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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Charles nachdenken. Er wird schon zurückkommen!«
    »Das glaube ich nicht. Aber so wie es ist, müßte es Ihnen doch gut passen. Charles hat Ihnen über Ihre einsamen Stunden hinweggeholfen, aber im rechten Augenblick, als Mr. de Maurois auftaucht, verschwindet er für immer aus Ihrem Leben. Vielleicht fällt er sogar, dann müssen Sie ohnehin nie Angst haben, daß Ihr kleines amouröses Abenteuer herauskommt!«
    »Um Himmels willen, reden Sie doch nicht so! Sie sind ja wie meine Mutter. Ich begreife immer noch nicht, warum er gegangen ist!« Mary war den Tränen nahe.
    Brenda lächelte höhnisch. »Immer noch nicht? Sie egoistisches Stück, haben Sie denn tatsächlich nie gewußt, wie sehr er sie liebt?
Und daß es ihm unerträglich war, in diesem Haus mit Ihnen und dem anderen Mann zu leben? Aber darüber denken Sie nicht nach. Außer Geld haben Sie ohnehin nichts im Kopf. Und wann hätte es Sie je gekümmert, was aus anderen Menschen wird?« Sie drehte sich abrupt um und ging davon. Mary sah ihr nach und merkte, daß Brenda sie mit ihren letzten Worten härter getroffen hatte als je zuvor ein Mensch.
    »O Gott!« Sie ließ sich auf der obersten Treppenstufe nieder, ihr Rock breitete sich wie ein großer Teppich neben ihr aus. Sie legte die Hände über ihr Gesicht, aber sie konnte den Gedanken nicht entkommen, die sie bedrängten. All dies ging über ihre Kräfte. Langsam erst ging ihr wirklich auf, daß Charles gegangen war und nicht wiederkommen würde, aber es war ihr, als sei sie inmitten eines bösen Traumes, aus dem sie jeden Augenblick erwachen müßte. Charles konnte doch nicht so einfach gehen! Sie hatte ihn nie geliebt, aber sie verstand ihn in all seinen Regungen, er war wie sie, unerschütterlich und zuversichtlich, er liebte, haßte und lebte mit einer Heftigkeit und Konsequenz, die anderen Menschen fremd blieb, Marys eigenem Wesen aber entgegenkam. Er war ein Mensch, der siegte, für den das Leben ein Spiel war, das er mit aller Hingabe spielte und in dem er nie unterlag.
    »Aber er hat nicht immer gesiegt«, murmelte sie, »nicht über mich. Ich habe ihn davongetrieben, ob ich nun wollte oder nicht. Wäre ich nicht ein einziges Mal schwach geworden...«
    Sie hatte nicht gewußt, wie tief ihm das Erlebnis gegangen war, wie ernst und wie verzweifelt seine Liebe gewesen sein mußte. Brendas Worte klangen in ihrem Ohr: »Was kümmern Sie schon andere Menschen?« Und höhnisch fügte die Erinnerung hinzu: »Sie haben nichts im Kopf als Geld!«
    »Ja, aber wie hätte ich sonst überleben sollen?« sagte Mary. Sie blickte hinunter in die Halle, als erwarte sie von dort eine Antwort, aber alles blieb stumm. »Wie hätte ich das alles aufbauen sollen? Für mich, für Jane. Für Nicolas!«
    Nicolas’stumpfe Augen waren wieder vor ihr. Sie glitten hungrig und suchend durch all die schönen Zimmer, und resigniert sagte er: »Es ist so erschlagend.«

    Sie hätte es wissen müssen. Ein Mensch verbrachte nicht sieben Jahre im Tower und war hinterher derselbe wie vorher. »Das hier erstickt mich. Wo soll ich hin mit meinen Erinnerungen? Du konntest deine besiegen, aber nur kämpfend, und was bleibt mir?«
    Mary hob den Kopf. Sie bemerkte nicht, daß ihr Tränen über die Wangen liefen.
    »Ja, ich habe gekämpft«, flüsterte sie schluchzend, »und wo liegt denn dabei meine Schuld? Was habe ich denn Nicolas angetan, außer, daß ich ihm eine Burg gebaut habe, die ihn für alle Zeiten schützen soll?« Vor ihren Augen begannen Bilder zu wirbeln, Menschen, Nicolas, Charles, Lettice, Cathleen, Lord Cavendor und hundert andere, die ihren Lebensweg gekreuzt und begleitet hatten. Und jeder schrie ihr etwas anderes zu, ein anderes Versäumnis, eine andere Schuld. Über allen ertönte schrill und immer wieder Brenda Mackenzies Stimme: »Sie haben nichts im Kopf als Geld!«
    Durch eines der seitlichen Fenster fiel das sanfte Licht der Nachmittagssonne und ließ den Staub auf dem Boden, den Dilys oft nur recht oberflächlich aufwischte, wie kleine, flimmernde Perlen blitzen. Mary blickte gebannt darauf. Dieses Licht war wie reines Geschmeide. Ihre Hände griffen in den Staub zu ihren Füßen, in den Staub von Marmalon. Die alte ungebrochene Tapferkeit erwachte in ihr, machte sich auf, über die bösen Erinnerungen und Niederlagen ihres Lebens zu triumphieren, indem sie für die Zukunft alles erhoffte. »Und wenn schon«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte und klang rauh. »Und wenn schon! Es hat sich doch gelohnt, oder

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