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DIE STERBENDE ERDE

DIE STERBENDE ERDE

Titel: DIE STERBENDE ERDE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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habe einen Zauber, der mich vorwarnt und dich schon bei der Annäherung zerschmettern würde!«
    Wortlos kletterte Javanne auf den Schuppenrücken und brauste durch die Nacht davon.
    Etarr drehte sich zu T'sais um und nahm ihre Hand. Sie hatte ihr Gesicht zu ihm erhoben, ihre Augen strahlten vor unbeschreiblichem Glück. Er beugte sich zu ihr hinab und küßte sie zärtlich auf die Stirn. Hand in Hand traten sie zu den mürrischen, geflügelten Kreaturen und ließen sich von ihnen nach Ascolais zurückbringen.
    4. Kapitel
    Lian, der Wegelagerer
    Leichtfüßig stolzierte Lian, der Wegelagerer, durch den düsteren Wald und am Rand einer schattigen Lichtung entlang.
    Er pfiff vergnügt vor sich hin, trällerte hin und wieder, und war ganz offensichtlich bester Laune. Um seinen Finger wirbelte er einen Reif aus gehämmerter Bronze, in den verwirrende eckige Zeichen eingraviert waren und den das Alter schwarz gefärbt hatte.
    Durch einen Glückzufall hatte er ihn gefunden – verfangen an den Wurzeln einer alten Eibe. Als er ihn mit der Klinge von hartnäckigen Verästelungen löste, hatte er auf der Innenseite eingekratzte Zeichen gesehen – primitive, aber gewichtige Symbole, zweifellos eine mächtige, uralte Rune… Es würde nichts schaden, den Reif auf seine Zauberkraft hin von einem Magier begutachten zu lassen.
    Lian verzog den Mund. Es gab einiges, das ihn davon abhielt. Manchmal hatte er das Gefühl, als ob alles sich gegen ihn verschwor. Der Gewürzhändler heute morgen, beispielsweise – wie hatte er sich nur aufgeführt, als er starb!
    Wie achtlos er Blut auf Lians weiche Hahnenkammschuhe gespuckt hatte! Trotzdem, dachte Lian, jede Unannehmlichkeit brachte doch irgendwie auch Angenehmes mit sich. Während er das Grab ausschaufelte, hatte er den Bronzereif gefunden.
    Seine gute Laune wuchs noch. Er lachte laut in überschäumender Lebensfreude. Er hüpfte, er sprang. Sein grüner Umhang flatterte hinter ihm her, die rote Feder seines Huts schillerte und wippte. Und doch – sein Schritt wurde zögernder – er war dem Geheimnis dieses Reifs, falls er überhaupt Zauberkräfte besaß, noch um keine Spur näher.
    Er mußte es irgendwie ausprobieren! Ja, das mußte er. Wo das rubinrote Sonnenlicht ungehindert von dem sonst so dichten Laubdach in die Tiefe schien, blieb er stehen. Er nahm den Reif vom Finger, studierte ihn eingehend, fuhr die Zeichen mit dem Fingernagel nach. Dann hielt er ihn an die Augen und schaute hindurch. War da nicht ein Flimmern? Er streckte ihn in Armlänge von sich. Er schien so irgendwie größer – eine Krone vielleicht? Ohne zu überlegen warf er seinen Hut von sich, setzte den Reif auf den Kopf, rollte seine großen goldenen Augen und spreizte sich wie ein Hahn… Seltsam. Der Reif rutschte über seine Ohren, über seine Augen. Dunkelheit.
    Hastig zerrte er ihn sich über den Kopf… Ein Bronzereif, eine Handbreit im Durchmesser, seltsam… Er versuchte es noch einmal. Diesmal rutschte der Reif nicht nur über seinen Kopf, sondern auch über seine Schultern. Sein Gesicht schaute in die Dunkelheit eines anderen, fremden Raums. Als er nach unten blickte, sah er, wie das Tageslicht mit dem Ring immer tiefer schwand.
    Langsam jetzt… Nun war der Reif um seine Fußgelenke –
    plötzliche Panik erfaßte Lian. Schnell zog er den Reif hoch und hatte wie zuvor das rote Licht des Waldes um sich.
    Gegen das Laub des nächsten Baums bemerkte er ein blau-weißes, grün-weißes Etwas vorüberhuschen. Es war ein Twkmann auf einer Libelle, deren Flügel schillerten. Lian rief scharf: »Hierher, junger Mann! Hierher!« Der Twkmann landete sein Reittier auf einem Zweig und blickte zu dem Troubadourbanditen hinunter. »Was wollt Ihr, Lian?« fragte er.
    »Paß gut auf, und berichte mir dann, was du gesehen hast«, befahl Lian. Er schob den Reif über den Kopf und ließ ihn bis zu den Füßen gleiten, dann zog er ihn wieder hoch. Er blickte das Männlein an, das an einem Blatt kaute. »Also, was hast du gesehen?«
    »Ich sah Lian aus der Sicht Sterblicher verschwinden. Nur die hochgerollten Spitzen seiner Schuhe blieben. Alles andere war Luft.«
    »Ha!« rief Lian begeistert. »Schau an! Hast du je etwas Ähnliches erlebt?«
    Aber der Twkmann fragte ungerührt. »Habt Ihr Salz? Ich hätte gern Salz.«
    Lian unterdrückte seine Begeisterung und sah den winzigen Twkmann aus halb zusammengekniffenen Augen an.
    »Was hast du für Neuigkeiten für mich?«
    »Drei Irben töteten Florejin, den Traumformer,

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