Die Sternenkrone
zunächst einmal todmüde sein werdet. Der Wechsel erfordert viel Energie ... Und nun noch einmal: Kann ich wirklich nichts weiter für euch tun?«
»Da wäre vielleicht eine Sache«, meint Don nach einigem Zögern. »Glaubst du, wir könnten unter deiner Aufsicht einen Blick nach draußen werfen? In dem Brief stand zwar, daß wir das Haus nicht verlassen sollten, ehe wir unsere neuen Ausweise hätten, aber allem Anschein nach beziehen wir eine Zeitung, und ich würde gern nachsehen, ob sie da ist.«
»Natürlich. Sie liegt vermutlich an der Hintertür, da die Zeitungsausträger meist die Nebengassen benutzen, aber ihr wollt sicher zuerst einmal die Vorderansicht genießen.«
»Gern.« Gemeinsam gehen sie zum Haupteingang.
»Bitte sehr!« sagt Fred und macht die Tür weit auf.
Draußen scheint die Sommersonne auf eine Vorortsiedlung mit viel Grün und hohen Bäumen. Sie sehen, daß ihr Heim zu einer Zeile von rosa getünchten Ziegelhäusern gehört, die durch eine Straße und breite Gehwege von einer ähnlichen Häuserreihe mit grünem Anstrich getrennt ist. Die Anordnung der Fassaden und Fenster unterscheidet sich ein wenig von den Gebäuden ihrer Zeit; es scheint, als seien sie nach einer neuen Baumethode errichtet. Ihr kleiner Vorgarten ist ebensowenig eingezäunt wie all die anderen. Ein prächtiger Ahorn steht darin, und an seinem Stamm lehnt ein Dreirad.
»Ich erhielt das Ding an der Pforte«, erklärt Fred. »Sie halten immer einige davon für Gäste bereit.«
Drei Leute kommen auf Dreirädern die Straße entlang. Die Boxen auf der Rückbank scheinen schwer beladen.
»Sie waren beim Einkaufen an der Westpforte«, sagt Fred. Die Dreiradfahrer, zwei ältere Damen und ein alter Mann, winken ihnen zu. Sie winken zurück. Ein großer Retriever mit goldenem Fell galoppiert hinter dem Gefährt her. Er wedelt mit dem Schwanz.
»Sieht bequem aus«, stellt Don fest.
»Ist es auch. So, nun noch zum Hintereingang, damit ihr eure Zeitung bekommt, und dann muß ich mich beeilen, sonst versäume ich meinen Bus. Ich will nämlich noch eine Visite machen, ehe ich die Enklave verlasse. Eine junge Frau, die vor kurzem entbunden hat. Zwillinge«, erklärt er, als er ihre verdutzten Gesichter sieht.
Er dreht sich um und führt sie zum Hintereingang des Hauses. »Ja, gelegentlich kommen Leute nach 55 und suchen mich in der Klinik auf«, erzählt er. »Völlig unnötig, denn Ted Enkerly von 47 ist ein guter Arzt ... Vielleicht sehen sie in mir eine Art Medizinmann.« Er schneidet eine wilde Grimasse und fuchtelt mit den Armen.
Die Hintertür führt über eine Steintreppe in einen kleinen, ummauerten Garten. In einer Ecke befindet sich ein Schuppen. Die Zeitung liegt auf der untersten Stufe. Während Don sie holt, sagt Fred zu Di: »Eure Dreiräder stehen vermutlich im Schuppen. Wenn ihr auf die Hauptstraße hinauswollt, könnt ihr einen Tunnel benutzen, der unter den Häusern durchführt. Oder ihr fahrt gleich durch das Gartentor dort in die Nebengasse.«
»Es steht offen«, sagt Don und unterdrückt mühsam seinen Wunsch, die Schlagzeilen der Zeitung zu überfliegen.
»Genau.« Fred nickt. »Es dauert vermutlich ein paar Tage, ehe ihr euch daran gewöhnt habt, daß es hier kaum Schlösser und Riegel gibt. Einer der Vorteile des Lebens in der Enklave.«
»Das ist ja wunderbar«, meint Di und sieht sich ein wenig nervös um.
»Und jetzt – lebt wohl!« Fred geht mit schnellen Schritten zum Haupteingang zurück und ist im Freien, ehe sie sich richtig verabschieden können. Aber dann dreht er sich um und reicht ihnen eine Karte.
»Meine Nummer. Ruft mich an, wenn ihr etwas braucht. Ich bin Tag und Nacht für euch da – ehrlich.
Ihr geht ins Haus zurück, sobald ich weg hin, versprochen?«
»Versprochen ... und vielen Dank für alles!« sagen sie gemeinsam. Sie sehen ihm nach, wie er sein Dreirad auf die Straße schiebt und geschickt aufsteigt.
»Wiedersehen!«
»Auf Wiedersehen!«
»Es ist schön draußen«, meint Don wehmütig, als sie gehorsam ins Haus zurückkehren. »Ich kann es kaum erwarten, bis wir diese Ausweise bekommen.“
»Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich im Garten Erbsen gesehen«, berichtet Di. »Und kleine Karotten.«
»Du liebe Güte, du weißt tatsächlich etwas Nützli ... ah, ich meine, du verstehst etwas vom Gemüseanbau?« fragt Don verwundert. »Und heißt das etwa, daß du das Zeug auch zubereiten kannst?«
»Manches«, sagt Di grimmig. »Und ich habe keine Ahnung, wie man einen
Weitere Kostenlose Bücher