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Die Sternenkrone

Die Sternenkrone

Titel: Die Sternenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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auf und verschwand, da ein Kanaldeckel unter ihm zusammengebrochen war. P. ließ ihn mit einer Gehirnerschütterung und ihrer Kreditkarte im Krankenhaus von Moosonee zurück. Die Otter brummte weiter nach Norden.
    Die Tundra unter ihr war eine eintönige, leicht gewellte Ebene mit Seen und Dickicht, auf die Regenwolken ihre inselgleichen Schatten warfen, gelegentlich von Grau bedeckt, wo es gebrannt hatte oder der Müll eines Lagerplatzes herumlag. P. beobachtete, wie sich die gewundenen Wasserläufe mit dem wechselnden Licht der Sonne von dunkel in hell verwandelten. Geliebter, ich komme ... komme ... komme! sang ihr Herz zum Dröhnen der Kolben des Flugzeugmotors. Sie landeten bei einem Vorratsdepot in der Wildnis, umaufzutanken. Sie blieb still sitzen und nahm die Stechmücken, die in der Kabine herumschwirrten, nicht wahr.
    Bei ihrer zweiten Flugunterbrechung starrte sie der Pilot unverhohlen an. Er war ein rotgesichtiger alter Flughase, der es gewohnt war, daß er der Schweigsame war. Er bot ihr einen Insektenspray an.
    »Nein, vielen Dank.« Sie lächelte ihn an. Er schlug sich in den Nacken und vollführte einen ziemlich unsanften Start, wobei er ein Lied pfiff, das in seiner Jugend als unanständig gegolten hatte.
    Eine Stunde später verdutzte sie ihn, als sie um seine Flugkarte bat. Mit einem Bleistiftstummel kennzeichnete er ihre Route. Sie studierte die Zeichenerklärung und ließ sich in den Sitz zurücksinken; ihr Gesicht strahlte.
    Sie hatte sich überzeugt, daß ihre Flugroute ungefähr der Linie null der Deklination folgte. Der Pfeilhatte ihr den Weg gewiesen, nicht zur Nordachse, sondern zu SEINEM Magnetpol. Natürlich: die geheimnisvolle Front SEINER Strahlung. Wo war sie genau?75 Grad nördlich und 101 Grad westlich, irgendwo oberhalb der Halbinsel Boothia. Bathurst, das klang richtig. Geliebter, ich eile zu dir! Das Flugzeug war so elendiglich langsam!
    Aus den Kopfhörern des Piloten drang ein wirres Durcheinander. Er lauschte angestrengt, fluchte, lauschte wieder. Die Küste von Churchill lag vor ihnen. Er deutete nach unten. Sie sah zwei lange Schiffsspuren im Meer, die nach Osten abdrehten. Nur ein einsamer Tanker lag noch im Hafen. Der Flugplatz sah leer aus. Zu ihrer Überraschung mußten sie doch eine Weile im Sonnenuntergang kreisen, während zwei Maschinen starteten und nach Süden davonflogen.
    Als sie gelandet waren, folgte sie ihm durch eine Menschenmenge in das Flughafenbüro, wo sie die großen Landkarten an der Wand betrachtete.
    »Können Sie mich dort hinaufbringen, nach Spence Bay? Und dann noch weiter nach Norden?«
    »Klar.« Er unterschrieb sein Flugpapier auf einem Klemmblock. »Nächste Woche.«
    »O nein. Ich meine morgen. Gleich in der Früh.«
    »Nee, nee, sobald es hell wird, rausche ich ab nach Chiboo. Aus Richtung Winnipeg nähert sich eine breite Schlechtwetterfront.«
    »Aber ich muß! Es ist ... sehr wichtig. Ich zahle gern den doppelten Preis, alles, was Sie verlangen ...« Ihre hübschen Augen bekamen einen Schleier, ihre Hände drückten seinen Arm.
    »Lady, ich würde auf keinen Fall hier bleiben, und wenn Sie mir ... einen Dauerlutscher aus purem Gold anböten.«
    »O bitte ... Sehen Sie, könnten Sie mir vielleicht ein anderes Flugzeug besorgen? Ich muß dort hinauf, mein ... jemand, an dem mir sehr viel liegt, befindet sich dort.«
    Er blickte stirnrunzelnd zu ihr hinunter und hängte seinen Block mit einem heftigen Schwung an den Haken. »Kann irgend jemand morgen früh nach Spence Bay fliegen? Die Lady sagt, sie zahlt sehr großzügig.«
    Die Männer um das Funkgerät, das die Wetterverhältnisse durchtickerte, blickten auf und wandten sich wieder ab. Nur ein einziges Gesicht schenkte ihr weiterhin seine Aufmerksamkeit; es gehörte einem dünnen jungen Mann mit einer tief in die Stirn fallenden schwarzen Haartolle.
    »Frenchy, ist die Maschine beladen?«
    »Das ist Wahnsinn.« Der junge Mann trat einen Schritt näher auf sie zu. Ungerührt zog P. ihr blaßmalvenfarbenes Clipportemonnaie aus der Tasche und blätterte mehrere Hunderter heraus.
    »Es kann sein, daß man sich dabei einen der Schwimmer aufreißt oder noch etwas Schlimmeres.«
    Sie blätterte noch einen Schein heraus, und noch einen, bis der junge Mann eine kurze Verbeugung machte und dicht neben sie trat.
    »Sie verstehen, daß es ein Risiko ist? Madame ist bereit, zwischen Federvieh zu sitzen?«
    »Die Lady möchte unbedingt jemand Bestimmten finden.«
    »Aha.«
    »Bitte nehmen Sie soviel

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