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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sich mit einer müden Bewegung über die Augen.
    »Sie hat ihn getötet«, erwiderte sie leise, »das ist wahr. Die genauen Ereignisse kenne ich nicht, denn ich kam erst später hinzu. Ich weiß nicht, was an diesem Abend geschehen ist, aber ich weiß, was einige Abende vorher geschah. Und Miss Brisbane weiß es auch.«
    Anne warf den Kopf zurück. »Ich habe keine Ahnung, worauf Sie anspielen, Mrs. de Maurois. «
    »Sagen Sie nicht, daß Sie das vergessen haben. Das würde ich Ihnen nicht glauben. Wir beide wissen, daß Lord Cavendor wenige Tage vor dem Unglück Lady Cathleen vergewaltigt hat.«
    Hadleighs Augen wurden schmal. »Ist das wahr?«
    »Da die beiden verheiratet waren, kann kaum von einer Vergewaltigung gesprochen werden«, entgegnete Anne scharf.
    »Damals sahen Sie das anders«, gab Mary zurück, »Sie versuchten sogar, Cathleen zu schützen. Und Sie lagen minutenlang bewußtlos am Boden, weil Cavendor, um an sein Ziel zu gelangen, nicht einmal davor zurückgeschreckt hat, Sie niederzuschlagen.«
    Hadleigh trat noch dichter an Anne heran und umklammerte ihr Handgelenk mit so hartem Griff, daß sie aufschrie.
    »Stimmt es, was Mrs. de Maurois sagt oder nicht? « fragte er hart. »Und jetzt, Sie alte, bösartige Denunziantin, sagen Sie endlich die Wahrheit. Es interessiert mich einen Dreck, ob die beiden verheiratet waren. Hat er sie gewaltsam in sein Bett gezwungen?« Er schüttelte Annes Arm, und erneut schrie sie. Er kümmerte sich nicht darum. »Hat er sie gezwungen? Hat er das?«
    Anne nickte schwach, aber Hadleigh umklammerte ihren Arm fester.

    »Ich will Ihre Antwort hören! Machen Sie Ihren Mund auf! Vorhin waren Sie auch nicht so stumm!«
    »Ja«, stieß Anne hervor, »ja, er hat...«
    »Er hat sie vergewaltigt?«
    »Ja.«
    Hadleigh ließ sie so abrupt los, daß sie einen Schritt zurücktaumelte. Sein Gesicht war voller Zorn, sein Mund nur noch ein zusammengepreßter Strich.
    »Zwei Dinge auf der Welt hasse ich ganz besonders«, sagte er schließlich, »gewalttätige Männer wie Lord Cavendor und hinterhältige Frauen wie Sie, Miss Brisbane. Was wollten Sie erreichen? Daß ich die Hochzeit absage? Glauben Sie, die bösartigen Verleumdungen einer Frau wie Sie würden dafür ausreichen?«
    »Ich hatte es gut gemeint...« begann Anne zögernd, aber als Hadleigh höhnisch lachte, wurde sie zornig und fuhr ihn an: »Jawohl, ich hatte es gut gemeint! Nicht Ihretwegen, Ihnen wollte ich nichts Gutes tun. Aber für Cathleen würde ich mir das Herz aus dem Leib reißen. Und ich will sie davor bewahren, noch einmal das durchleiden zu müssen, was sie bereits mit Cavendor ausgestanden hat. Ich will sie davor bewahren, erneut in die Klauen eines Mannes zu geraten!«
    »Sie sind krank, Miss Brisbane. Besessen von Ihrer Eifersucht. Sie wollten nichts Gutes für Lady Cathleen, Sie wollten sie bloß nicht mit mir teilen. Mir wird geradezu angst, wenn ich daran denke, wozu Sie fähig wären, wenn Sie Menschen beiseite schaffen wollen, die sich zu nah an Ihre geliebte Cathleen heranwagen. Ich denke an Gift in meinen Speisen oder an einen Dolch in meinem Herzen. Nach meiner Hochzeit werde ich Sie in unserem Haus nicht länger dulden.«
    Anne war noch bleicher geworden, ihre Stimme bebte. »Gott verdamme Sie, Sir Hadleigh! « rief sie heiser. » Gott verdamme Sie in alle Ewigkeit! Sie werden unglücklich sein, ich weiß es. Cathleen wird Sie hassen und fürchten, so wie sie Cavendor gehaßt und gefürchtet hat! Sie wird Sie umbringen, wie sie Cavendor umbrachte!«
    »Ist das nicht meine Sache?« fragte Hadleigh kalt.
    Anne atmete schwer. »Was werden Sie nun tun?«

    »Ich werde mit ihr sprechen. Ich werde ihr sagen, was Sie mir erzählt haben. Ich kann leider nicht so tun, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden, aber ich fürchte, Miss Brisbane, ich werde nicht so reagieren, wie Sie das gern gehabt hätten.«
    Mit drei großen Schritten ging er zur Tür und trat hinaus. Mary lief auf den Gang und sah ihm nach. Er durchquerte eilig die Halle und stieg die Treppe hinauf. Unter den Gästen hob ein Geraune an.
    »Sir Hadleigh kann es wohl nicht abwarten, seine Braut in die Arme zu schließen«, meinte ein Mann, und einige Frauen fingen an, verstohlen zu kichern.
    »Himmel, hat der es eilig«, meinte ein anderer, »dabei bringt es Unglück, wenn er sie sieht, noch ehe sie am Altar stehen.«
    Mary zog sich wieder in die Bibliothek zurück. Sie betrachtete Anne kopfschüttelnd. »Sind Sie jetzt zufrieden, Miss

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