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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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bezahlen. Oder kannst du dir vorstellen, daß ein Mann freiwillig mit Mary ins Bett geht?«
    Edward schrie vor Lachen. »Nein, nein, allerdings nicht! Das wäre ja die größte Strafe der Welt! Das denkst du doch sicher auch, Mary, wie?«
    Mary, die schweigend über der Wasserschüssel gestanden und Geschirr gespült hatte, richtete sich auf, drehte sich langsam um und trocknete ihre Hände.
    »Ich gehe jetzt«, sagte sie, als hätte sie Edwards Frage nicht gehört, »am späten Abend komme ich zurück.«
    »Ich glaube, du hast die Küche noch nicht aufgeräumt«, sagte Ambrose lauernd.
    Mary sah sich um. »Ich glaube aber schon«, erwiderte sie.
    »Nein«, sagte Ambrose. Er erhob sich schwerfällig, schlurfte durch die Küche, griff nach dem randvoll gefüllten Abfallkübel und schmiß den Inhalt mit unbeherrschtem Schwung quer durch die ganze Küche. Mary sah fassungslos zu, während Ambrose hämisch grinste.
    »Nennst du das eine aufgeräumte Küche, hä?« fragte er.
    »Ich nenne das eine Küche, die du in einen Abfallhaufen verwandelt hast«, entgegnete Mary, » und die du auch wieder allein aufräumen wirst!« Sie wollte zur Tür, doch Ambrose vertrat ihr den Weg.
    »Die Küche aufräumen ist deine Arbeit, Mary!«
    »Und warum?«
    »Hat man je von einem Mann gehört, der eine Küche aufräumt? «
    »Hat man je von einem Mann gehört, der einen ganzen Eimer mit Abfall über einer Küche ausschüttet?«
    »Verdammt!« schrie Ambrose wütend, »ich bin dein Vater, und du wirst tun, was ich dir sage! Du machst hier sofort sauber!«
    Mary hob trotzig das Kinn. »Nein!«

    Im letzten Moment konnte sie Ambroses Faust ausweichen, die mit der ganzen Kraft hemmungsloser, lang aufgestauter Wut auf sie losschoß.
    »Du wirst jetzt hier aufräumen, du gottverdammte Schlampe!« brüllte er. Er zitterte vor Wut.
    Plötzlich dachte Mary: Er könnte mich umbringen. Außer der Angst vor dem Gesetz hindert ihn gar nichts daran!
    Sie bemühte sich, keine Furcht zu zeigen, aber sie konnte selbst spüren, daß sie in ihren Augen stehen mußte. Sie war allein mit zwei Männern, die ebenso gewalttätig wie dumm waren und außerdem gefangen in einem unkontrollierten Haß auf Frauen, die ihnen überlegen waren. Sie begriff, daß die beiden sie eher töten würden, als sie als Siegerin aus diesem Kampf hervorgehen zu lassen.
    »Sie geht eben nicht aus dem Haus, ehe sie nicht aufgeräumt hat«, sagte Edward, »notfalls sieht sie diesen Belville niemals wieder! «
    Beide lachten häßlich. Mary preßte die Lippen aufeinander. Es hatte keinen Sinn, sich länger zu widersetzen, denn die anderen waren stärker und außerdem skrupellos genug, ihr wenigstens einige Knochen zu brechen. Mochten sie ihren Triumph haben, dann würden sie sie wenigstens in Ruhe lassen. Mit dem verachtungsvollsten Blick, den sie nur aufbringen konnte, machte sie sich an die Arbeit. Es dauerte lange, bis sie alle Abfälle zusammengesucht hatte, und die ganze Zeit lachten Ambrose und Edward über sie und spotteten über ihre Dummheit.
    Als sie fertig war, reckte sie sich und warf die Haare zurück. »Kann ich nun gehen?« fragte sie herausfordernd.
    »Bitte sehr«, sagte Ambrose, »und viel Spaß noch!« Wieder lachten sie, aber sie traten zur Seite, um Mary hinauszulassen. Im Gang saß Nan und lächelte, aber Mary beachtete sie heute nicht. Sie rannte aus dem Haus und wie gejagt aus dem Dorf. Erst als sich die freien Wiesen vor ihr auftaten, atmete sie leichter. Die Tränen traten ihr in die Augen, Wald und Felder verschwammen vor ihrem Blick. Sie konnte nicht mehr zurück, nie wieder.
    O Gott, diese verdammten Bastarde, dachte sie verzweifelt, warum konnten sie nicht alle beide am Fleckfieber sterben?

    Sie schrak zusammen, als eine Gestalt vor ihr auftauchte. Es war Frederic, der am vereinbarten Treffpunkt auf sie gewartet und sich schon Sorgen gemacht hatte.
    »Du kommst aber spät heute«, sagte er und fügte erschrocken hinzu: »Und du weinst!«
    »Ja, es ist etwas Schreckliches geschehen. O Frederic, bitte, ich kann nicht mehr zurück, ich kann nicht!«
    Sie schluchzte heftiger. Mit einer hilflosen Bewegung zog Frederic sie an sich.
    »Was ist denn passiert?«
    »Ach, mein Vater«, sie wischte sich die Tränen ab, »er ist gräßlich! Ich kann dort nicht weiterleben. Ich habe Angst vor ihm!« In wirren, abgerissenen Sätzen berichtete sie von ihrem Erlebnis. Von Schluchzen geschüttelt sagte sie: »Ich muß ihm entkommen, ehe es zu spät ist. «
    Frederic sah

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