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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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›Nein‹ gesagt hatte.«
    »Heißt das dann... ich darf mit?« fragte Mary.
    »Zum Teufel, ja! Ich will es eigentlich nicht, aber ich bin leider käuflich, das war ich immer. Du kannst gehen, aber eines will ich dir noch sagen: Sei bloß nicht zu siegesgewiß! Von einem Tag zum andren kann sich dein Schicksal wieder völlig ändern. Denk bloß nicht, du hättest in Lady Cathleen und Anne Brisbane Freundinnen fürs Leben gefunden! Noch bist du ein niedliches Kind für sie, je älter du wirst, desto deutlicher sehen sie in dir, was du eigentlich bist: die Tochter von Ambrose Askew, dem Armenhausaufseher von Shadow’s Eyes. Sie werden dich fallenlassen eines Tages, und dann stehst du allein in dieser brutalen Stadt, die die Menschen verschlingt und nur halbtot wieder ausspuckt. Du mußt höllisch aufpassen !«
    »Ich bleibe nur vier Jahre dort, Mutter. Dann komme ich wieder und heirate Frederic Belville.«
    »O Gott«, sagte Lettice, »doch schon einem Mann verfallen! Und ausgerechnet einem von diesen edlen Belvilles. Ich fürchte, du wirst noch viel Mut und Kraft brauchen!«
    »Glaubst du, daß Vater noch Schwierigkeiten machen wird?«
    Lettice machte eine verachtungsvolle Handbewegung.
    »Der Tag muß erst noch kommen, an dem ich mir von dem etwas vorschreiben lasse. Ich habe entschieden, Mary, und der einzige Mensch, der an meiner Entscheidung noch etwas ändern kann, bin ich, sonst niemand. Und deshalb, Mary, geh in Gottes Namen nach London und wenn du ein einziges Mal auf deine Mutter hören willst, dann folge meinem Rat, vergiß Belville und Marmalon, und kehr nie wieder zurück!« Sie lächelte beinahe sanft und betrachtete das blasse, energische Gesicht ihrer Tochter.
    »Was rede ich«, sagte sie, »du kommst zurück. Die Frauen unserer Familie sind immer den Männern nachgelaufen. Und zwar den falschen!«

    Ende August fand die Hochzeit von Lady Cathleen und Lord Cavendor in Fernhill statt. Unzählige Gäste drängten sich in den mit Blumen und Kerzen geschmückten Hallen des Hauses, und Mary, die an diesem Tag in der Küche und beim Auftragen half, kam aus dem Staunen über all die farbenprächtigen Roben, den Schmuck, die schönen Frauen und aufgeputzten Männer nicht heraus. Und als sie Cathleen erblickte, die sie nie zuvor blasser und zarter gesehen hatte und die ein Kleid aus pfirsischfarbenem Samt trug, von oben bis unten mit blaßgrünen Steinen bestickt, mit eingesponnenen Goldfäden und kleinen Federn verziert, erstarrte sie vor Bewunderung. Die Braut hatte ihre smaragdbesetzten Goldketten ins Haar geflochen, das mit tausend Zaubermitteln so bearbeitet war, daß es wie Gold schimmerte. Cathleen lächelte kein einziges Mal, als sie durch das Schloß zur Kapelle schritt, wo Pater Joshua sie und Lord Cavendor trauen sollte. Mary hatte Lord Cavendor schon am Morgen gesehen. Er trug ein Gewand aus weinrotem und goldenem Brokat, ein gewaltiges rubinbesetztes Goldkreuz auf der Brust und von seinem Barett wehte heute eine noch längere Feder. Er stampfte herum, so daß seine Schritte viel zu laut dröhnten und bei manchen Gästen irritierte Mienen hervorriefen.
    »Er soll Mitglied im Geheimen Kronrat des Königs sein«, meinte eine ältliche Verwandte von Cathleen, die sehr streng aussah, »man glaubt es kaum, nicht?«
    »Nun ja«, meinte eine andere, »er ist unermeßlich reich. Diese Leute erreichen alles, was sie wollen.«
    Mary bedauerte es sehr, daß sie an der Trauung nicht teilnehmen durfte, aber natürlich mußten sie und die anderen Dienstboten in der Küche bleiben. Gladys saß dort auf einem Stuhl und weinte die ganze Zeit, weil Cathleen ihr so leid tat.
    »Habt ihr sie gesehen?« schluchzte sie. »So unglücklich ist sie und so hilflos! Meine arme, kleine Cathleen, seit sie ein Kind war, kenne ich sie, und nie war sie so traurig!«
    »Sie soll sich nicht so haben«, meinte Bess kühl, »sie geht nach London und wird wahrscheinlich mit Geschmeide überschüttet. Ich würde jedenfalls auf der Stelle mit ihr tauschen.« Sie sah zu Mary hin, die über ein Wasserfaß gebeugt dastand.

    »Mit Mary würde ich auch tauschen«, sagte sie, »so ein unverschämtes Glück, wie die hat.«
    Bess kam über die Tatsache, daß Mary Shadow’s Eyes verlassen durfte, noch weniger hinweg als Lettice. Sie hatte einen Tobsuchtsanfall bekommen, als sie davon hörte, und sich vor Wut einen dicken Büschel Haare ausgerissen. Ihr Traum, ihre Zukunft – all das sollte Mary erreichen. Sie konnte es nicht fassen und hätte

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