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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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halb schwebte sie über den sandigen Grund dieser Wasserwelt.
    Hin und wieder warf sie einen Blick über die Schulter zurück.
    Mazirian folgte ihr, sein Umhang wallte hinter ihm her.
    Er kam näher, triumphierend. Sie verdiente Strafe, weil sie ihn so weit gelockt hatte… Die alte Steintreppe unter seinem Werkraum führte in unvorstellbare Tiefen und zu immer düstereren Verliesen, je weiter man drang. In einem dieser Kerker hatte Mazirian einen verrosteten Käfig entdeckt. Ein oder zwei Wochen in der Finsternis eingesperrt, würden ihren Stolz schon brechen! Einmal hatte er eine Frau zur Daumengröße verkleinert und sie in einer Glasflasche mit zwei großen Schmeißfliegen gehalten…
    Die Ruinen eines weißen Tempels zeichneten sich in dem Grün ab. Viele Säulen hatte er, manche wie von mächtiger Faust zerschmettert, doch viele trugen noch das kunstvoll verzierte Dach. Die Frau betrat den großen Portikus im Schatten des Architravs. Versuchte sie ihm zu entkommen? Er mußte ihr dicht auf den Fersen bleiben! Die weiße Gestalt schimmerte nun in der Mitte der gewaltigen Säulenhalle, schwamm über ein Podest und in eine halbkreisförmige Nische.
    Mazirian eilte ihr nach, so schnell er nur konnte. Halb schwamm er, halb stapfte er durch die stille Düsternis. Mit leicht zusammengekniffenen Augen spähte er durch das hier trübe Licht. Kleinere Schmuckpfeiler hielten eine schwere Kuppel, deren Hauptträger geborsten war. Eine plötzliche Angst erfüllte ihn, dann erst wurde er sich der Bewegung über ihm klar. Rings um ihn stürzten die Pfeiler ein, Marmorblöcke lösten sich über seinem Kopf. Mit verzweifelter Hast sprang er zurück.
    Als das Wasser den weißen Staub zermalmten Gesteins davongeschwemmt hatte, sah er die Frau auf dem Dach des Haupttempels knien. Sie blickte suchend herab, um festzustellen, ob es ihr gelungen war, Mazirian zu töten.
    Nein, er war nicht tot. Durch reines Glück waren zwei Säulen links und rechts von ihm so gestürzt, daß sie aneinandergelehnt ein schützendes Dach über ihm gebildet hatten. Mit bleichem Gesicht bewegte er den Kopf. Durch eine Lücke in den Marmortrümmern sah er die Frau Ausschau nach seiner Leiche halten. Sie hatte ihn also töten wollen! Ihn, der mehr Jahre gelebt hatte, als er sich überhaupt noch erinnern konnte! Nun, um so mehr würde sie dafür büßen müssen. Er stieß den Spruch der Allmächtigen Kugel aus. Eine Energieschicht formte sich um seinen Körper. Sie dehnte sich rund um ihn aus und schob alles Behindernde aus dem Weg.
    Als Mazirian sich wieder frei bewegen konnte, zerstörte er die Kugel, stand auf und sah sich wütend nach der Frau um. Sie kletterte gerade, schon fast außerhalb seiner Sichtweite, hinter einem Seetangdickicht die Böschung zum Ufer empor. Mit aller Willenskraft überwand er seine Erschöpfung und verfolgte sie von neuem.
    T'sain schleppte sich den Strand hoch. Immer noch war Mazirian, dessen Zauber jeglichen ihrer Pläne vereitelt hatte, hinter ihr her. Sie sah seine Züge vor ihren Augen und schauderte. Er durfte sie nicht erwischen!
    Müdigkeit und Verzweiflung zerrten wie schwere Gewichte an ihren Beinen. Sie hatte sich mit nur zwei Zaubersprüchen auf den Weg gemacht, dem der Unversieglichen Stärkung und einem Zauber, der ihren Armen Kraft verlieh – letzterer hatte ihr gestattet, sich Thrang vom Leib zu halten und den inneren Kuppeltempel über Mazirian einstürzen zu lassen. Beide waren nun verbraucht. Andererseits konnte jedoch auch Mazirian keine mehr in petto haben.
    Vielleicht wußte er nichts über das Vampirkraut? Sie rannte keuchend den Rest der Uferböschung hoch und hielt verschnaufend hinter einem Streifen bleichen, windzerzausten Grases inne. Da kam Mazirian auch schon aus dem See, vor dem Hintergrund des schimmernden Wassers schwach erkennbar.
    Sie zog sich zurück, sorgsam darauf bedacht, daß der harmlos scheinende Grasstreifen sich zwischen ihnen befand.
    Sie schauderte bei dem Gedanken, was sie tun mußte, wenn ihm auch das Vampirkraut nichts anhaben konnte.
    Mazirian trat in das Gras. Die kränklichen blassen Halme wurden zu kraftvollen Fingern. Sie wanden sich um seine Knöchel, hielten ihn mit unlösbarem Griff, während andere seine Haut suchten.
    Also blieb dem Magier nichts übrig, als hastig seinen letzten Zauberspruch auszustoßen, den der Sofortigen Lähmung.
    Das Vampirkraut erschlaffte und sank kraftlos zu Boden.
    T'sain sah es voll Verzweiflung: Er war ihr nun schon dichtauf mit seinem

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