Sein Schädel schoß wie eine Kanonenkugel die ganze Schneise entlang. Arme, Beine und Eingeweide flogen in allen Richtungen.
    Mazirian rannte weiter. Am Ende der Schneise führte der Weg steil über stufenförmig angeordnete Simse das Serpentingestein hinab zur Derna. Die Sonne war inzwischen untergegangen, und Dunkelheit hatte sich über das Tal gesenkt.
    Der Magier erreichte das Ufer. Er folgte ihm flußabwärts zu einem fernen Schimmern, das als Sanragewässer oder auch See der Träume bekannt war.
    Ein ekelerregender Gestank erfüllte plötzlich die Luft, ein Gestank nach Fäulnis, nach Verwesung. Mazirian schlich nun auf Zehenspitzen, denn der Bau Thrangs, des Ghulbären, schien ganz in der Nähe zu sein. Außerdem spürte Mazirian starke, brutale Magie, gegen die seine feineren Schutzzauber vielleicht nichts ausrichten mochten.
    Stimmen waren zu hören. Die Kehllaute Thrangs und keuchende Schreckensschreie. Vorsichtig spähte Mazirian um einen Felsblock.
    Thrangs Bau war eine Höhle in der Felswand. Faulendes Gras und schmutzstarrende Felle dienten ihm als Lager. Er hatte einen Pferch gebaut, in dem er drei Frauen gefangenhielt.
    Ihre nackten Körper waren von unzähligen Blutergüssen gefärbt und ihre Gesichter vor Grauen und Schmerz verzerrt.
    Thrang hatte sie sich aus dem Stamm geholt, der in seidenverhangenen Barken am Seeufer hauste. Jetzt sahen die

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