Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
aufgeben und das Feld oder besser Dein Bett diesem charmanten Normannen überlassen. Ich weiß nicht, weshalb Du ihn mir vorziehst, aber Du tust es, und ich muß es hinnehmen. Aber meine Niederlage soll dramatisch sein, und nur Kanonendonner und Schwertergeklirr erscheinen mir meiner Lage angemessen. Und da ich ein Lump bin und überaus boshaft, sollst Du auch wissen, daß ich bei alldem rachsüchtig an den schwarzhaarigen Maurois denke. Indem ich gehe, stehle ich Dich ihm mehr, als wenn ich bliebe. Du bist nicht die Frau, Mary, die mit einem Mann schläft und ihn danach vergißt, nicht wenn er im Feindesland für England streitet. Säße ich ruhig und geborgen in Marmalon und verzehrte mich nach Dir, dann ließe Dich das kalt. Doch so wirst Du eine leise Unruhe niemals loswerden. Und es erheitert mich, mir vorzustellen, wie Du in den Armen dieses Mannes liegst, und anstatt ihm mit ganzer Seele und mit ganzem Herzen anzugehören, wird Dein Blick manches Mal zum Fenster hinausschweifen, Du wirst in die kalten Sterne blicken und Dich angstvoll fragen, ob Charles wohl in Sicherheit ist. Ich nehme ein Stück Deines Herzens und Deiner Sorge mit, und wenn ich im Heerlager sitze, werde ich mir Maurois’ Eifersucht ausmalen, mit
der er sich fragt, wo der manchmal so gänzlich abwesende Blick seiner Frau herrührt. Und Du ... diese Last wirst Du eben tragen müssen, so wie ich die meine. Du hältst es schon aus. Von Deinem Weg bringt es Dich nicht ab, Deinen Zielen bleibst Du treu, auch wenn sich von Zeit zu Zeit ein paar arme Narren an Deinem vorüberraschelnden Kleid festklammern. Ich glaube an Dich und Deine Zukunft. Du wirst eine steinreiche Frau sein, und eines Tages bist Du alt und sitzt im Kreis Deiner Enkel, und vielleicht erzählst Du ihnen dann von unseren Tagen, von jenen aufregenden Zeiten, in denen wir jung waren und um das kämpften, was denen, die nach uns kommen, selbstverständlich ist. Was uns bleibt, sind die Erinnerungen an das, was war. Und was mich bei alldem glücklich stimmt, ist, daß Du die Deinen nicht über Bord werfen und mir die meinen nicht nehmen kannst...«
    »Ja, ist er denn wahnsinnig geworden?« Mary ließ das Blatt sinken. »Das kann er doch nicht ernst meinen!« Sie sprang auf die Füße.
    »Charles!« rief sie. »Charles!« Schon wollte sie die Treppe hinunter, da hörte sie ein Geräusch hinter sich. Ein Schatten fiel auf das holzgeschnitzte Geländer. Sie drehte sich erschrocken um. Hinter ihr stand Brenda.
    »Ach, Sie sind es«, sagte Mary, nachdem sie sich gefaßt hatte. »Warum schleichen Sie sich immer so heran? Wo ist Charles?«
    Brenda wies auf den Brief.
    »Hat er Ihnen das nicht geschrieben, Madame?«
    »Ja – aber das ist doch nicht wahr. Er... er ist doch nicht wirklich bei den Soldaten!«
    »Er verließ Marmalon jedenfalls in der Absicht, dorthin zu gehen. « Brenda bekam schmale Augen wie eine lauernde Katze.
    Mary blickte sie fassungslos an. »Er ist wirklich gegangen?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben ihn nicht zurückgehalten?«
    »Wie hätte ich das tun sollen? Charles ist immer gegangen, wohin er wollte – zu anderen Orten und zu anderen Frauen.«
    »Ich habe nie etwas von ihm gewollt, Mrs. Mackenzie.«
    »Nein? Aber seinen Beistand hatten Sie ganz gern.«

    »Er hat mir beigestanden wie der Verwalter eines Gutes dem Gutsbesitzer beisteht.«
    »Für gewöhnlich bricht dem Verwalter darüber nicht das Herz.«
    »Ich wußte nicht...«
    »Solange wir verheiratet sind, ist er mir untreu. Aber ich weiß, wann es ernst ist.«
    Mary fiel nichts ein, was sie darauf hätte erwidern können. Sie senkte den Kopf, und als sie ihn wieder hob, erschrak sie vor dem Haß, mit dem Brenda sie ansah.
    »Sie haben ihn benutzt, Mrs. de Maurois«, sagte Brenda. »Sie haben ihn verrückt nach sich gemacht, ihn in Ihre Abhängigkeit gebracht und dann... finden Sie nicht, daß er viel für Sie riskiert hat?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Brenda lachte schrill.
    »Nein, das wissen Sie nicht! Sie wissen ja nie etwas, und Sie verstehen nichts! Menschen bedeuten Ihnen nur gerade so viel, wie sie Ihnen nützen.«
    »Ach, halten Sie den Mund!« Mary schloß erschöpft die Augen. Dieser furchtbare Tag – ging er denn nie zu Ende? Konnten denn nicht alle sie endlich in Frieden lassen? Konnte dieses geifernde Weib nicht ruhig sein, und mußte Charles sich so kindisch benehmen?
    »Seid alle still«, sagte sie, »ich kann nicht mehr, und ich mag nicht mehr. Ich kann jetzt auch nicht über

Weitere Kostenlose Bücher