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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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verkleinert hatte, die Macht. Der Mann nahm wieder seine normale Größe an. Erschrocken starrte er seine so schrecklich entstellte Retterin an.
    Sie versuchte ihn anzulächeln.
    »Turjan – du – bist – frei…«
    »Und Mazirian? Wo ist er?«
    »Er ist – tot!«
    Kraftlos sank sie auf den Steinboden, wo sie schlaff liegenblieb. Mit tränenglänzenden Augen blickte Turjan auf sie hinab. »T'sain, geliebtes Wesen meiner Schöpfung«, flüsterte er. »Edler bist du als ich, der ich dein Leben für die Wiedergewinnung meiner Freiheit benutzte.«
    Er hob die Leblose auf seine Arme.
    »Aber ich werde dich in den Trog zurückgeben. Mit deinem Gehirn werde ich eine neue T'sain von deiner Gestalt und deinem Liebreiz erschaffen. Du wirst wiedererstehen.«
    Sanft trug er sie die Steintreppe hoch.
    3. Kapitel
    T'sais
    T'sais ritt aus dem Wäldchen. Ein wenig unentschlossen hielt sie ihr Pferd an und blickte über die schillernde Pastellwiese hinweg auf den Fluß. Schließlich drückte sie die Knie in seine Flanken, und das Roß trabte über das Gras.
    Tief in Gedanken versunken ritt sie dahin. Der Himmel über ihr kräuselte sich wie eine riesige, windbewegte Wasserfläche kreuz und quer in unruhigen Schatten von Horizont zu Horizont. Das Licht, das der Himmel ausstrahlte, arbeitete unentwegt, brach sich und überflutete das Land mit tausend Farben. So kam es, daß T'sais einmal durch einen grünen Schein ritt, dann durch einen blauen, einen topasfarbigen, einen rubinroten und die Landschaft sich in ständigem Farbspiel veränderte.
    T'sais schloß die Augen vor dem stetig wechselnden Licht.
    Es reizte ihre Nerven, störte ihre Sicht. Das Rot blendete, das Grün lähmte sie, die Blau- und Purpurtöne deuteten ungeahnte, unlösbare Geheimnisse an. Das ganze Universum schien nur geschaffen zu sein, um sie zu verwirren, um sie in Rage zu bringen… Ein Schmetterling, mit Flügeln, gemustert wie ein kostbarer Teppich, flatterte vorbei. T'sais griff nach ihrer scharfen Klinge, ihn zu spalten. Mühsam beherrschte sie sich gerade noch. Es fiel ihr wahrhaftig nicht leicht, denn sie war von leidenschaftlicher Natur und es nicht gewöhnt, sich zurückzuhalten. Sie blickte hinunter auf die Blumen zu Füßen ihres Pferdes – blasse Gänseblümchen waren es, blaue Glockenblumen, gelbe Ranken und orangeblühende Sonnenballen. Nie wieder würde sie sie absichtlich zertreten oder grimmig ausreißen. Man hatte ihr angedeutet, daß nicht das Universum ekelerregend war, sondern sie es nur so sah. Sie schluckte den Abscheu hinunter, den der Schmetterling in ihr ausgelöst hatte, und ihren Ekel vor den Blumen und dem wechselnden Licht und ritt weiter über die Wiese.
    Dunkle Bäume erhoben sich vor ihr, und dahinter sah sie Schilf und das Schimmern von Wasser, und alles wechselte mit den Himmelsstrahlen ständig die Farbe. Sie ritt zum Ufer und folgte dort dem Weg zu einem langen, niedrigen Haus.
    Immer noch ein wenig zögernd schwang sie sich vom Pferd, trat zaudernd zu der Tür aus schwarzem rauchigen Holz, aus der sich kunstvoll geschnitzt ein spöttisches Gesicht abhob. Sie zog an der heraushängenden Zunge, worauf im Innern eine Glocke läutete.
    Doch sonst rührte sich nichts.
    »Pandelume?« rief sie.
    Ein dumpfes »Herein« antwortete ihr.
    Sie schob die Tür auf. Vor ihr lag ein hohes Zimmer, das abgesehen von einem Diwan und einem dunklen Wandteppich leer war.
    »Was ist dein Begehr?« Die weiche, aber unsagbar melancholisch klingende Stimme erklang hinter der Wand.
    »Pandelume, heute habe ich erfahren, daß Töten schlecht ist, und auch, daß meine Augen mich betrügen, daß in Wahrheit dort Schönheit ist, wo ich nur grelles Licht und abscheuerregende Formen sehe.«
    Eine Weile schwieg Pandelume, dann erklang seine gedämpfte Stimme erneut, in Antwort auf die flehentliche Bitte um Erleuchtung.
    »Was du sagst, stimmt zum größten Teil. Alle Lebewesen haben, wenn schon nichts anderes, das Recht auf ihr Dasein.
    Ihr Leben ist ihr einzig wirklich kostbarer Besitz, und diesen ihnen zu rauben, ist eine verdammenswerte Tat… Was das andere anbelangt, da trifft dich keine Schuld. Wohin man sieht, ist Schönheit, an der sich jeder erfreuen kann – jeder, außer dir.
    Deshalb bin ich betrübt, denn ich habe dich ins Leben gerufen.
    Ich erschuf deine Urzelle, ich gab ihr das Muster deines Körpers und Geistes. Doch trotz meines Könnens unterlief mir ein Fehler, der mir erst bewußt wurde, als du aus dem Trog gestiegen warst. Ich

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