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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Nähe sehen. Ich sorge dafür, daß sie es nie wieder tut.« Die Stimme gehörte Nicolas de Maurois, aber Mary fehlte die Kraft sich zu wundern, wieso er hier war, sie lehnte sich nur dankbar gegen ihn und ließ sich von ihm fortziehen.
    Ihr Husten ebbte ab, sie tat einige vorsichtige Atemzüge. Sie lebte tatsächlich noch. Ein Mantel aus warmen Fellen lag um ihre Schultern, etwas Steinernes legte sich an ihre Lippen und heißer Apfelwein füllte ihren Mund. Benommen öffnete sie die Augen. Sie saß an einen Baum gelehnt, irgendwo im Dickicht des Waldes, gehüllt in den Mantel, der aus zusammengenähten Fellfetzen bestand und sie herrlich wärmte. Ihr Pferd stand mit hängenden Zügeln vor ihr und scharrte mit einem Vorderhuf im Schnee. Daneben stand ein
weiteres Pferd, das sie nicht kannte. Neben ihr kniete ein Mann und hielt ihr den Becher an den Mund. Sie hörte auf zu trinken, schlang die Arme um ihn und küßte ihn.
    »Ach, Frederic«, murmelte sie.
    »Verzeihung«, erwiderte Nicolas, »ich weiß nicht, wer der Glückliche ist, den du gerade zu küssen glaubtest, aber du hast dich getäuscht. Ich bin es, Nicolas!«
    Jetzt fiel ihr ein, daß sie vorhin seine Stimme gehört hatte. Erschrocken schlug sie die Augen ganz auf.
    »Oh, es tut mir leid«, sagte sie verwirrt. Sein Gesicht, das sich über sie neigte, war erstaunlich sanft und voller Besorgnis, aber jetzt glitt leiser Ärger darüber.
    »Ich finde es keineswegs verwerflich, daß du mich geküßt hast, Mary Askew«, sagte er, »aber ich verzeihe es dir nie, daß du den falschen Namen dabei nanntest. Wer auch immer dieser Frederic ist, du wirst nicht leugnen können, daß er nicht hier war, als du ihn brauchtest, wohingegen ich gerade noch im letzten Moment zu deiner Rettung herbeieilte.«
    »Woher wußten Sie...«
    »In gewissen Kreisen sind solche Dinge bekannt. Und da es mich überaus reizte, dich als Giftmörderin zu erleben...« Er lächelte zärtlich. »Ich glaube, zu dem Beruf taugst du nicht«, meinte er.
    Mary versuchte ihre vielen wirren Gedanken zu ordnen. »Ich habe es nicht getan. Oh, was wird Lord Cavendor...« Sie richtete sich auf, ihre Lippen zitterten. »Er bringt mich in den Tower, das hat er gesagt! Wenn Lady Winter nicht stirbt, will er mich...«
    »Psst. Reg dich nicht auf. Ich glaube, das sind leere Drohungen von ihm. Er wird nichts tun.«
    »Ich habe solche Angst vor ihm.«
    Nicolas zog sie hoch. Auf wackligen Beinen kam sie zum Stehen.
    »Fühlst du dich besser?«
    »Ja, es geht schon. Wenn Sie nicht gewesen wären...«
    »Ich bin ein treuer Freund«, meinte Nicolas lässig, »hör mal, Mary mein Schatz, wenn du unter gar keinen Umständen zu Cavendor zurückgehen möchtest, dann komm doch mit zu mir. Du könntest bei mir wohnen!«

    Mary sah ihn erschrocken an. »Aber das geht doch nicht, Mr. de Maurois! Das wäre... das geht nicht!«
    »Ach ja, ich hatte vergessen, daß du dich bereits an einen Mann gebunden hast! Wie hieß er noch? Frederic? Wann taucht er eigentlich einmal auf?«
    »Bitte, ich möchte darüber jetzt nicht sprechen. Ich habe solche Angst.« Mary sah blaß und elend aus. Nicolas legte beide Arme um sie. Der Spott war aus seinen Augen verschwunden.
    »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er leise, »ich verspreche es dir, ich werde nicht zulassen, daß dir etwas geschieht. Was auch passiert, ich werde so wie heute da sein und dir helfen!«
    Mary nickte getröstet. Es ging eine Kraft von ihm aus, die sich besänftigend über ihre Sorgen legte. Und schließlich – wenigstens den Mord hatte sie nicht begangen! Das Gift von Will Shannon versickerte im Schnee und Lady Winter würde weiterleben. Bei aller Ungewißheit durchströmte sie ein Gefühl der Erleichterung. Sie ließ sich von Nicolas auf ihr Pferd heben. Nie, niemals wieder wollte sie an diesen Ort zurückkehren. Sie hielt ihre Augen auf Nicolas’ flatternden Mantel geheftet, weil sie irgend etwas brauchte, woran sie sich festhalten konnte. Ihre Stirn glühte und sie wußte, daß sie krank werden würde.
    Aber ich überlebe es, dachte sie und hustete dumpf, und dies heute hier war das erste und das letzte Mal, Lord Cavendor. Suchen Sie sich eine andere Komplizin!
    Schnee stob ihr ins Gesicht, laut knirschten die Hufe der Pferde. Die Dunkelheit brach herein, und auf einmal waren die Bäume nur noch große, dunkle Schatten, bedrohlich fremd und unnahbar wie der Tower von London selber.
     
    Cavendor tobte, als er erfuhr, was geschehen war. Er stieß

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