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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Marmalon im Mondlicht liegen und davor ihre Weide, aber niemand war dort, zu dem sie hätte gehen können. Mit letzter Kraft lief sie nach Fernhill.

    Der Gärtner hatte die Seitenpforte noch nicht verriegelt, und Mary lief rasch in den Park. Sie rannte den vertrauten Schleichpfad entlang, bis zu der Treppe, die in den Keller führte. Mit der einen Hand hielt sie die Katze fest, mit der anderen hämmerte sie gegen die Tür.
    Gladys hatte offenbar noch gearbeitet, denn sie erschien sofort und spähte erschrocken hinaus.
    »Mary, du bist es?« flüsterte sie. »Aber Kind, was...«
    Mary drängte sich an ihr vorbei hinein. Blaß wie der Tod stand sie in dem von wenigen zuckenden Kerzen erhellten Kellergewölbe und starrte die alte Köchin aus riesigen Augen an. Gladys schrie auf, als sie die Katze erblickte.
    »Was ist denn das? Mary, bist du wahnsinnig geworden, eine tote Katze in meine Küche zu bringen?«
    »Ich muß zu Miss Brisbane.«
    »Ich weiß nicht, ob das so spät...«
    Aber Mary wartete nicht länger, sondern lief schon die Treppe hinauf. Noch nie hatte sie sich hier in einem solchen Aufzug blicken lassen. Sie war barfüßig, Gesicht, Arme und Beine waren mit Dreck beschmiert, die Haare zerzaust und die Beine blutig von den Dornen im Park. Sie stürzte in Lady Cathleens Zimmer, wo Anne Brisbane auf einem Sessel saß und ein schweres Seidennachthemd von Cathleen an ihr Gesicht drückte. Ihre Finger glitten sanft über den Stoff, und sie schien den zarten Rosenduft zu atmen, der in den Falten lag. Als Mary hineinkam, schrak sie zusammen.
    »Was willst du denn hier?« fragte sie scharf. Ohne ein weiteres Wort hielt Mary ihr die tote Katze hin. Anne sprang auf und wich schockiert einen Schritt zurück.
    »Was ist geschehen?«
    »Es war Edward. Mein Bruder... er hat sie umgebracht, einfach nur so. Eben gerade, als ich nach Hause kam. Miss Brisbane«, die Katze fiel Mary aus dem Arm, und sie begann wieder so zu weinen, daß sie am ganzen Körper bebte, »Miss Brisbane, ich halte es nicht mehr aus. Ich kann es nicht mehr aushalten!«
    Anne stieg vorsichtig über die Katze hinweg und kniete vor Mary nieder. Ihre dunkelbraunen Augen blickten freundlich und warm.
    »Wie kann ich dir denn nur helfen?« fragte sie.
    Mary umklammerte ihre Hände.
    »Nehmen Sie mich mit«, bat sie, »bitte, wenn Sie und Lady Cathleen nach London gehen, dann nehmen Sie mich mit! Ich mache alles, was Sie wollen, aber nehmen Sie mich mit!«
    Anne strich ihr über das Haar.
    »Ich bin sehr egoistisch«, sagte sie leise, »du quälst dich seit Wochen und ich habe nicht darauf geachtet. Natürlich kannst du mit uns kommen. Wir werden uns freuen, dich dabeizuhaben!«
     
    Anne selber ließ Lettice zu sich ins Herrenhaus bitten, um mit ihr über Marys Schicksal zu sprechen. Lettice konnte ihre Aufregung nicht verbergen und zog extra ein sauberes Kleid an und band ein neues Kopftuch um. Sie hatte keine Ahnung, worum es ging, denn Mary hatte ihr nichts gesagt.
    »Vielleicht soll Ambrose mehr Geld für seine verfluchten Armen bekommen«, meinte sie, »und natürlich besprechen sie das lieber mit mir, weil ich mehr Verstand habe!«
    Mary bekam den Auftrag, das Haus zu hüten, und vor allen Dingen die Speisekammer zu bewachen, denn gerade erst war wieder ein alter Mann am Hunger gestorben und unter den Bewohnern des Armenhauses kam Unruhe auf.
    » Wenn auch nur einer von der Meute in die Speisekammer gelangt«, sagte Lettice, »dann mußt du dafür büßen, Mary, das kann ich dir versprechen!«
    Mary setzte sich auf die unterste Stufe der Kellertreppe und betete die ganze Zeit lautlos darum, daß es Anne gelingen möge, von Lettice die Zustimmung zu ihren Plänen zu bekommen. Cathleen hatte bereits eingewilligt, aber nur unter der Voraussetzung, daß Lettice zustimmte.
    »Ich kann nicht einer Mutter ihr Kind wegnehmen«, erklärte sie, »nicht einmal Lettice Askew. Das müßt ihr verstehen.«
    Mary hätte gern erwidert, daß Cathleen in diesem Fall nicht wußte, wovon sie sprach, aber sie wagte es nicht, sondern lächelte nur bitter. Anne wenigstens war realistisch, sie wußte, worum es ging. Vielleicht würde sie alle Kräfte einsetzen, um zu helfen.

    Es dauerte lange, bis Lettice zurückkam. Sie sah zufrieden aus, aber ihr Gesicht bekam sofort einen lauernden Ausdruck, als sie Mary erblickte, die ihr entgegengeeilt kam.
    »Sieh einer an«, sagte sie lächelnd, »die kleine, schüchterne Mary hat ganze Arbeit geleistet. Mein Herz, ich habe fast ein

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