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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Klirren von Metall und ein durchdringendes Schrillen, das nur langsam nachließ.
    »Dein Degen lebt«, erklärte Pandelume. Seine Stimme klang ungewohnt laut. »Er wird deine Feinde geschickt töten. Streck deine Hand aus und nimm sie an dich.«
    T'sais steckte die scharfe Klinge, die sich nun warm und pulsierend anfühlte, in ihre Hülle zurück.
    »An welchen Ort der Erde möchtest du denn?« fragte Pandelume. »In ein Land, in dem Menschen wohnen, oder in die große Wildnis alter Ruinen?«
    »Nach Ascolais«, murmelte T'sais. Denn jene, die ihr von der Schönheit erzählte, hatte diesen Namen erwähnt.
    »Wie du willst«, sagte Pandelume. »Doch höre! Wenn du jemals nach Embelyon zurückzukehren wünschst…«
    »Nein!« wehrte T'sais ab. »Lieber sterbe ich.«
    »Wie du meinst…«
    T'sais schwieg.
    »Ich werde dir jetzt die Hand auf die Schulter legen. Ganz kurz wird dich ein Schwindelgefühl erfassen – wenn es vorbei ist, darfst du die Augen öffnen. Du bist dann auf der Erde. Es ist dort bald Nacht, und grauenerregende Geschöpfe schleichen durch die Dunkelheit. Such dir schnell einen Unterschlupf.«
    Aufgeregt spürte T'sais Pandelumes Berührung. Ihr Gehirn schien zu erzittern; kurz war ihr, als bewege sie sich mit ungeheuerlicher Geschwindigkeit… Fremdartiger Boden befand sich unter ihren Füßen, eine beißende Luft stieg ihr in die Nase. Sie öffnete die Augen.
    Eine ungewöhnliche Landschaft, völlig neuartig für sie, bot sich ihrem Blick. Ein dunkelblauer Himmel war über ihr, und eine schwache Sonne. Sie bemerkte, daß sie auf einer Wiese stand, die von düsteren Bäumen umgeben war. So ganz anders waren sie als die vertrauten Giganten Embelyons. Eng beisammen wuchsen sie, mit dichtem Astwerk. Sie schienen ihr finster und bedrohlich und ihre Schatten voll Schrecken. Nichts in ihrem Blickfeld, ja überhaupt nichts auf der Erde war rauh oder kantig – der Boden, die Bäume, der Felsen, der aus der Wiese ragte, sie alle hatte die Zeit bearbeitet, geglättet, abgerundet. Das Sonnenlicht, obgleich düster, besaß doch seine eigene Kraft, es verlieh jedem Fleckchen, jedem Stein, den Bäumen, dem stillen Gras und den Blumen etwas Geheimnisvolles, wie eine Erinnerung an ururalte Zeit.
    Etwa hundert Schritt vor ihr zeichneten sich die moosüberwucherten Ruinen einer lange zerfallenen Burg vom kaum helleren Hintergrund ab. Doch nicht nur Moos hatte sich auf den alters- und rauchschwarzen Steinen breit gemacht, auch Flechten waren hier heimisch, und saftiges Gras gedieh prächtig zwischen dem Schutt. Ein malerisches Bild bot sich in den schrägen Strahlen der untergehenden Sonne.
    T'sais näherte sich der Ruine vorsichtig. Einige der Mauern standen noch, Stein auf verwittertem Stein, während der Mörtel dazwischen sich längst aufgelöst hatte. Staunend kletterte sie um eine riesige, gefallene Statue, die fast nur noch aus Bruchstücken bestand und schon zum größten Teil mit der Erde verwachsen war. Sie betrachtete die ihr unbekannten Lettern in dem ebenfalls gestürzten Podest und starrte mit großen Augen auf das, was von dem Gesicht noch zu erkennen war – Grausamkeit verratende Augen, ein höhnisch verzogener Mund. Die Nase war abgebrochen. T'sais schauderte unwillkürlich. Hier war nicht der richtige Ort für sie. Sie drehte sich um, ihn zu verlassen.
    Ein schrilles Gelächter klang über die Lichtung. T'sais erinnerte sich an Pandelumes Warnung und drückte sich in den Schatten der Mauer. Zwischen den Bäumen bewegte sich etwas. Ein Mann und eine Frau taumelten in den letzten Sonnenstrahlen heraus auf die Lichtung, gefolgt von einem jungen Mann, dessen Schritte leicht, ja wie schwebend wirkten.
    Er sang und pfiff vor sich hin. In der Rechten hielt er eine schmale Klinge, mit der er die beiden, sie waren mit Stricken gefesselt, zu größerer Eile antrieb.
    Außerhalb der Ruine, ganz in T'sais' Nähe, hielten sie an, und sie konnte ihre Gesichter sehen. Der Gefangene hatte hagere Züge und einen kümmerlichen roten Bart. Er warf verzweifelte Blicke um sich. Die Frau war klein und rundlich.
    Der Bursche, der sie überwältigt hatte, war Lian, der Wegelagerer. Sein braunes Haar war in weichen Wellen zurückgestrichen, seine feingeschnittenen Züge verrieten Charme. Er hatte schöne große, haselnußbraune Augen mit goldenen Pünktchen, die immer in Bewegung schienen. Er trug rote Lederschuhe mit hochgebogenen Spitzen, einen hautengen rot-grünen Anzug, darüber einen grünen Umhang und einen spitzen

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