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Die Sterne rücken näher

Die Sterne rücken näher

Titel: Die Sterne rücken näher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Schiff tat man seine Arbeit und ging seiner Wege. Man drängte sich keinem auf und war nicht boshaft genug, sich an der Verlegenheit oder Ungeschicklichkeit eines anderen zu weiden.
    Aber der kleine Händler schien sein Vergnügen noch auskosten zu wollen. »He, bist du ein Raumfahrer?« fragte er. Nun blieben immer mehr Menschen stehen und sahen neugierig zu.
    Alan nickte verlegen.
    »Na, dann will ich dir’s mal zeigen, du Raumfahrer«, fuhr der Kleine gönnerhaft fort. Er nahm Alan die Banane aus der Hand und riß mit ein paar geschickten Bewegungen die Schale ab. »So, jetzt kannst du sie essen. Ohne Schale schmeckt sie nämlich wesentlich besser.« Er lachte schallend. »Schaut euch nur den kleinen Raumfahrer an!«
    »Was hat der in der Stadt zu suchen?« rief einer aus der Menge. »Will er von seinem Schiff desertieren?«
    »Warum bleibt er nicht in der Enklave wie die anderen auch?« schrie ein zweiter.
    Verstört sah Alan von einem zum anderen. Er wollte natürlich keinen Streit anfangen, aber herumschubsen ließ er sich von den Terranern auch nicht. Er biß also ruhig in seine Banane und übersah entschlossen die feindlichen Gesichter um sich herum. Diese Frucht schmeckte fremdartig, jedoch sehr angenehm. Er aß sie langsam auf.
    »So, jetzt hat der Herr Raumfahrer gelernt, eine Banane zu essen«, spöttelte der Verkäufer. »Willst du noch eine? Da, nimm.«
    »Ich will keine mehr.«
    »Sind dir wohl nicht gut genug? Ich will dir was sagen, Raumfahrer. Erdfrüchte sind für dich zu gut. Merk dir das!«
    »Verschwinden wir«, mahnte Rat leise.
    Das war ein recht vernünftiger Vorschlag. Diese Menschen waren wie eine Hundemeute, die einen verschreckten Hasen jagt.
    »Da, nimm noch eine Banane«, wiederholte der Verkäufer.
    Alan sah sich in der Menge um. »Ich sagte doch schon, daß ich keine mehr will. Und jetzt laßt mich durch.«
    Niemand rührte sich. Der Verkäufer und sein Wagen blockierten den Weg.
    »Ich sagte, ihr sollt mich durchlassen.« Alan knüllte die rutschige Bananenschale in der Hand zusammen und rammte sie dem Verkäufer ins Gesicht. »So, da hast du. Jetzt kannst du eine Weile daran herumkauen.«
    Mit den Schultern bahnte er sich einen Weg vorbei an dem spuckenden Obstverkäufer, und ehe noch einer in der Menge etwas tun oder sagen konnte, war er schon ein ganzes Stück weiter. Wenig später hatte der Strom der Fußgänger ihn verschluckt. Das ging trotz seiner leuchtenden Walhalla- Uniform recht gut, denn bei diesen Menschenmassen fiel keiner auf.
    Rasch und ohne zurückzuschauen, ging er zwei Straßen weiter. Endlich hatte er das Gefühl, in Sicherheit zu sein. Er sah Rat an. Sein kleiner Kamerad saß auf der Schulter und war tief in Gedanken versunken.
    »Rat?«
    »Ja, Alan?«
    »Warum haben sie das nur getan? Warum sind die Menschen so unfreundlich? Ich war ihnen doch völlig fremd.«
    »Genau das ist es. Du bist wirklich ein Fremder für sie. Deshalb mögen sie dich auch nicht. Du bist dreihundert Jahre alt, gleichzeitig aber erst siebzehn. Das verstehen sie nicht. Die Leute in dieser Stadt werden niemals die Sterne sehen, Alan. Für sie sind die Sterne nur winzige Lichtpünktchen, die manchmal durch den nächtlichen Nebel schimmern. Sie sind neidisch auf dich, Alan, und das ist ihre Art, es dir zu zeigen.«
    »Wieso neidisch? Sie müßten erst einmal wissen, welches Leben der Raumfahrer führt, müßten die Kontraktion verstehen und alles, was damit zusammenhängt. Sie sollten erst einmal erfahren, was es heißt, ein Heim zu verlassen und nie mehr zurückkehren zu können…«
    »Alan, das verstehen sie niemals. Sie wissen nur, daß dir die Sterne gehören. Du hast sie, du erlebst sie. Sie werden sie niemals erleben. Und das neiden sie dir.«
    Alan zuckte die Achseln. »Nun, dann sollen sie doch auch in den Raum gehen, wenn es ihnen hier nicht paßt. Niemand verwehrt es ihnen.«
    Schweigend gingen sie eine ganze Weile weiter. Alan brütete noch immer über den Vorfall nach. Er sah ein, daß er noch sehr viel zu lernen hatte, wenn er die Menschen kennenlernen wollte, besonders die Erdmenschen. An Bord eines Schiffes wurde er mit den sich ergebenden Problemen leicht fertig, aber auf der Erde war er ein unerfahrener Bursche und mußte sehr vorsichtig sein.
    Düster besah er sich das Durcheinander von Menschen und Straßen und wünschte, in der Enklave geblieben zu sein, wohin die Raumfahrer gehörten. Aber irgendwo in dieser Stadt war Steve. Und irgendwo mußte es auch die Antwort auf

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