Die Sternenkrone
Komm, laß uns diese Maschenkapuzen aufsetzen, die wir entwickelt haben, und einen Ausfall wagen.«
Inzwischen hat George das Schiff sanft gelandet. Siebefinden sich jetzt am Hügelabhang über einem Tümpel. Er hat sich am Bachrand in der Mulde einer Wiese gebildet. Ein großer vereinzelter Felsen liegt auf der ihnen zugewandten Uferseite.
Als sie die Luke öffnen, erfüllt sofort der süße Duft der blühenden Seerosen die Kabine. »Könnte das eine Art Betäubungsgas sein?« fragt June.
»Glaub ich nicht. Von denen gab's eine ganze Menge dort, wo wir Kevin verloren haben, und ich habe keine Symptome bei mir festgestellt ... Komm, gehen wir.«
Sie haben die Rampe kaum verlassen, als George June bereits am Arm packt. »Er ist hier! Neun Narren saßen auf Karren ... los, mach schon!«
June blickt ihn verschleiert an. Sie beginnt mit spürbarer Anstrengung den Satz zu wiederholen, aber während sie spricht, wird ihre Stimme klarer. »Mein Gott«, unterbricht sie kurz. »War er das? So federleicht ... Neun Narren saßen auf Karren/da brachen ... George, ich schaff's nicht! Ich kann dabei nicht denken!«
»Es ist auch nicht einfach. Ich habe viel mehr Übung als du. Geh am besten zum Schiff zurück, aber hör nicht auf, den Satz zu wiederholen. Bleib über Funk mit mir in Kontakt. Ich versuche, wenigstens herauszufinden, wo sich Kevin aufhält. Neun Narren saßen auf Karren/da brachen die Karren ...«
Er geht zum Tümpel hinab, während June leise vor sich hinmurmelnd ins Schiff zurückkehrt. Durch das Sichtfenster sieht sie, wie George an dem seichten Ufer steht. Er schaut sich um. Dann läuft er am Ufer entlang. Als er hinter dem Felsen verschwindet, dreht June das Sprechfunkgerät auf volle Lautstärke. George wird wieder sichtbar und schwenkt den Arm – nichts gefunden. June wendet ihre Augen gerade so lange ab, um den Blick den Bach hinauf und hinunterschweifen zu lassen. Dann schaltet sie das Gerät wieder etwas leiser.
»George! Komm zurück! Ich habe Kevin gesehen. Er ist weiter unten am Bach. Wir müssen ihn dort verpaßt haben!«
George kehrt zum Schiff zurück. »Also, den Telepathen haben wir jetzt gefunden, aber von Kevin fehlt jede Spur. Es sei denn, er hätte ihn unter Wasser gezogen.«
June deutet auf das Teleskop. George nimmt die Maschenkapuze ab und schaut hindurch. »Da ist ja der Junge! Sieht aus, als würde er einen Baumstamm aus dem Wasser ziehen. Nichts wie hin! Diesmal schnappen wir ihn!«
Kevin hört das flüsternde Geräusch des Schiffes in einiger Entfernung hinter sich über dem Hügel. Er schaut nicht hoch. Seine ganze Aufmerksamkeit ist darauf gerichtet, den Bach freizuräumen. Als sich der Hauptstamm endlich löst, stößt er Kevin, der mit aller Kraft an ihm zieht, in den Bach. Kaum hat Kevin wieder Fuß gefaßt, sieht er, wie George und June das Schiff verlassen und auf ihn zu eilen. Ohne Zögern springt Kevin ans Ufer und läuft hinunter in Richtung Wasserfall. George und June dicht hinter sich, stürmt er auf die großen Felsen am Beginn des Gefälles zu, statt den breiten Weg außen herum zu benutzen.
»Komm zurück, Kevin! Wir sind's doch – deine Freunde!«
Doch Kevin hastet weiter. Seine Füße schlingern auf dem glitschigen Untergrund. Dicht neben ihm stürzt der Bach rauschend in eine tiefe, enge Schlucht. Kevin entschwindet hinter einem großen Felsbrocken.
Als George um den Felsbrocken herumläuft, sieht er Kevin mit dem Rücken zur Schlucht stehen. Er verlangsamt den Schritt.
»Kevin, bitte! Komm mit uns!«
Doch Kevin weicht noch weiter zurück, gefährlich nahe zum Abgrund. George sieht, wie dabei sein nasses Schuhwerk auf dem felsigen Boden rutscht.
»Nein«, schreit Kevin. Seine Stimme übertönt das Rauschen des Wasserfalls. »Laß mich gehen, George! Verschwinde!«
In diesem Moment erreicht June die beiden Männer. Kevin wirft abwehrend die Arme hoch, gerät dadurch ins Taumeln und ringt mühsam um sein Gleichgewicht. Als George vorspringt, um ihn festzuhalten, dreht sich Kevin jäh zur Seite und beginnt, vor George und Junes entsetzten Augen dicht am Abgrund hin und her zu torkeln.
»Kevin!«
Kevin gibt ein Knurren von sich. Plötzlich verliert er ganz den Halt. Er stürzt nach hinten über die Felskante. Das letzte, was sie von ihm sehen, sind seine hochwirbelnden Beine. In der plötzlichen Stille vernehmen sie ein Geräusch wie von einer aufplatzenden schweren Frucht.
Zitternd kriechen George und June vorwärts und spähen in die Schlucht
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