Die Sternenkrone
noch einmal zum Abschied zu. »Lebt wohl, meine Freunde«, sagt sie leise. »Buena suerte!« Und sie lassen sie allein.
Di und Fred setzen sich in den Garten. Nach einer Weile taucht Don auf, schließt sanft die Tür hinter sich und nickt ihnen ernst zu. Er schenkt Wein ein, hebt sein Glas und sagt: »Auf unsere liebe, tapfere Freundin!« Sie stoßen an.
Ihre Nachbarin inspiziert das Karottenbeet. Don erklärt ihr die Situation und bittet sie, sich keine Sorgen zu machen, wenn in etwa drei Stunden die Ambulanz vorbeikommt. »Es ist eine von Freds Patientinnen, Ellie. Sie wollte hier Abschied nehmen.«
Ellie zieht die Augenbrauen hoch. »Alle Achtung, das finde ich sehr großzügig von euch«, meint sie ein wenig schroff. »Wir haben uns einmal dazu bereit erklärt, aber es war keine sehr angenehme Sache.«
Fred gesellt sich zu ihnen. »Ihre Karotten sehen wirklich prächtig aus«, sagt er beiläufig. »Welche Sorte pflanzen Sie an?«
Sie beginnen über alltägliche Dinge zu plaudern, und nach einer Weile geht Ellie ins Haus.
Aber irgendwann während des langen Wartens, während der bedrückenden Stille, die sich hin und wieder breitmacht, während Dianes Blicke geistesabwesend über die schäbige Backsteinmauer des kleinen Gartens und das Tonnenhäuschen wandern, über den niedrigen Holzzaun, hinter dem Dutzende ähnlicher kleiner Gärten zu sehen sind, während vage der Lärmeiner Party zu ihnen herüberdringt, auf der etwas zu viel getrunken und zu laut gesungen wird – während Fred ein frisches Taschentuch braucht und Don noch einmal sein Erlebnis mit Mrs. Dickey erzählt ... irgendwann während dieser Zeit wispert ihr eine ungebetene Stimme ins Ohr, das ist es also, und mehr als das wird nie sein – und plötzlich weiß Diane ganz genau, warum ihr älteres Ich diesen Revolver in die Nachttisch-Schublade gelegt hat. Damit sie ihn benutzt. Auch wenn sie Don damit Schmerzen zufügen würde.
Nein ... nicht würde, sondern wird. Denn ihr ist jetzt klar, wie sie die Zukunft ändern kann. Es gibt nur einen sicheren Weg: All dies bleibt ungeschehen, wenn sie nicht da ist.
Kann sie es tun?
Sie kann. Und sie wird es tun.
In diesem Moment überkommt Diane ein tiefer Friede, der sie nicht mehr verläßt, während die Stunden und Tage vorbeifliegen. Friedlich gesteht sie sich nachts im Bett ein, daß dies hier nicht nur Sex ist, sondern Liebe, echte Liebe – daß Don nicht nur der Liebhaber ist, sondern der Geliebte. Friedlich bewegt sie sich durch das kleine Haus, und obwohl es ein wenig schäbig ist und einen frischen Anstrich brauchte, so ist und bleibt es doch ihr geliebtes Heim. Friedlich plaudert sie mit Fred und lacht über seine Scherze, und zum erstenmal in ihrem Leben ist sie einfach glücklich.
Kein Gedanke an goldene Treppen, keine bitteren Gefühle, von der großen Welt ausgeschlossen zu sein, kann sie erschüttern; das Wort für immer hat seinen Stachel verloren. Denn sie weiß jetzt, wie sie alleslösen wird.
Sie erinnert sich, daß es während des ersten Zeitsprungs ein winziges Intervall gab, in dem es ihr möglich gewesen wäre, gegen den Schlaf anzukämpfen und den nahenden Wechsel hinauszuzögern. Und genau das wird sie diesmal tun. Sie wird abwarten, bis Don fest schläft und nichts mehr wahrnimmt, wird wachbleiben bis zum allerletzten Moment – um dann die Pistole an die Schläfe zu setzen und abzudrücken. Er wird sich an nichts erinnern. Sie hat zwar wenig Ahnung von den geheimnisvollen Mechanismen der Zeitreise, aber sie schätzt, daß er mit etwas Glück einfach aufwachen und nichts mehr von diesem Leben wissen wird. Schlimmstenfalls erfährt er vielleicht vom Tod eines hübschen, snobistischen Mädchens, das er flüchtig gekannt hatte. Er muß sie nicht als Wrack von der Straße auflesen. Und wenn er einmal liebt, dann nicht sie, sondern eine andere. Er hat das Talent, Frauen glücklich zu machen; wahrscheinlich erlebt er mit dieser anderen eine noch tiefere, schönere Beziehung als mit ihr. Und sie selbst wird in diesen kurzen, unwirklichen Wochen die wahre Liebe kennengelernt haben, ohne jemals die Hölle durchzumachen, die ihr älteres Ich erlebt hat ... Ja, das ist die einzige Lösung. Sie kann mit sich selbst Frieden schließen.
Wenn nur die Zeit nicht so rasch verfliegen würde! Am letzten Morgen bricht sie doch noch in Tränen aus. Don sieht sie kopfschüttelnd an.
»Man könnte meinen, daß wir uns nie wiedersehen werden, Liebes. Überleg doch, wir haben das ganze Leben
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