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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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    »Moment! Wo ist Don?« Sie dreht den Kopf hin und her, daß ihr weißes Haar fliegt. Ängstlich starrt sie in den überfüllten Tunnel. »Wo ist Donny? Donny Pascal?«
    »Du liebe Güte, was weiß ich? Irgendwo da hinten. Wen kümmert das?«
    »Ich liebe ihn, er ist mein Mann, mein Leben ...« Sie nimmt sich zusammen. »Er muß hier irgendwo sein, wir waren in der gleichen Klasse. Ich gehe besser zum Eingang, bevor er ... Entschuldigen Sie, Jeff, aber die Sache ist unheimlich wichtig.«
    Sie humpelt barfuß davon, so schnell sie kann, schiebt sich durch das Gewirr alter Männer und Frauen, die unsicher durch die Gegend irren. Er hört sie mit brüchiger Stimme nach Don rufen.
    Ein paar Leute liegen noch auf den Kojen, allem Anschein nach zu schwach oder krank, um aufzustehen. Jeff sieht medizinisches Personal und Helfer, die mit Bahren näher kommen. Das Tor des Tunnels steht weit offen.
    Das Lautsprechersystem erwacht knisternd zu Leben. »Alle, die aus eigener Kraft gehen können, sollten sich jetzt ins Freie begeben«, sagt eine Frauenstimme. »Es stehen Fahrzeuge zum Transport bereit.«
    Sie erklärt ihnen weiter, daß all diejenigen, die keine privaten Vereinbarungen getroffen haben, erst einmal in den Gebäuden des College untergebracht werden. »Denken Sie daran, daß Sie genau genommen immer noch Studenten am Saint Andrews sind. Sie haben ein Recht auf Kost und Logis. Für diejenigen unter Ihnen, die bei uns bleiben möchten, haben wir eine Reihe von Vorträgen und Kurzvorlesungen arrangiert, vor allem Auffrischungskurse in Mathematik und manchen Sprachen, die nach unserer Erfahrung am besten ankommen. Tragen Sie sich bitte in die Listen ein, wenn Sie die Schlafsäle aufsuchen. Ein Mitglied unseres Lehrkörpers wird Sie gern beraten.
    Darüber hinaus finden Sie in Schlafsaal A eine provisorische Krankenstation, in der Sie medizinisch betreut werden. Wir bitten Sie dringend, zumindest eine Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen, damit Sie alle Medikamente erhalten, die Sie regelmäßig einnehmen. Diejenigen unter Ihnen, die ernstlich krank sind, werden im eigentlichen Krankentrakt von einem Geriatrie-Spezialisten behandelt. Sollten Sie in irgend einer Form behindert sein, wird man sich um einen Transport und die geeignete Behandlung kümmern. Keine dieser Maßnahmen wird Ihre Rückkehr in die Schulzeit in irgendeiner Weise beeinflussen.«
    Jeff fühlt sich zwischen Wirklichkeit und Traum.
    Als er sich von der Menge zum Ausgang schieben läßt, fängt plötzlich jemand laut zu schluchzen an. Es ist ein junges Mädchen, das auf seiner Koje kniet, den Bademantel eng an sich gepreßt. Jeff kann sich nicht erinnern, wie sie heißt. Jeanne Irgendwie.
    »Irgendwas ist schiefgegangen!« wimmert sie. »Ich habe den Übergang nicht geschafft! Oooh – was ist geschehen?«
    Ein Betreuer beugt sich über sie. »Keine Panik, Liebes, nur keine Panik! Du kannst es noch einmal versuchen!«
    »Aber weshalb? Was ist geschehen.«
    »Welches Alter hattest du denn eingestellt?«
    »F-fünfundachtzig.«
    »Das macht die Sache mehr oder weniger klar, mein Kind. Die Sonde konnte dich nicht finden, weil du nicht da bist. Mit anderen Worten – du bist bereits tot. Tut mir leid, Schätzchen, aber fünfundachtzig ist nun mal ein sehr hohes Alter. Versuch's noch mal mit der Gruppe, die nächsten Montag dran ist – und wähle einen früheren Zeitpunkt!«
    »Ich bin mit fünfundachtzig tot?« fragt sie ganz ungläubig.
    »M-hm. Sieh mal, dir könnte morgen etwas zustoßen, ein Unfall vielleicht, wer weiß das schon? Die Lebenserwartung ist ein Durchschnittswert. Die Oberschicht und das gehobene Bürgertum leben zwar in der Regel etwas länger, aber es gibt immer ein paar, die nicht ankommen.«
    Ein Junge gesellt sich zu ihnen. »Ich hab's auch nicht geschafft. Bei achtzig, verdammt noch mal. Sind Sie sicher, daß wir eine zweite Chance kriegen?«
    »Ehrenwort.«
    »Und wenn ich wieder daneben liege?“
    »Dann probierst du es eben noch einmal.«
    »Verdammter Mist! Na ja, es wird schon klappen!«
    »Bitte verlassen Sie den Raum!« drängt die Lautsprecherstimme. »Bitte verlassen Sie den Raum!«
    Im Weitergehen hört Jeff, wie Jeanne vor sich hinmurmelt: »Ich werde tot sein ... mit fünfundachtzig werde ich tot sein ...«
    Jeff tritt ins Freie und sieht, wie die in ihren Bademantel gewickelte Alte namens Diane eine weißhaarige Vogelscheuche von einem Greis umarmt. Sie scheint die Welt ringsum vergessen zu haben.
    Er

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