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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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und zerstörten all seine herrlichen Schaumblasen. Die Luft über seinem Haus schillerte noch minutenlang in allen Farben von den wirbelnden Splittern.«
    »Ein Gramm.«
    »Prinz Kandive, der Goldene, hat einen Nachen aus geschnitztem Moholz, zehn Längen hoch, bauen lassen. Er schwimmt jetzt, bereit zur Regatta, auf dem Scaum und ist vollbeladen mit Schätzen.«
    »Zwei Gramm.«
    »Eine goldene Hexe namens Lith ist auf der Thamberwiese eingezogen. Sie ist sanft und von großer Schönheit.«
    »Drei Gramm.«
    »Genug«, erklärte der Twkmann und beugte sich vor, während Lian das Salz auf einer winzigen Waage abwog. Der Twkmann verstaute es in zwei Satteltaschen, die links und rechts vom Brustkorb der Libelle herunterhingen, dann ließ er das Insekt aufsteigen und verlor sich in der roten Düsternis des Waldes.
    Wieder probierte Lian seinen Bronzereif aus. Diesmal ließ er ihn ganz bis zum Boden gleiten, stieg heraus und holte das wundersame Stück in die Dunkelheit zu sich. Welch großartige Zuflucht! Ein Loch, dessen Öffnung innerhalb des Lochs selbst versteckt werden konnte! Er legte den Reif vor seine Füße, trat hinein, hob ihn über seine schlanke Gestalt, und wanderte freudig erregt, mit dem kleinen Reif in der Hand, weiter durch den Wald.
    Ho! Er würde zur Thamberwiese eilen und sich die schöne goldene Hexe ansehen.
    Ihre Hütte war ein einfaches Gebilde aus geflochtenem Rohr
    – eine niedrige Kuppel mit zwei runden Fenstern und einer kleinen Tür. Er sah Lith am Teich, mit nackten Beinen zwischen den Binsensprößlingen, um Frösche für ihr Abendessen zu fangen. Ihren weiten weißen Rock hatte sie bis zu den Oberschenkeln hochgestülpt. Sie stand ganz still und hielt nach ihrer Beute Ausschau, während das dunkle Wasser sich um ihre schlanken Knie kräuselte.
    Sie war noch schöner, als Lian sich hätte vorstellen können.
    Es war, als hätte sich eine von Florejins Traumblasen hier auf den Teich verirrt und wäre geplatzt. Ihre Haut war von zartestem kremigen Gold, ihr dichtes Haar von einem um eine Spur dunkleren Ton. Ihre Augen waren groß und rund und golden wie Lians, nur standen ihre ein klein wenig weiter auseinander und ganz leicht schräg.
    Lian trat näher, stellte sich breitbeinig ans Ufer. Sie blickte erstaunt, mit vollen, leicht geöffneten Lippen, zu ihm hoch.
    »Seht her, goldenes Hexlein. Hier steht Lian, extra herbeigeeilt, um Euch zu begrüßen. Er bietet Euch seine Freundschaft an, seine Liebe…«
    Lith bückte sich, hob eine Handvoll schwarzen Schlamm auf und warf ihn ihm ins Gesicht.
    Lian stieß die schlimmsten Flüche aus, die ihm gerade einfielen, und wischte sich den Schlamm aus den Augen. Die Hexe war inzwischen in ihre Hütte gelaufen und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen.
    Wütend rannte Lian zur Tür und hämmerte mit beiden Fäusten dagegen.
    »Öffnet und zeigt Euer Hexengesicht, oder ich stecke Eure Hütte in Brand!«
    Die Tür sprang auf, und das Mädchen blickte lächelnd heraus. »Was jetzt?«
    Lian trat in die Hütte und machte einen Satz nach dem Hexlein. Aber zwanzig feine Klingen schossen auf ihn zu, und ihre Spitzen ritzten ganz leicht die Haut auf seiner Brust. Er blieb mit gehobenen Brauen stehen, seine Lippen zuckten.
    »Zurück, Messer!« rief Lith. Die Klingen verschwanden.
    »So leicht könnte ich Euch das Leben nehmen«, sagte Lith,
    »wenn es mir Spaß machte.«
    Lian runzelte die Stirn und rieb sich überlegend das Kinn.
    »Es muß Euch doch klar sein«, sagte er ernst, »welche Dummheit Ihr begeht. Lian wird von allen gefürchtet, die die Furcht fürchten, und von allen geliebt, die die Liebe lieben.
    Und Ihr…« Seine Augen wanderten über die goldene Pracht ihres Körpers. »… Ihr seid reif wie eine süße Frucht. Ihr seid bereit und zittert der Liebe entgegen. Ihr gefallt Lian, und er wird Euch viel Wärme geben.«
    »Nein, nein«, wehrte Lith mit bezauberndem Lächeln ab.
    »Ihr seid zu hastig.«
    Lian blickte sie erstaunt an. »Oh, wirklich?«
    »Ich bin Lith«, murmelte sie. »Alles trifft zu, was Ihr von mir sagt. Ich bin reif, ich brenne, ich zittere: Doch darf ich keinen Liebhaber nehmen, der mir nicht zuerst einen Dienst erwiesen hat. Er muß mutig, flink und schlau sein.«
    »Das bin ich«, versicherte ihr Lian. Er kaute an seiner Lippe.
    »Doch ich bin eine solche Behandlung nicht gewohnt. Diese Unentschlossenheit gefällt mir nicht.« Er machte einen Schritt auf sie zu. »Kommt, wir wollen…«
    Sie wich ihm aus. »Nein, nein.

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