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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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sie sehr aufmerksam an.
    »Du meinst...« begann er vorsichtig.
    Mary holte tief Atem. »Ich dachte, wir könnten das tun, was wir immer vorhatten zu tun. Weißt du noch? Es war unter der Weide, wir waren Kinder, und du hast gesagt... du hast gesagt, daß wir an dem Tag, an dem du zurückkommst, heiraten und für immer in Marmalon leben werden.«
    Frederics Augen waren dunkel. »Das habe ich gesagt, ja. Aber du sagst es – wir waren Kinder. Jetzt ist alles anders.«
    »Wenn es dir je ernst war, Frederic, dann dürfte jetzt nichts anders geworden sein!«
    »Es war mir immer ernst«, entgegnete Frederic heftig, »und ich habe immer daran gedacht.«
    Mary betrachtete sein schmales Gesicht, und ihre Erinnerung glitt zurück zu einem brütendheißen Sommertag viele Jahre zuvor. Das magere, braungebrannte Gesicht eines kleinen Jungen neigte sich über sie, aus den dunklen Augen sprach der Ernst eines Erwachsenen.
    »Mary, ich verspreche dir, wir bleiben zusammen, solange wir leben. Und später heiraten wir.«
    Jetzt hatte Frederics Gesicht wieder diesen Ausdruck. Dieser unergründliche,
ernste Blick... Heute wie damals vermochte sie ihn nicht ganz zu deuten. Es lag Liebe darin und Sehnsucht, aber beides galt nicht ihr allein, und das ängstigte sie.
    »Vielleicht«, sagte sie, »bin ich unfähig zu erkennen, wann sich etwas ändert.«
    »Es hat sich nichts geändert«, erwiderte Frederic gequält, »jedenfalls nichts, was unsere Gefühle betrifft. Nur... es wäre nicht klug, gerade jetzt zu heiraten.«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil... sieh mal«, er nahm ihre Hände in seine und spielte mit ihren Fingern, »weil die Zeit...«
    »O nein«, unterbrach Mary entrüstet, »fang du nicht auch noch damit an! Der Priester läßt mir damit schon keine Ruhe. Die Zeiten sind nicht gut, ich weiß, aber sie sind auch schon schlimmer gewesen! Wir haben wenigstens keinen Krieg. Und aus allem übrigen können wir uns heraushalten. Ach, Frederic, mach nicht alles so schwierig! Wir bebauen unsere Felder, füttern unsere Tiere und ziehen unsere Kinder groß.«
    »Und zahlen unsere Abgaben?«
    »Ja, ja, die zahlen wir. In Gottes Namen zahlen wir sie eben. Wir können doch nichts dagegen tun. Aber wir sollten dem König und seiner Kirchenpolitik weder unsere Zukunft noch unsere Liebe opfern. Das ist er nicht wert.«
    »Ich weiß, es wäre vernünftiger, sich aus allem herauszuhalten. Du hast ja recht damit. Du bist klug und oft so ... irdisch. Ich denke, du tust immer das Richtige.«
    »Nun, ich...«
    »Ich kann das nicht. Ich kann nicht an einer Epoche vorbeileben, die Augen zumachen und alle Stürme über mich hinwegbrausen lassen. Ich hätte kein gutes Gefühl dabei.«
    »Hast du ein gutes Gefühl beim Sterben?« fragte Mary bitter. »Denn darauf läuft es doch hinaus, oder? Ach, ich kann dich einfach nicht verstehen! Was ist es denn? Bestimmt etwas ganz besonders Männliches, Ehre oder Loyalität oder etwas Ähnliches. Was willst du? Eine Gedenktafel? Seht her, Frederic Belville, er opferte Glück und Liebe im Kampf gegen den Tyrannen! Sei sicher, du bekommst
sie nicht! Die Jahrhunderte werden über dein Sterben hinweggehen, und nichts bleibt von dir als Staub.«
    »Und was bliebe von mir, wenn ich ein friedliches Leben führte?«
    »Es bliebe... es bliebe einfach die Tatsache, daß du glücklich gewesen bist. Und daß du mich glücklich gemacht hast. Und... unsere Kinder.«
    »Mary, es hilft nichts. Ich muß tun, was ich tun will.«
    »Und du willst mich nicht heiraten.«
    »Nein. Nicht jetzt. Verstehst du denn nicht? Ich kann dich der Gefahr nicht aussetzen, in Dinge verwickelt zu werden, mit denen du nichts zu tun haben solltest. Marmalon kann zu einem Ort werden, an dem du nicht sicher bist. Gibt es dir nicht zu denken, wo du mich getroffen hast, als du nach Shadow’s Eyes zurückgekehrt bist?«
    »Im Haus des Priesters.«
    »Und kannst du dir nicht vorstellen, weshalb ich mit ihm gemeinsame Sache mache? Gerade erst hat der König erklärt, daß der Vatikan keine Einkünfte mehr aus England bekommen wird, der Papst hat den König mit dem Kirchenbann bedroht, wenn er sich nicht unverzüglich von Anna Boleyn trennt. Weiß Gott, ich hatte nie viel für die Kirche übrig, aber noch viel weniger für unseren absolutistischen König. Gegen ihn verbünde ich mich mit jedem, notfalls mit der Kirche. Wir sind im Schatten von Canterbury großgeworden, vielleicht hat das doch geprägt. Und der Bruch steht unmittelbar bevor... «
    Seine Stimme

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