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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Pelze und Handschuhe verpackt. Er summte eine fröhliche Melodie vor sich hin und drehte sich hin und wieder nach Mary um. »Bist du noch da?« rief er. »Du sitzt so ängstlich da oben! Außerdem nimm den Schal vom Kopf, ich möchte dein hübsches rotes Haar im Wind flattern sehen!«
    »Ich lasse mir nicht für Sie die Ohren abfrieren!« schrie Mary zurück. Cavendor lachte schallend. Seine Fröhlichkeit schien Mary nervös und überdreht. Als sie einmal rasteten, um die Pferde, denen schon Schaum vor dem Mund stand, ausruhen zu lassen, fragte sie ihn, was er vorhabe.
    »Es geht um Lady Winter, nicht wahr?«
    Cavendor, der, die Beine lässig voreinander gekreuzt, an sein Pferd gelehnt stand, grinste breit.
    »Wie klug du bist, Mary«, sagte er, »und wie hübsch!« In seine Augen trat ein Flackern. »Wie hastig du atmest, Mary! Kommt das nur vom Reiten? Wie heftig sich deine Brust hebt und senkt! Schade, daß wir nicht mehr Zeit haben, der Wald ist so schön hier, so still und einsam!«
    »Sie haben recht, Mylord, uns bleibt keine Zeit«, entgegnete Mary hart, »lassen Sie uns weiterreiten!«
    Cavendor rächte sich für Marys deutliche Zurückweisung, indem er noch schneller ritt als vorher und so rücksichtslos in jede Wegbiebung preschte, daß die Pferde beinahe schleuderten.
    Der Mann ist wahnsinnig, dachte Mary, um mich zu strafen, riskiert er es sogar, daß sich die Pferde die Beine brechen. Ein Mensch, der sich ihm entzieht, muß eine tödliche Kränkung für ihn sein.
    Sie war am Ende ihrer Kräfte, halbtot vor Kälte, als sie endlich an einem einsamen Wirtshaus mitten im Wald ankamen, vor dem Cavendor sein keuchendes Pferd zum Stehen brachte. Das Gemäuer sah trostlos und kalt aus, kein Rauch stieg aus dem Schornstein,
durch den schmutzigen Schneematsch im Hof strich eine magere Katze. Über der Tür war ein Schild befestigt mit der Aufschrift Star and Crown und darunter befand sich ein Pfeil in westliche Richtung, der nach Hampton Court wies.
    » Wir sind am Ziel«, erklärte Cavendor, »sag, ist dir kalt? Du hast ganz blaue Lippen!«
    Mary hatte den unbestimmen Eindruck, daß er es genoß, sie leiden zu sehen, und erwiderte nichts. Aber das Gefühl der Kälte umfing sie ganz und gar und ließ keiner weiteren Empfindung Raum. Sie konnte kaum noch daran denken, was sie heute würde tun müssen und welch ein Grauen über dieser Einöde lag. Die Welt bestand nur noch aus Kälte, daneben trat jedes andere Gefühl zurück.
    »Und was nun?« fragte sie matt.
    Cavendor starrte angestrengt in den grauen, unbeweglichen Winterhimmel, dessen dicke, schneeschwere Wolken tief über der Erde hingen. Kein einziger Sonnenstrahl war zu sehen.
    »Es dürfte beinahe Mittag sein«, meinte er, »wir haben es gut geschafft. Es dauert nicht mehr lange, und du erkennst dieses scheinbar ausgestorbene Wirtshaus nicht wieder. Alles wird zum Empfang der Königin vorbereitet.«
    »Sie kommt hier vorbei?«
    »Ja. Wir haben einen längeren Weg genommen, aber sie trotzdem überholt, weil sich der Zug mit den vielen Lasten recht langsam fortbewegt. Auf dem Weg nach Hampton Court rastet die königliche Familie immer hier, wenn sie nicht auf der Themse reist.«
    »Aha.«
    »Ich habe es schon einige Male beobachtet. Wenn der Zug eintrifft, herrscht hier ein unvorstellbares Gewühl und Durcheinander. Pferde, Dienstboten, die Leute aus dem Wirtshaus... es geht zu wie auf einem Jahrmarkt. Kein Mensch wird dich beachten.«
    »Ich soll mich unter die Leute mischen?«
    »Sehr richtig. Und du mußt blitzschnell handeln. Wie gewöhnlich werden den Ankommenden Erfrischungen hinausgebracht, bei diesem Wetter wahrscheinlich große Krüge mit heißem Apfelwein. Es kommt darauf an, daß du es bist, die Lady Winter ihren Kelch reicht und daß du vorher dieses Pulver hineingibst!« Er griff in den
Ärmel seines Pelzgewandes und zog das kleine Tütchen heraus, das Mary Wochen vorher bei Will Shannon geholt hatte.
    »Du schüttest den ganzen Inhalt in den Wein. Er löst sich sofort auf.«
    »Und sie fällt tot um, kaum daß sie getrunken hat?«
    »Nein, das wäre zu riskant. Das Gift wirkt langsam. Vermutlich erreicht sie sogar noch Hampton Court, ehe die Krämpfe einsetzen. «
    Mary schauderte.
    »Gibt es irgend etwas«, fragte sie, »womit ich Sie noch von diesem Plan abbringen kann?«
    Cavendor schüttelte den Kopf.
    »Nichts. Wir dienen hier hochpolitischen Staatsinteressen. Du meinst, daß einfach eine arme, unschuldige Frau mit Gift getötet wird. Du

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