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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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was mit denen passiert, die sich dem König widersetzen. Offenbar schlagen die Soldaten heute nacht gnadenlos zu. Es gibt Klöster und Menschen, die Aufständische verstecken. Die kommen jetzt dran!«
    Mary stürzte ans Fenster und spähte hinaus, aber sie konnte nichts sehen als Finsternis. Sie drehte sich wieder um, ihr Gesicht war weiß geworden, in ihren Augen stand eine wilde, dunkle Angst, die sie nicht einmal vor Bess zu verbergen suchte.
    »O Bess, ich muß fort, ich...« Sie wollte in panischer Eile zur Tür, aber Bess hielt sie zurück.
    »Tu nichts Unüberlegtes«, sagte sie kühl, »du willst zu Belville, aber ich glaube, etwas Schlimmeres könntest du ihm jetzt nicht antun. Fast jeder weiß, daß in Marmalon nicht alles mit rechten Dingen zugeht, aber wenn du jetzt auch noch dorthin rennst, dann machst du möglicherweise noch die Leute darauf aufmerksam, die es besser nicht wissen sollten!«
    Mary schloß die Augen und nickte schwach. »Du hast recht«, murmelte sie schwach. Als sie nach einer Weile wieder aufsah, hatte sie zu ihrer Verwunderung den Eindruck, Bess betrachte sie mit einem Anflug von Mitleid auf dem Gesicht.
    »Du leidest höllisch«, stellte sie mit ihrer rauhen, sarkastischen Stimme fest, »schon seit Wochen, man sieht’s dir an. Wie verrückt bist du nach diesem Belville?«
    Mary lächelte hilflos. »Ich könnte für ihn...« begann sie, merkte dann aber, daß sie kein Wort fand, das ausgereicht hätte, ihre Gefühle zu beschreiben, und so setzte sie einfach hinzu: »Ich liebe ihn. Ich will ihn heiraten. Ich will seine Kinder kriegen. Ich will in Marmalon leben. Und, Herrgott noch mal«, mit einem leisen Aufschluchzen wandte sie sich wieder zum Fenster, »verflucht sei die Bande, die versucht, mir das alles wegzunehmen!«
    »Die kannst du ruhig verfluchen«, meinte Bess gleichmütig, »die bleiben Sieger, im Himmel und auf Erden.«
    »Frederic finden sie nicht!«
    »Dafür, daß du das glaubst, zitterst du aber ziemlich stark. Siehst du, ich habe es schlauer angestellt als du. Ich habe nie geliebt und nie gelitten!«

    »Du hast nie gelitten, aber dafür nie geliebt. So würde ich das sehen.«
    Bess zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nie, ob du klug bist, Mary, oder naiv. Ich hab’ dich für verteufelt geschickt gehalten, als du nach London gegangen bist, aber als du wiederkamst, dachte ich, so dumm könnte man einfach nicht sein!«
    »Ich wäre sowieso gekommen, wegen Frederic. Außerdem lag unsere Mutter im Sterben.«
    »Ja sicher, aber welchen Grund hat sie dir gegeben, daß du sogleich an ihr Lager eilen mußtest? Sie war schlimmer zu dir als zu uns allen!«
    »Ich glaube trotzdem, es war meine Pflicht.«
    Bess lachte verächtlich.
    »Weißt du«, sagte sie, »das eben ist es, was dich und Belville verbindet. Eure verdammte Ehrenhaftigkeit. An eurem Edelmut werdet ihr beide noch eines Tages krepieren. Ich bin gespannt, wie oft du auf die Nase fallen mußt, bis du begreifst, daß die Leute, die dir deinen wunderbaren Charakter anerzogen haben, Lady Cathleen und die Brisbane und ähnliches Pack, daß die es sich vielleicht leisten können, so aufopferungsvoll gut zu sein, aber solche wie du und Belville und ich nicht. Güte mußt du bezahlen können, sonst gehst du dabei drauf!«
    »Vielleicht hast du recht. Ich weiß bloß nicht, ob du die richtige bist, mir das zu sagen. Denn ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, daß du ein besonders glückliches Leben führst.«
    Bess zuckte zusammen, und in ihrer Stimme schwang haßerfüllte Bitterkeit, als sie sagte: » Weiß der Teufel, nein. Aber die Hölle hole dich, wenn du das noch einmal sagst!« Ihre Augen waren wild, ihr Gesicht weiß.
    Mary nickte langsam. »Ich sage nichts mehr darüber. Wenn du nicht mehr über Frederic sprichst!«
    Bess hatte sich wieder gefangen und lachte. »Verräterisch, unsere Unterhaltung«, meinte sie, »wir sind keineswegs besonders alt, aber ein bißchen Tragödie haben wir schon hinter uns. Wie ist es mit dir, Mary, wenn du heute zu unserem Herrgott müßtest und beichten – wär’s dir unangenehm?«

    »Ziemlich unangenehm. Und dir?«
    »In die Hölle würde er mich schicken. Ich quäle meine Kinder, trinke zuviel und schlafe mit jedem Mann, den ich nur kriegen kann. Gottverdammtes Leben ist das!« Sie schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Mary sank stöhnend auf eine Bank. »Lieber Himmel, Bess, ich habe solche Angst«, flüsterte sie.
    »Die hätte ich an deiner Stelle auch. Aber du bist selber

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