Die Sternenkrone
Fred?«
»Gute Idee!« Don holt drei Weingläser aus dem Abtropfkorb. »Haben wir irgendwo Nüsse oder Kräcker, Di?«
Sie hat bereits eine Dose mit Nüssen geöffnet.
»O nein, laßt doch!« protestiert Fred. »Der Wein reicht voll und ganz. Zufällig weiß ich, daß Di diese Nüsse lange gehortet hat.« Er lacht.
»Zum Wohl!« Don hebt sein Glas. »Und auf unsere Freundschaft!“
»Zum Wohl!« Sie trinken. Der Riesling schmeckt nicht schlecht.
Fred seufzt. »Und was mich besonders schmerzt«, fährt er fort, »ist die Tatsache, daß so viele dieser Verbrecher schwarz sind. Eine Ironie des Schicksals will es, daß drei Viertel, sieben Achtel – ja sogar fünfzehn Sechzehntel – weißer Gene immer noch einen Schwarzen ergeben. Afrika würde uns verstoßen!« Er lacht vor sich hin. »Natürlich können sie nichts dafür. Die früheren Generationen von Weißen, die sie als Analphabeten und Habenichtse in die Freiheit entließen, hatten weder die Voraussicht noch den Willen, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Seinerzeit hätte man das noch mit einem winzigen Bruchteil des Sozialhilfebudgets geschafft, der jedem Staat zur Verfügung steht – oder besser stand, denn mittlerweile ist Sozialhilfe ein Fremdwort geworden. Die Schwarzen wollten damals die Integration in eure Kultur.
Und in unserer Jugend wäre sie noch möglich gewesen, durch intensive Bildungsprogramme für die Kinder. Leider ist die Erziehung ein Job, der viel Zeit und Kraft in Anspruch nimmt – und bei der Mutter beginnen muß. Was nützt es, Kinder in die Welt zu setzen, die schon vor der Geburt durch Unterernährung oder Drogen einen Gehirnschaden erleiden? Aber wer wollte sich schon die undankbare Arbeit der Aufklärung aufhalsen? Die Kinder der Weißen machten Probleme genug ...« In seinem Lachen schwingt ein bitterer Unterton mit. »Nun – lassen wir das ... Da fällt mir etwas ganz anderes ein ...« Er greift in die Innentasche seiner Jacke.
»Seht her!« Er schwenkt drei rosa Eintrittskarten.
»Karten für die große Kennedy-Center-Gala! Ihr habt sie bei mir hinterlegt. Es ist eine Riesenparty mit großem Büffet, dazu den besten Sängern und Tänzern, die es derzeit gibt.«
»Phantastisch!« sagt Don. »Einfach super! Ich bewundere unsere Klugheit!«
»Kein schlechter Einfall.« Di blickt angestrengt in die Ferne. »Aber was in aller Welt ...“
»... zieht man zu so einem Fest an, stimmt's?« sagt Don lachend.
»Kein Problem!« beruhigt sie Fred. »Kleiderordnungen gibt es nicht mehr. Jeder trägt, was ihm gerade Spaß macht. Ihr werdet sogar Leuten in Arbeitsmontur begegnen.« Di zuckt unwillkürlich ein wenig zusammen. »Aber«, fährt Fred ernsthaft fort, »Di hat mich gebeten, sie daran zu erinnern, daß sie eigens Kleidung für diesen Anlaß besorgt hat, die für beide Epochen passen ... solche Umstände!«
»Großartig«, sagt Di entschlossen. »Wir gehen hin.«
Fred nickt. »Noch etwas – ich möchte euch meine Begleitung nicht aufdrängen. Ich bin keineswegs gekränkt, wenn ihr lieber allein sein wollt. Andererseits kann ich euch mit vielen eurer Freunde bekannt machen. Deshalb schlage ich folgendes vor: Ich fahre mit einem anderen Bus als ihr, und wir treffen uns in der Vorhalle – oder auch nicht, falls ihr keine Lust dazu habt. Hierher kommen werde ich übrigens auf alle Fälle, denn von 47 aus starten Busse, die den Transport der Teilnehmer übernehmen; 55 stimmte leider gegen die Entsendung eines Konvois. Diese Banausen organisieren höchstens Fahrten zu den Sportveranstaltungen. Der Teufel soll sie holen! Ich wäre wohl nie in 55 gelandet, wenn sie damals nicht dringend einen Gynäkologen gebraucht hätten. Da das genau der Job ist, den ich ausübe, konnte ich die Warteliste überspringen und sofort einziehen. Ihr habt damals bei mir gelebt.«
»Fred«, sagt Don, »wir fahren alle zusammen, und damit basta! Wenn Di etwas dagegen hat, soll sie allein losziehen oder daheim bleiben.«
Di ist geschult in gesellschaftlichen Dingen. »Das ist doch alles Unsinn, Fred!« sagt sie mit einem strahlenden Lächeln. »Selbstverständlich bleiben wir beisammen.«
Fred erhebt sich mühsam und nickt erfreut. »Also gut, abgemacht. Die Busse fahren gegen halb sechs ab, weil es um diese Zeit noch einigermaßen hell ist. Wir könnten vorher noch zum Essen gehen – ich lade euch selbstverständlich ein. Oh – die Party findet übrigens in einer Woche statt. Das ist gut für euch, denn ihr werdet merken, daß ihr
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