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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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liebsten Hunde und Katzen und ein kleines verschüchtertes Äffchen mit.
    Mary war etwas enttäuscht von der kleinen, blassen Frau mit dem verhärmten Gesicht, von der Anne sagte, es sei Katharina. Sie hatte sie sich schöner und strahlender vorgestellt, aber natürlich machte die Ärmste Böses mit. Sie trug einen Mantel aus schneeweißem Hermelin mit einem breiten schwarzen Pelzbesatz an Kragen, Saum und Ärmeln. Um ihren Kopf war ein weißer Seidenschal geschlungen, der sich hinter ihr als langer Schleier über den Rücken ihres prunkvoll aufgezäumten Pferdes breitete. Ihre zarten kleinen Hände steckten in weißen Pelzhandschuhen, die mit dunkel schimmernden Rubinen bestickt waren. Sie hatte sich stark geschminkt, aber selbst die rote Farbe auf ihren Wangen und Lippen konnte, wenn vielleicht über ihr elendes Aussehen, so doch nicht über ihr Alter von über vierzig Jahren hinwegtäuschen. Mary fand, sie biete einen besonders traurigen Anblick, weil sie aussah wie eine Frau, die verzweifelt versucht, alle Mittel aufzubieten, um ihrem treulosen Mann strahlend und elegant gegenüberzutreten.
    Als der Zug vorüber war, gingen die beiden Frauen sofort nach Hause, denn Anne meinte, sie werde draußen jeden Moment erfrieren. Mary hätte gern herausgefunden, wer Francita Winter war, aber es hielten sich zu viele Frauen in der Nähe der Königin auf. Insgeheim seufzte sie erleichtert. Nun begab sich Lady Winter aus der Stadt und damit aus Lord Cavendors Reichweite. Hoffentlich blieb sie recht lange fort. Vielleicht willigte Katharina bis zum neuen Jahr doch in die Scheidung ein und der heimtückische Plan mußte nicht ausgeführt werden.
    Leichten Herzens kam Mary zu Hause an, wo sich sofort ein wutschnaubender Lord Cavendor auf sie stürzte und sie so heftig am Arm packte, daß sie unterdrückt aufschrie.
    »Wo treibst du dich herum, du gottverdammte Ratte!« brüllte er. »Ich habe dich überall gesucht! Was denkst du dir, einfach zu verschwinden und stundenlang fortzubleiben?«
    Mary wußte vor Überraschung keine Entgegnung. Anne sah Cavendor verwundert an.
    »Wir waren am Palast und haben den Aufbruch Ihrer Majestät
angesehen«, erklärte sie, »Sie haben sich doch noch nie darum gekümmert, was Mary tut, Mylord.«
    »Halten Sie Ihren Mund, Miss Brisbane,« fuhr Cavendor sie an, »was ich mache, geht Sie nichts an, verstanden?«
    »Ja, Mylord. Verzeihung.«
    »Gut. Mary, du begleitest mich. Ich muß etwas Wichtiges erledigen. « Mary wurde blaß.
    Anne trat einen Schritt vor. »Mylord, Mary ist ein Dienstmädchen von Mylady. Ich weiß nicht, ob...«
    Cavendor sah sie aus schmalen Augen an. » Waren wir uns nicht gerade einig geworden, daß meine Pläne Sie nichts angehen?« fragte er lauernd.
    »Natürlich, Mylord. Aber ich kann nicht verstehen, weshalb Mary Sie begleiten soll. Ich finde...«
    »Miss Brisbane, Sie können noch heute Ihre Sachen packen und gehen, wenn Sie jetzt nicht still sind!«
    »Es ist schon gut, Miss Brisbane«, warf Mary ein, »ich habe Mylord gebeten, ihn einmal begleiten zu dürfen.«
    »Ach so«, sagte Anne kalt. Ihr Gesicht wirkte plötzlich steinern, ihre Lippen preßten sich fest zusammen.
    »Ich wünsche viel Spaß, Mary«, sagte sie dann, drehte sich um und ging mit steifen Bewegungen die Treppe hinauf. Cavendor schrie vor Lachen und schlug Mary auf die Schulter, daß sie in die Knie sank.
    »Die gute, ehrbare Miss Brisbane glaubt, wir hätten ein Verhältnis«, rief er, »ist das nicht herrlich? O Mary, ich fürchte, von heute an bist du für sie nicht besser als jedes beliebige Straßenmädchen! Mach nicht so ein Gesicht. Wir haben einen hübschen Ausritt vor uns!«
    Mary hatte ihre Fähigkeiten im Reiten noch keineswegs verbessert und fühlte sich bereits, kaum daß sie die Stadt verlassen hatten, so durchgeschüttelt, daß ihr jeder Knochen weh tat. Sie trug ein paar alte, vom Schnee völlig durchweichte Schnürstiefel von Anne, ihr einziges graues Leinenkleid, darüber ein schwarzes Wolltuch und einen Schal um den Kopf. Sie fror erbärmlich, der scharfe Wind schnitt ihr ins Gesicht, und ihre klammen Hände, mit denen sie die
Zügel halten mußte, taten so weh, daß sie hätte weinen mögen. Außerdem ging es in einer halsbrecherischen Geschwindigkeit voran. Mary hatte schreckliche Angst, sie werde hinabstürzen, denn ihre Knochen fühlten sich so erfroren an, daß sie meinte, sie würden dann zerbrechen wie Eiszapfen.
    Cavendor galoppierte voran, warm und gemütlich in dicke

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