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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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langstielige Blumen und zerbrechliche Pilze aus dem fruchtbaren Boden. In dieser späten Stunde der Erde war die Natur mild und entspannt.
    Mit Hilfe seiner Lebenden Stiefel raste Mazirian mit großer Geschwindigkeit durch den Wald, doch der Rapphengst schien schwerelos und unerreichbar vor ihm dahinzufliegen.
    Viele Meilen ritt die Frau, und ihr Haar flatterte wie ein Banner. Schließlich warf sie einen Blick zurück, da sah Mazirian ihr Gesicht über der Schulter wie in einem Traum.
    Sie beugte sich vor. Das goldäugige Pferd brauste noch schneller dahin und war gleich darauf aus Mazirians Sicht verschwunden. So verfolgte er die Spuren im weichen Boden.
    Allmählich begannen die Lebenden Stiefel ihre Elastizität und ihren Eifer zu verlieren, denn sie hatten einen langen Weg bei großer Geschwindigkeit zurückgelegt. Die riesigen Sprünge wurden kürzer und schwerfälliger, aber wie Mazirian der Fährte des Rosses entnehmen konnte, schien auch dieses bereits zu ermüden. Schließlich kam der Magier an eine Lichtung, wo er das reiterlose Pferd grasen sah. Er hielt abrupt an. Die Wiese mit dem frischen Grün lag offen vor ihm. Die Fährte des Rappen hierher war unübersehbar, aber keine Fußspuren verließen die Lichtung. Also mußte die Frau bereits vorher abgestiegen sein – wo das gewesen war, konnte er natürlich nicht ahnen. Er ging auf das Pferd zu, aber es scheute und rannte in den Wald. Mazirian wollte ihm folgen, mußte jedoch leider feststellen, daß seine Stiefel schlaff und kraftlos an seinen Beinen hingen – sie waren tot!
    Wütend schleuderte er sie von sich. Er verfluchte den Tag und sein Mißgeschick. Er warf den Umhang über die Schultern zurück und machte sich mit grimmig angespannten Gesichtszügen auf den Weg, den er gekommen war.
    In diesem Teil des Waldes waren vereinzelte Felsblöcke aus schwarzem Basalt und grünem Serpentin nicht selten – die ersten Vorläufer der Gesteinsformation an der Derna. Auf einem dieser Felsbrocken entdeckte Mazirian ein Miniaturmenschlein, das auf einer Libelle ritt. Seine Haut hatte einen leicht grünlichen Ton, es trug einen schleierfeinen Rock und hielt eine Lanze, doppelt so lang wie es selbst, in der Hand.
    »Hast du eine Frau meiner Rasse hier vorbeikommen sehen, Twkmann?«
    Nach kurzer Überlegung erwiderte das Miniaturmenschlein.
    »Ich habe eine solche Frau gesehen.«
    »Wo ist sie zu finden?«
    »Was bekomme ich für die Auskunft?«
    »Salz – soviel du tragen kannst.«
    Der Twkmann schwenkte stolz die Lanze. »Salz? Nein, Lian, der Wegelagerer, versorgt Häuptling Dandanflores mit ausreichend Salz für den ganzen Stamm.«
    Mazirian konnte sich die Dienste nur zu gut vorstellen, für die der Troubadourbandit Salz bezahlte. Den Twkmenschen auf ihren geflügelten Reittieren entging nichts, was im Wald geschah.
    »Eine Phiole Telanxisblütenöl?«
    »Gut«, erklärte der Twkmann sich einverstanden. »Zeigt mir die Phiole.«
    Mazirian tat es.
    »Die Frau bog bei der Eiche ab, die der Blitz ausgebrannt hat
    – dort, ganz in Eurer Nähe. Geradewegs zum Flußtal rannte sie, der kürzeste Weg zum See.«
    Mazirian legte die winzige Phiole neben die Libelle und folgte der gewiesenen Richtung. Der Twkmann blickte ihm nach, dann stieg er von seinem Reittier und schnallte die Phiole an den Bauch der Libelle, neben die Spindel mit feiner Seide, die ihm die Frau gegeben hatte, damit er Mazirian diesen Weg weise.
    Der Magier bog um die Eiche und entdeckte auch gleich die Fährte im gefallenen Laub. Eine lange Schneise, die sanft zum Fluß abfiel, lag vor ihm. Hohe Bäume standen an beiden Seiten Spalier, die linken von der untergehenden Sonne wie in Blut getaucht, die rechten von schwarzen Schatten verhüllt. So dunkel waren diese Schatten, daß Mazirian die Kreatur auf einem gefällten Baumstamm nicht sah. Seine Sinne spürten sie erst, als sie sich daran machte, ihn von hinten anzuspringen.
    Mazirian wirbelte herum zu dem Wesen, das sich zurück auf den Baumstamm fallen ließ. Es war ein Deodand, mit der Gestalt und den feingeschnittenen Zügen eines gutaussehenden Mannes, aber mit stumpfschwarzer Haut und Schlitzaugen.
    »Ah, Mazirian, Ihr treibt Euch aber weit von zu Hause herum«, klang die weiche Stimme der finsteren Kreatur durch die Schneise.
    Der Magier wußte, daß der Deodand in ihm nur saftiges Fleisch sah, nach dem er gierte. Wie war es dem Mädchen gelungen, ihm zu entgehen? Ihre Fährte führte unmittelbar an dem Schwarzhäutigen vorbei.
    »Ich bin

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