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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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flatternden Umhang. Kannte er keine Schwäche? Schmerzten seine Muskeln nicht? Kam sein Atem nicht keuchend? Sie wirbelte herum und floh über die Wiese zu einem Hain schwarzer Bäume. Sie erzitterte, als sie deren finstere Schatten, ihre düsteren Stämme sah. Aber Mazirians Schritte waren laut. Sie stürzte sich in die gefürchtete Dunkelheit. Ehe alles in dem Hain erwachte, mußte sie eine möglichst große Strecke zurückgelegt haben.
    Zisch! Ein Zweig schnellte nach ihr. Sie rannte. Ein zweiter, dritter Zweig peitschten sie. Sie fiel. Immer neue Gerten schlugen auf sie ein. Taumelnd kam sie auf die Beine, torkelte weiter, schützte ihr Gesicht mit den Armen. Zisch! Die schlanken Gerten pfiffen durch die Luft. Ein heftiger Schlag wirbelte sie herum – so sah sie Mazirian.
    Er kämpfte. Als die Hiebe auf ihn einhagelten, versuchte er, die Zweige zu fassen und sie zu brechen. Aber sie waren zu geschmeidig, zu elastisch für ihn. Sie schnellten sich frei, nur um ihn weiter auszupeitschen. Erbost über seinen Widerstand konzentrierten sie sich auf den bemitleidenswerten Magier, der vor Wut schäumte und sich wie wild gebärdete. Nur deshalb konnte T'sain sich aus dem Hain herausschleppen und kam mit dem Leben davon.
    Außer Reichweite der grauenvollen Bäume blieb sie stehen und blickte auf Mazirian zurück. Er klammerte sich ans Leben.
    Unter den schneidenden Peitschenhieben taumelte er dahin. So dicht hagelten die Schläge auf ihn herab, daß er zwischen den Gerten kaum zu erkennen war. Doch schließlich verließ selbst ihn die zähe Kraft des Lebenswillens. Er versuchte zu fliehen –
    und fiel. Nun hämmerten die Peitschenhiebe auf seinen Kopf, seine Schultern, die langen Beine. Sie sah, wie sehr er sich bemühte, wieder auf die Füße zu kommen, doch es gelang ihm nicht.
    Erleichtert schloß T'sain die Augen. Sie spürte das Blut aus ihrem Körper sickern, der eine einzige offene Wunde zu sein schien. Aber ihr blieb noch eine Aufgabe zu erfüllen.
    Taumelnd machte sie sich auf den Weg. Lange Zeit noch hörte sie die peitschenden Hiebe hinter sich.
    Mazirians Garten war des Nachts von noch größerer, unbeschreibbarer Schönheit. Die Sternenblumen hatten ihre Kelche geöffnet – jeder von bezaubernder Vollkommenheit –
    und ihre Gefangenen, die halbpflanzlichen Falter, entlassen, die nun von Blüte zu Blüte flatterten. In der Dunkelheit leuchtende Wasserlilien schwammen wie liebreizende Mädchengesichter auf dem Teich, und der Strauch, den Mazirian aus dem fernen Almery im Süden hierhergebracht hatte, strömte einen betörenden Duft aus.
    Schwankend und keuchend tastete T'sain sich durch den Garten. Manche der Blumen erwachten und sahen ihr neugierig nach. Die Pflanzentierhybriden vermeinten Mazirians Schritt zu hören und zwitscherten verschlafen. Ganz schwach war die sehnsuchtsvolle Musik der blaukelchigen Blumen zu vernehmen, die von längst vergangenen Nächten sangen, da noch ein silberner Mond über den Himmel wandelte und gewaltige Stürme und Wolken und Donner Abwechslung brachten.
    Unbehelligt gelangte T'sain durch den Garten. Sie betrat Mazirians Haus, fand seinen Werkraum, wo das grüne ewige Licht glühte. Mazirians goldenhaariger Trogmann setzte sich plötzlich auf und starrte sie mit seinen schönen, leeren Augen an.
    Nach kurzem Suchen fand sie des Magiers Schlüssel in einem Wandschrank. Keuchend gelang es ihr, die Falltür zu öffnen, doch dann verließen sie die Kräfte. Sie setzte sich auf den Boden, um abzuwarten, bis die roten Schleier vor ihren Augen verschwanden. Bilder lösten sie ab. Sie sah Mazirian vor sich, hochgewachsen und arrogant, wie er Thrang getötet hatte. Sie sah die so eigenartig pastellfarbenen Blumen am Seegrund. Sie sah den Magier ohne seine Zauberkräfte gegen die peitschenden Gerten kämpfen… Als der Trogmann unbeholfen mit ihrem langen Haar spielte, erwachte sie aus ihrer Halbtrance.
    Sie schüttelte sich und stieg halb gehend, halb rutschend die Steinstufen in die Tiefe. Zitternd sperrte sie die mit drei Schlössern gesicherte Eichentür auf und stieß sie mit letzter Kraft nach innen. Dann wankte sie zu dem Podest mit der Truhe, in der Turjan unablässig vor dem Drachen floh. Sie nahm den Glasdeckel ab und ließ ihn achtlos auf den Boden fallen, wo er klirrend zersprang, dann hob sie Turjan vorsichtig aus der Truhe.
    Die Rune an ihrem Handgelenk zersprang, dann hob sie Turjan vorsichtig aus der Truhe.
    Die Rune an ihrem Handgelenk raubte dem Zauber, der Turjan

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