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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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Kopf, schlenkert die Beine und entfernt sich schließlich wankend, bis sich nach einigen Metern seine Schritte festigen.
    June beobachtet, wie er Kevin erreicht und den Arm um seine Schultern legt. Sie betrachtet das Ufer des Tümpels und sucht eine flache Stelle aus, an der sie den Handwagen ans Wasser schieben können. Es ist nicht schwer, Clare direkt ans Ufer zu betten, aber wo befindet sich der Telepath? Ist er nahe genug, um sie zu erreichen?
    »Bist du hier in der Nähe?« ruft sie. »Wir haben Arbeit für dich.«
    Wie zur Antwort driften die Seerosenpolster auseinander, und ein großer Blattknospenstengel taucht über der Wasseroberfläche auf. Er ist länger und kräftiger als die Wirtspflanze von Freund.
    »Einen Moment! Wir müssen noch auf die anderen warten.« Die Pflanze scheint die Worte zu begreifen und verharrt ruhig.
    Als Kevin mit seinem unsichtbaren Passagier erscheint, schreit er laut auf und beugt sich über Clare. »Das klappt nie! Soviel Eis!«
    »Die Eiskruste löst sich auf«, sagt George. »Wir legen Clare lieber auf die Erde, bevor das Eis noch weiter abtaut. Wir könnten ihr Fleisch sonst verletzen, wenn wir sie bewegen.«
    Mit großer Vorsicht stellen die drei die Bremse des Handwagens fest. Dann wird Clare heruntergehoben und behutsam auf das weiche, schlammige Ufer gelegt.
    »Freund, kann dein Gefährte so ihren Kopf erreichen? Kevin, schau auf ihren Kopf, damit Freund ihre Wunden sehen kann.«
    »Ausgezeichnet«, erwidert Freunds Stimme. »Ich weiß nicht, ob es wichtig ist, Freund, aber Menschen – das ist der Name unserer Spezies, Menschen ...«
    »Meeenschen?«
    »Ja. Bei uns Menschen gibt es zwei Sorten. Männer, wie Kevin und ich es sind, und Frauen, wie June und Clare. Das hängt mit unserer Fortpflanzung zusammen. Gibt es bei Euch auch zwei Sorten?«
    »Nein. Jeder von uns produziert Pollen und Eier.«
    »Ausgezeichnet. Dann brauchen wir uns ja keine Gedanken zu machen, ob die beiden hier zusammen harmonieren.«
    »George! Wir sind dabei, Clares Leben zu retten! Gibt es nicht Wichtigeres als die Frage, ob dieser Symbiot männlich oder weiblich ist?«
    »Man weiß ja nie«, erwidert George störrisch »Es könnte sein«, mischt sich Freund ein, »daß unsere ursprünglichen Wirte auch aus zwei Sorten bestanden.«
    »Eure ursprünglichen Wirte?«
    »Nur die weisen Älteren können uns das sagen.«
    »Es kommt mir so vor, als wäre es, gleichgültig, wie das Abenteuer hier ausgeht, äußerst wichtig, daß wir deine Weisen besuchen,« meint George.
    »Stimmt.«
    »Sie erwärmt sich«, ruft Kevin aufgeregt. »Und wir haben deinem Gefährten nicht einmal genau erklärt, was wir eigentlich von ihm wollen. Machst du das bitte, Freund?«
    »Natürlich. Aber er weiß schon das meiste. Hört jetzt bitte auf zu sprechen.«
    Während sie schweigend an dem sonnenerwärmten, schlammigen Ufer stehen, haben George und June Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie irrwitzig ihr Unterfangen ist. Doch ein Blick in Kevins wild entschlossenes Gesicht vertreibt ihre Bedenken.
    Die beiden Telepathen unterhalten sich. Die Menschen sehen zu, wie sich der fremde Blattstengel niederbeugt und neben Clares Kopf innehält. Irgend etwas, vielleicht die Kälte ihres Körpers, läßt ihn etwas zurückweichen.
    »Er sagt, es kann lange dauern«, erklärt Freund.
    »Macht nichts.«
    »Kann dein Gefährte wieder in seine Pflanze zurückkehren, falls es ... schiefgeht?« will June wissen. »Das ist kein Problem. Langsam ... wir müssen jetzt ganz ruhig abwarten.«
    Die gespenstische Szene aus der Höhle wiederholt sich, nur daß jetzt die Sonne scheint und Blumen duften. Die äußeren Blätter der Blattknospe öffnen sich. Diesmal erscheint ein kleiner goldener Ball, der sich schaukelnd aus seiner Verankerung im Blattgewebe befreit. Goldene Tentakeln oder Ranken werden sichtbar und schieben sich über Clares Wangen zu der klaffenden Wunde in ihrem Schädel. Die Spitzen verschwinden in der Öffnung.
    »So war es auch bei dir«, flüstert June Kevin zu. »Wir konnten nichts tun außer zuschauen.«
    »Psst!«
    Aber der Vorgang scheint ins Stocken zu geraten.
    »Die Kälte«, sagt Freunds Stimme. »Sie ist zu kalt. Wir müssen abwarten.«
    Kevin stößt einen verzweifelten Schrei aus. Er wirft sich neben Clares Körper und zieht ihn an sich. Dann zerrt und reißt er ihr die steifgefrorenen Kleider vom Leib, gibt ihren wunderschönen Körper der Sonne preis. Er öffnet seine eigene nasse Kleidung, damit er Clare an

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