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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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warum du ausgerechnet auf mich verfallen bist. Ich meine, wir kennen uns doch kaum.« Sein Lachen wirkt entwaffnend.
    »O Jeff – ich ... ich habe dich schon immer nett gefunden.«
    Er blinzelt sie an. »Nicht schwindeln, Prinzessin!«
    »Also gut. Wahrscheinlich hätte ich es nicht ertragen, daß mich jemand, der ... mich besser kennt – hinterher sieht. Dir ist das sicher egal.«
    »Aha. Immer den schönen Schein wahren, was? Du glaubst, sie werden dich nicht mehr verehren, wenn sie dich erst mal als alte Frau erlebt haben?«
    »Ach, hör doch auf! Das ist nicht fair. Wenn dich die Leute später ansehen, werden sie unbewußt immer daran denken. Ich könnte eine scheußliche Narbe haben oder blind sein – oder sonstwas.“
    »Okay, okay. Wir stellen jetzt am besten unsere Skalen ein. Was nimmst du – die üblichen vier Wochen?“
    »Ungern ... Der College-Ball findet gleich in der Woche danach statt.«
    »Scheiß auf den Ball! Das hier ist doch wichtiger ...« Er stellt den Zeitknopf auf vier ein. »Und dein Ziel? Ich meine – wie alt willst du sein?«
    »Fünfundsiebzig.«
    »Nichts für mich.« Er dreht eine Skala auf fünfzig. »Ich möchte das, was ich vorhabe, auch genießen!«
    »Du hast etwas vor?“
    »Allerdings. Oder denkst du im Ernst, ich vertrödle meine Zeit, um die Wunder der Zukunft zu begaffen oder mich mit Weibern zu vergnügen? Ich habe mich mehr als eingehend mit Börsentrends und Index-Optionen befaßt. Die Daten, die ich mir besorgen will, werden mich sehr, sehr reich machen. So reich, daß sich hübsche junge Damen wie du um mich reißen werden!«
    »Gar nicht so dumm!« In ihren schönen Augen ist plötzlich ein berechnendes Glitzern. »Ja ... aber wie willst du diese Daten einschmuggeln? Es hieß doch, daß wir uns an gar nichts mehr erinnern werden – und daß wir nichts außer unserem nackten Körper zurückbringen könnten.«
    »Ich weiß. Und es hat auch wenig Sinn, sich Notizen auf die Haut zu schreiben, denn die Tinte oder was immer man verwendet, bleibt in der Zukunft. Das gilt übrigens auch für deinen Lippenstift. Er ist verschwunden, sobald du ankommst ... Aber ich schätze, daß man es mit so etwas wie Narben schaffen könnte. Wenn ich ein echt scharfes Skalpell nehme und einen Faden unter meiner Haut einbette, so eine Art Stickschrift, nur die allerwichtigsten Zahlen und Fakten – dann löst sich der Faden vermutlich nicht heraus, ohne eine Narbe zu hinterlassen. Selbst wenn man ein Mikroskop benötigt, um sie zu erkennen.«
    »Hmmm ...«
    Eine Computerstimme ertönt. »Noch vier Minuten.«
    In ihre großen, sanften Augen tritt ein Schimmer der Bewunderung. »Ich wollte, ich hätte deine Weitsicht!«
    Er wirft einen Blick zu ihr hinüber und merkt, daß er gegen seinen Willen auf ihre Nähe zu reagieren beginnt. »Du hast keinen einzigen Wirtschaftskurs belegt, stimmt's?« Sein Lachen klingt ein wenig gezwungen. »Das schwache Geschöpf vertraut voll und ganz auf einen reichen Mann, der es einmal ernährt!«
    Sie wendet den Blick ab und meint dann mit einem Achselzucken: »Nun, es scheint einige zu geben, die dieser Gedanke nicht abschreckt ... Aber ich hatte mir immerhin vorgenommen, ein Zeitungsarchiv aufzusuchen und mir den Namen eines Derby-Siegers einzuprägen – wenn es in Zukunft noch Derbies gibt.«
    »Zwecklos. Du wirst dich nicht daran erinnern. Und ein Sieger würde dir nach Abzug aller Steuern auch nur wenig nützen. Besorg dir mindestens ein Dutzend Namen und laß sie nach meiner Methode implantieren!« .
    Sie hebt einen Arm und betrachtet ihre makellose helle Haut. »Damit ich für den Rest des Lebens mit Pferdenamen tätowiert bin!« Sie lacht. »Andererseits gibt es die Plastichirurgie ... Danke, Jeff, dein Tip ist vielleicht gar nicht so schlecht.«
    »Drei Minuten«, sagt die Stimme.
    »Oh ... Jeff, kannst du den Gedanken ertragen, sechzig zu sein, siebzig, achtzig – ohne die Chance einer Rückkehr in die Jugend?« Daß sie selbst einmal achtzig sein könnte, ist für sie unvorstellbar. Aber sie hat das Altern ihrer Lieblingstante miterlebt, hat gesehen, wie sie immer runzliger und gebeugter wurde, wie sie Fett ansetzte und nörgelte. Und das alles ohne die geringste Chance auf einen Urlaub in der Jugendzeit ...
    »Zwei Minuten.« Sie preßt seinen Arm an ihren Körper. »O Jeff, ich – ich – es ist ...«
    Er will sie an sich ziehen und zuckt zurück, als ihr Schamhaar über seine Erektion kratzt. »Vorsicht, Vorsicht – ich will nicht unbedingt,

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